Der Diplom-Volkswirt war der letzte Bundesbankchef mit der ganzen Machtfülle der D-Mark - und der erste, der im Rat der Europäischen Zentralbank sein Gewicht für Deutschland in die Waagschale warf. Der Westfale galt als Garant einer stabilitätsorientierten Geldpolitik. Bei der Einführung der Euro- Gemeinschaftswährung trat er für solide Staatsfinanzen ein.
Als CDU-Mitglied verfasste er 1982 für den damaligen FDP-Wirtschaftsminister Otto Graf Lambsdorff das "Lambsdorff-Papier", das den Bruch der sozialliberalen Regierung und den Sturz von Bundeskanzler Helmut Schmidt einleitete. Zudem beriet er Ex-Kanzler Helmut Kohl in Wirtschaftsfragen bei der deutschen Wiedervereinigung und bereitete in dessen Auftrag den internationalen Wirtschaftsgipfel vor.
Tietmeyer begann seine Karriere 1962 als Beamter im Bonner Wirtschaftsministerium. Zwanzig Jahre später wechselte er als Staatssekretär ins Bundesfinanzministerium. Die terroristische Organisation "Rote Armee Fraktion" scheiterte 1988 mit einem Anschlag auf ihn. Nach seiner Zeit in Frankfurt saß Tietmeyer in zahlreichen Gremien und Aufsichtsräten.
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