Seine Drohungen zeigen mittlerweile nicht nur bei amerikanischen Autobauern Wirkung. Auf der Automesse in Detroit gab Toyota gerade bekannt, in den nächsten fünf Jahren rund zehn Milliarden Dollar in den USA investieren zu wollen. Auch Toyota hat Trump mit Strafzöllen gedroht, sollten die Japaner in Mexiko Corollas für die USA produzieren lassen. Fiat Chrysler kündigte ebenfalls an, eine Milliarde Dollar in zwei Autowerke im Mittleren Westen der USA zu stecken. 2000 Jobs soll das den USA bringen.
Doch warum regt sich Trump so über den Handel mit Mexiko auf? Produktionsstätten in Länder zu verlegen, wo die Löhne niedriger sind, ist aus Unternehmenssicht sinnvoll - und kein Alleinstellungsmerkmal von Autobauern. Was Trump ein Dorn im Auge ist, ist das Ungleichgewicht in der Handelsbilanz zwischen den USA und Mexiko. Es werden deutlich mehr Güter aus Mexiko in die USA eingeführt als aus den USA nach Mexiko ausgeführt.
Autos machen mehr als drei Viertel aller mexikanischen Exporte aus - es ist der bei weitem größte Anteil an den Waren, die in die Vereinigten Staaten verschifft werden. Die Autos und Autoteile, die aus Mexiko kommen, haben einen Gegenwert von 78 Milliarden Dollar – gut 71 Milliarden Dollar sind allein Autos. Das Handelsdefizit mit Mexiko betrug im Jahr 2015 rund 58 Milliarden Dollar. Würden keine Autos und Zubehör aus Mexiko importiert, hätte Amerika auch kein Handelsdefizit mit dem Land. Trump will die Rechnung gewissermaßen vom Kopf auf die Füße stellen. Ob das sinnvoll ist, wagen zumindest einige Experten zu bezweifeln.
Die USA als Firma
Der Immobilien-Tycoon Trump macht bei jeder Gelegenheit deutlich, dass er die USA künftig wie ein Unternehmen führen will. Die Handelsbilanz des Staates setzt er mit der Bilanz eines Unternehmens gleich. Ist sie negativ, macht der Staat Miese, ist sie positiv, schreibt er Gewinne. "Wir verlieren eine ungeheuerliche Summe an Geld. Statistiken belegen, es sind 800 Milliarden Dollar in einem Jahr im Handel", sagte er einmal während des Wahlkampfes der "New York Times".
Für Dougas Irwin, Handelsexperte und ehemaliges Mitglied der Reagan-Administration, hinkt Trumps Vergleich jedoch. "Während ein Unternehmen nicht unendlich Geld verlieren kann, kann ein Land unendlich lange ein Handelsdefizit aufweisen, ohne Abstriche an seiner guten Verfassung zu machen", zitiert CNN Money aus einem Beitrag für das Magazin "Foreign Affairs". Als Beispiel führt Irwin Australien an. Der Kontinent hat zwar seit Jahrzehnten ein Handelsdefizit, weist aber seit 25 Jahren keine ökonomische Rezession. Umgekehrt weist Japan häufig einen Handelsbilanzüberschuss auf, aber die Wirtschaft stagniert seit Jahrzehnten.
Kann Trumps Plan für Amerika also aufgehen? Wird die amerikanische Wirtschaft profitieren, wenn keine Güter aus Mexiko mehr importiert werden? Kurzfristig möglicherweise ja. Doch langfristig wahrscheinlich eher nicht, wie die Experten von Morgan Stanley sagen. Einfuhrzölle von 20 oder 45 Prozent auf Güter aus Mexiko würden der Wirtschaft im ersten Jahr zwar einen Schub geben. Doch auf die Euphorie würde der Katzenjammer folgen. Langfristig würde das Wirtschaftswachstum der USA sinken. Die US-Exporteure werden durch die höheren Produktionskosten weniger verdienen, die Investitionen zurückgehen und die Verbraucherpreise steigen, prognostizieren die Experten.
Für Mexiko hat Trumps bisher lediglich angekündigte Politik der wirtschaftlichen Abschottung bereits dramatische Folgen. Seit seinem Wahlsieg im November büßte der Peso 17 Prozent an Wert ein. Vergebens versucht sich die mexikanische Notenbank mit Dollar-Verkäufen gegen diese Talfahrt zu stemmen. Nicht nur Mexikos Wirtschaft könnte Schaden nehmen.
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