Justizopfer Harry Wörz erhält 450.000 Euro

  10 Januar 2017    Gelesen: 486
Justizopfer Harry Wörz erhält 450.000 Euro
Harry Wörz saß jahrelang unschuldig im Gefängnis. Was ist eine angemessene Entschädigung für ein von der Justiz zerstörtes Leben? Der 50-Jährige hat sich nun mit dem Land Baden-Württemberg geeinigt.
Justizopfer Harry Wörz und das Land Baden-Württemberg haben sich nach langem Rechtsstreit auf eine Entschädigung von 450.000 Euro verständigt. Beide Seiten hätten nach einer mündlichen Verhandlung im Juni 2015 außergerichtlich weiterverhandelt und nun eine Einigung erzielt, teilte das Landgericht Karlsruhe mit.

Der 50 Jahre alte Wörz steht für einen der spektakulärsten Justizirrtümer Deutschlands: Viereinhalb Jahre lang saß der gelernte Installateur und Bauzeichner unschuldig im Gefängnis. Der Mann aus Birkenfeld bei Pforzheim war 1998 wegen versuchten Totschlags an seiner von ihm getrennt lebenden Frau verurteilt worden. Sie war 1997 mit einem Schal gewürgt worden und ist seitdem schwerbehindert.

Das Gericht stellte den Vergleich mit Beschluss vom 22. Dezember 2016 fest. Wörz, seit Jahren psychisch angeschlagen und arbeitsunfähig, werde mit der Summe im Wesentlichen für vergangenen und künftigen Verdienstausfall entschädigt. Die bislang monatlich gezahlte Entschädigung sei letztmals im Dezember 2016 fällig geworden.

Der wahre Täter ist bis heute nicht ermittelt worden

Wörz kämpfte rund 13 Jahre lang vor verschiedenen Gerichten, bis er seine Unschuld beweisen konnte. 2005 sprach das Landgericht Mannheim ihn frei - wegen Mängeln in der Beweisführung kippte der Bundesgerichtshof (BGH) diese Entscheidung aber. 2009 wurde Wörz in Mannheim erneut freigesprochen. Ende 2010 bestätigte der BGH das Urteil, das seither rechtskräftig ist. Der wahre Täter ist bis heute nicht ermittelt worden, im Januar 2013 stellte die Staatsanwaltschaft Karlsruhe alle Ermittlungen ein.

Zuvor hatte der Staat Wörz insgesamt mehr als 150.000 Euro zugebilligt. Er wollte vom Land Baden-Württemberg jedoch eine höhere Summe - und eine Berufsunfähigkeitsrente über das Jahr 2016 hinaus. Außerdem verlangte er einen Ausgleich der Kosten für Anwälte und Möbel aus seiner wegen der Haft aufgelösten Wohnung. Mit dem nun getroffenen Vergleich sind laut Gericht sämtliche Forderungen abgeschlossen und erledigt.

Während des Entschädigungsverfahrens hatte Wörz gesagt, "die haben mein Leben kaputt gemacht". Sein Vorwurf richtete sich gegen Polizei und Justiz. Der damalige Justizminister von Baden-Württemberg, Rainer Stickelberger, äußerte Verständnis. Der SPD-Politiker bedauere "zutiefst die großen Belastungen, denen Herr Wörz ausgesetzt war und bis heute ist", sagte ein Sprecher damals.

Quelle : spiegel.de

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