Achleitner warnt vor US-Einfluss

  02 Januar 2017    Gelesen: 580
Achleitner warnt vor US-Einfluss
Effizienter und weniger komplex soll die Deutsche Bank nach Angaben von Aufsichtsratschef Achleitner künftig sein. Als Bedrohung empfindet er dabei die neuen Kapitalanforderungen, auf die die USA in seinen Augen zu viel Einfluss haben.
Der Aufsichtsratschef der Deutschen Bank, Paul Achleitner, sieht in der Verschärfung der Kapitalanforderungen, über die derzeit verhandelt wird, eine Bedrohung für europäische Banken. Ihnen drohe dadurch ein Wettbewerbsnachteil gegenüber der US-Konkurrenz, sagte Achleitner der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". "Die globalen Regeln, festgeschrieben im Basel-Abkommen, dürfen nicht einseitig den Vorstellungen der Amerikaner entsprechen." Schließlich habe die Finanzkrise dort ihren Anfang genommen. US-Banken entlasteten ihre Bilanzen, indem sie Immobilienkredite weiterverkauften und Unternehmen sich dort mehr an der Börse als über Kredite finanzierten.

Durch die geplanten Regeländerungen droht vor allem der Deutschen Bank ein deutlich höherer Kapitalbedarf. Achleitner warf den USA indirekt vor, damit Industriepolitik zu betreiben. "Es ist offenkundig, dass nationale Interessen zunehmend robuster definiert und vertreten werden. Es wird Zeit, dass auch wir Europäer für unsere Interessen eintreten."

Grundsätzlich will die Deutsche Bank nach Angaben von Achleitner am Kapitalmarktgeschäft festhalten. Das Investmentbanking sei ein Wettbewerbsvorteil für die Bank gegenüber anderen europäischen Banken. "Nur muss es in einer Art und Weise ausgeübt werden, wie es den heutigen gesellschaftlichen, politischen und regulatorischen Vorgaben entspricht." Die juristischen Nachwehen der Finanzkrise haben die Deutsche Bank Milliarden gekostet. Im neuen Jahr will Achleitner die größte deutsche Bank effizienter und weniger komplex machen. "Das ist Arbeit genug, zumal in diesen unsicheren Zeiten."

Chefaufseher will bleiben

Kurz vor Weihnachten hatte die Deutsche Bank im Streit um Hypothekengeschäfte einen Vergleich mit dem US-Justizministerium vereinbart. Die Einigung sieht eine Strafe von 3,1 Milliarden Dollar sowie Entlastungen für Kunden im Volumen von 4,1 Milliarden Dollar vor. Damit sei die Bank bei der Bereinigung der Altlasten einen großen Schritt vorangekommen, erklärte Achleitner. "Auch wenn die Summe mit 3,1 Milliarden Dollar sowie umfangreichen Entlastungen für Konsumenten hoch ausgefallen ist, sind wir doch alle sehr erleichtert. Jedem muss daran gelegen sein, unsere Vergangenheitsbewältigung so schnell wie möglich abzuschließen, um endlich einzig den Blick nach vorn richten zu können."

Unter anderem steht noch die Beilegung von Geldwäsche-Vorwürfen in Russland aus. Großaktionäre fordern von Vorstandschef John Cryan, die Strategie der Bank noch einmal zu überarbeiten, und zwar so rasch wie möglich. Cryan will sich aus einigen unprofitablen Märkten und besonders kapitalintensiven Handelsgeschäften zurückziehen.

Auch Aufsichtsratschef Achleitner war wiederholt unter Beschuss geraten, etwa als der Aktienkurs der Bank im Spätsommer unter die Marke von zehn Euro fiel. In dem Interview bestätigte er, dass er im Mai für eine zweite Amtszeit kandidieren werde. "Zum Glück haben wir mit den wichtigsten Aktionären schon gesprochen, und die reduzieren mich nicht auf den Börsenkurs."

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