“Eine Erklärung der New York Times ist fällig“

  29 Dezember 2016    Gelesen: 535
“Eine Erklärung der New York Times ist fällig“
Der langjährige deutsche Sport-Spitzenfunktionär Hans Wilhelm Gäb wertet das Hin und Her um ein mutmaßliches Staatsdoping in Russland als "Zeichen der Verunsicherung". Zum Vorwurf der Russen, die US-Zeitung habe das Interview verfälscht und den Wortlaut verdreht, sagte Gäb im DLF: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass die New York Times das auf sich sitzen lässt."
Gäb betonte aber, es sei schwer zu bewerten, was genau sich im Gespräch zwischen der "New York Times" und der Vorsitzenden der Russischen Anti-Doping-Agentur Rusada, Anna Anzeliowitsch, abgespielt habe. Die US-Zeitung berichtete am späten Dienstagabend, dass es erstmals ein Geständnis aus Russland gibt. Doch dann folgten die Dementis - von Rusada und dem Kreml.

"Es ist ja ganz ungewöhnlich, dass eine Zeitung von Weltrang wie die `New York Times` aus einem solchen Gespräch veröffentlicht, ohne Dokumente für das Gedruckte zu haben, ohne Nachweise, dass etwas wirklich gesagt wurde. Es müsste ein Gespräch unter Zeugen gewesen sein oder es müsste ein Gespräch mit einer Tonbandaufzeichnung gewesen sein", sagte Gäb im Deutschlandfunk.

Eine Erklärung der US-Zeitung sei dringend fällig. Denn, so Gäb, ohne Beweise wäre das Blatt in einer schwierigen Situation. "Das wäre dann eine Angelegenheit, die dem Sport gar nicht geholfen hat", sagte der einstige Spitzenfunktionär.

Kein Umdenken erkennbar

Gäb betonte, das gesamte russische System habe angefangen von Putin an dieser Lüge festgehalten. Es sei auch nicht das System einer Diktatur, solche Eingeständnisse zu machen. Er glaube nicht, dass sich der russische Sport, der von oben bis unten verseucht sei, in wenigen Monaten geändert habe. "Aus den Reihen der Aktiven und den Kennern des russichen Sports gibt es bisher keine Signale, die wirklich glauben lassen, dass sich die Lage in Russland alleine von der Einstellung her, geändert hätte", so Gäb.
Mit Blick auf Deutschland kritisierte Gäb, dass hierzulande ausgeführt werde, was IOC-Präsident Thomas Bach denke. Von Eigenständigkeit in der Bewertung könne nicht die Rede sein. Das Schweigen, auch der deutschen Funktionäre, sei erschütternd.

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