Zelltherapie befreit Baby vorerst von Blutkrebs

  06 November 2015    Gelesen: 565
Zelltherapie befreit Baby vorerst von Blutkrebs
Die einjährige Layla Richards war todkrank. Nun retteten Ärzte sie mit genetisch-veränderten Immunzellen. Eine Therapie auch für andere? Dafür ist es noch viel zu früh.
Erstmals haben Mediziner ein krebskrankes Baby mit genetisch veränderten Immunzellen vor dem Tod gerettet. Das berichtete am Donnerstag das verantwortliche Ärzteteam aus Großbritannien. Die Behandlung ist einzigartig und war nie zuvor an Menschen getestet worden. Trotzdem entschieden sich die Mediziner mit den Eltern für die Therapie als letzte Überlebenschance für die einjährige Layla Richards mit Blutkrebs. Ob das Mädchen langfristig von ihrer Leukämie befreit ist, muss sich erst noch zeigen. Auch inwieweit die Einzelfallbehandlung für andere Leukämie-Patienten eine Option sein könnte, muss noch ausgiebig untersucht werden.

Einer der beteiligten Ärzte, Waseem Qasim, warnt deshalb vor zu viel Optimismus: "Wir haben diese Behandlung nur einmal bei einem sehr starken kleinen Mädchen angewandt, und beim Anspruch, dies könne für alle Kinder geeignet sein, ist Vorsicht angebracht." Was den Fall aber interessant macht: Krebsforscher setzen seit einiger Zeit große Hoffnung in Therapien mit genetisch veränderten T-Zellen aus dem Abwehrsystem. Diese werden den Kranken entnommen, im Labor bearbeitet und den Patienten wieder gespritzt. Die veränderten T-Zellen sollen dann stark genug sein, um den Krebs zu bekämpfen. Ein sehr aufwendiges Verfahren.

Bislang waren Ärzte davon ausgegangen, dass solche T-Zellen nicht gespendet werden können, da die Abwehrkräfte des Patienten sie als Eindringlinge einstufen und angreifen könnten. Layla Richards hatte selbst aber nicht genug T-Zellen für das klassische Verfahren, daher griffen die Ärzte auf Zellen eines gesunden Spenders zurück. Diese waren vorab zwar ebenfalls verändert worden, um den Krebs bekämpfen zu können, aber eben nicht auf das Mädchen abgestimmt.

Das könnte bedeuten, dass Therapien mit solchen "Allgemeinen"-T-Zellen für verschiedene Patienten eine Option sein könnten. Das würde künftig Zeit und Geld für Behandlungen sparen, sollte sich der bislang erfolgreiche Einzelfall übertragen lassen.

Das Krankenhaus hatte die Zellen bereits im Kühlfach

Bei Layla Richards war im Alter von 14 Wochen eine akute lymphoblastische Leukämie diagnostiziert worden. Trotz Chemotherapie und Knochenmarktransplantation kehrte der Krebs zurück, das Mädchen schien nur noch kurze Zeit zu leben zu haben. Die Eltern entschlossen sich für das Experiment mit den veränderten T-Zellen, namens UCART19. In ersten Laborversuchen hatte sich bereits gezeigt, dass diese Zellen Krebs angreifen und zerstören können.

Wie die New York Times berichtet, wurde die Therapie für Richards von Cellectis entwickelt, einer französischen Biotechnologie-Firma. Das Krankenhaus hatte bereits mit dem Unternehmen zusammengearbeitet und Zellen in Vorbereitung einer klinischen Studie "im Tiefkühlfach", wie der behandelnde Immunologe sagte.
Das Mädchen erhielt die Zellen im Juni, kurz vor ihrem ersten Geburtstag. Daraufhin ließen die Krankheitssymptome nach. Um ihr Immunsystem zu stärken, erhielt Richards später eine zweite Knochenmarktransplantation. Nun muss sich zeigen, ob der Krebs dauerhaft verschwunden bleibt.

Ausführlich wird Richards Fall nächsten Monat auf der Jahrestagung der American Society of Hematology in Orlando, Florida, vorgestellt. Erste Auszüge der Präsentation aber sind bereits öffentlich.

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