Per Instagram aufs Kreuzfahrtschiff

  11 Januar 2017    Gelesen: 771
Per Instagram aufs Kreuzfahrtschiff
Sie knipsen ohnehin andauernd für Instagram? Dann könnte Ihnen Ihre Leidenschaft einen Job bei einer Kreuzfahrtlinie einbringen. Kurz - aber gut bezahlt.
Das Bewerbungsverfahren ist charmant: Wer sich für die Stelle "Extraordinary Intern-Ship" bewerben will, muss einfach nur ein Urlaubsfoto bei Instagram posten. Allerdings muss es schon ein ziemlich gutes Foto sein.

Denn zu dem Job, den die Kreuzfahrtlinie Royal Caribbean derzeit ausschreibt (hier ist die Stellenbeschreibung im Original), gehört nicht zuletzt, sich einen netten Urlaub zu machen. Und das dürfte für Konkurrenz bei der Bewerbung sorgen. Doch der Reihe nach:

"Royal Caribbean sucht nach einem #ExtraordinaryExplorer für ein ungewöhnliches Instagram-Praktikum im Sommer 2017."

Das führt ein wenig in die Irre. Immerhin, es ist nicht von einem richtigen Job die Rede, wie das bei dieser Art von werbeträchtigen Stellenbeschreibungen schon mal vorkommt, sondern von einem Praktikum. Dass die ganze Sache aber nur drei Wochen dauern soll, findet sich erst weiter hinten. Das ist selbst für ein Praktikum kurz.

"Sie sollen ein Hybrid aus Fotograf, Dokumentar und Geschichtenerzähler sein, […...] der die besonderen Momente, die unsere Reisen auf See und an Land ausmachen, der Welt via Instagram mitteilt."

Klare Botschaft: Wer sich hier bewirbt, soll im Erfolgsfall Werbung machen. Er reist mit, knipst an Bord und auf Landgang alles mit seinem Handy und verbreitet die schönsten Aufnahmen selbst. Wer also sein Portfolio an Sozialreportagen ausbauen will oder die Arbeitsbedingungen in der Schiffsküche anprangern möchte, passt nicht zu der Stelle.

Zu den gewünschten Eigenschaften der Bewerber gehören Extrovertiertheit und Abenteuerlust, heißt es weiter. Und:

"Sie sollten sich perfekt mit Instagram und allen 23 Filtern der App auskennen."

Mit diesem Kriterium sollen wahrscheinlich alle ambitionierten Leica-Fotografen rausgehalten werden, die nach den ersten Zeilen das kleine Reisegepäck griffbereit hatten, also Stativ, fünf Wechselobjektive und ein Highend-Laptop zur Bildbearbeitung. Royal Caribbean will vielmehr die typischen Selfie-Stick-Touristen ansprechen. Und das mit den Mitteln, die ihnen vertraut sind.

Das Handy wird übrigens nicht gestellt, über die Kosten des Datenroamings findet sich in der Anzeige nichts. Immerhin:

"Die Bewerber müssen keine besonderen Kenntnisse fürs Fotokopieren, Administrieren oder Teekochen mitbringen."

Über die Arbeitsorte erfährt man:

"Sie reisen mit drei Kreuzfahrtschiffen in einem Zeitraum von drei Wochen." Und: "Zielregionen sind New York, die Karibik, Asien und das Mittelmeer."

Das ist ein strammes Programm. Wer sich also von dem Auftrag auch ein bisschen Entspannung und Erholung verspricht, wird wahrscheinlich enttäuscht. Freizeit dürfte allenfalls so viel entstehen, wie man braucht, um zu wissen, wo sich vor Ort schnell fluffige Instagram-Motive finden lassen.

Praktikum mit Preisgeld

Lohnt sich der Stress? Geschmacksfrage. Die Vergütung ist nicht so übel: Unterbringung sowie alle Reisekosten und Alltagsausgaben werden erstattet, zu allen Angeboten an Bord gibt es freien Zugang, also auch die Fitnessanlagen, Kletterwände, Themenrestaurants und Swimmingpools. Dazu gibt es 3000 Pfund, also rund 3400 Euro.

Die 3000 Pfund werden in der Anzeige übrigens als "Preisgeld" deklariert. Klingt, als wäre die Zahlung steuerfrei, ist sie aber wahrscheinlich nicht, weil es einen konkreten Zusammenhang mit einer Arbeitsleistung gibt. Sicherheitshalber sollten Sie das vor der nächsten Steuererklärung prüfen.

Wenn Sie mindestens 21 Jahre alt sind und Lust auf den Job haben: Bis Ende des Monats können Sie sich mit Ihrem Foto bewerben. Wie das korrekt getaggt wird, steht hier.

Quelle : spiegel.de

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