Anfangs kamen türkische und muslimische Kriegsgefangene nach Deutschland, die mehrheitlich assimiliert wurden. Daraufhin nahmen der preußische König und der osmanische Sultan diplomatische Beziehungen zueinander auf.
Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhundert kamen Studenten, Praktikanten, Auszubildende und Arbeiter hauptsächlich nach Berlin. Während des Ersten Weltkriegs zogen die Türken sogar an der Seite des Deutschen Reiches in den Kampf. Deutsche Unternehmen und Banken investierten und profitierten aus osmanischen Projekten wie der Bagdadbahn.
Die (Waffen)Brüderschaft beider Völker, Deutscher wie Türken, dauert bis heute an. Deutsche Bundeswehrsoldaten befinden sich heute in der Süd-Türkei und schützen das Land im Zuge einer NATO-Mission gegen potentielle Angriffe aus dem syrischen Krisenherd. In Afghanistan kooperieren deutsche und türkische Militärkontingente eng miteinander.
Multilaterale Partnerschaft
Bildungspolitische-, kulturelle-, wirtschaftliche-, diplomatische- und militärische Bündnisse durchziehen bis heute die Geschichte der deutsch-türkischen Begegnung. Mit der Anwerbung von Arbeitskräften aus muslimischen Staaten kam in den 1960er Jahren die große Mehrzahl der Muslime und damit auch Türken nach Deutschland. Gleichwohl waren nicht alle Türken Muslime. Wenige wissen, dass die Türkei ein Vielvölkerstaat mit verschiedensten Religionen ist.
Neben diesen Personen haben sich auch viele Studenten, Unternehmer sowie Flüchtlinge und Asylsuchende aus mehrheitlich „islamischen“ Staaten in Deutschland niedergelassen, sodass wir heute immer öfter anstelle von türkischen oder arabischen Muslimen von deutschen Muslimen mit türkischer, pakistanischer, afghanischer bzw. arabischer oder persischer Herkunft sprechen können.
Die Legende der muslimischen Übervölkerung
Da die deutschen Meldeämter und Statistiken Muslime nicht nach ihrer Religionszugehörigkeit, sondern unter der Rubrik „Verschiedene“ aufnehmen, beruhen Zahlenangaben nur auf Schätzungen. Aktuellere Schätzungen aus dem Jahre 2009 des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BaMF) und des Zentralinstituts Islamarchiv in Deutschland gehen von 4,25 Millionen Muslimen in der Bundesrepublik aus.
Die Deutsche Islamkonferenz dagegen beziffert die Zahl der Muslime in Deutschland auf 3,8 bis 4,3 Millionen. Unter diesen stellen die Menschen mit türkischer Staatsangehörigkeit laut Statistischem Bundesamt mit 1.607.161 Personen (2011) die größte muslimische Minderheit. Wenn zudem die Türken mit Migrationshintergrund dazugezählt werden, als Menschen mit Migrationshintergrund werden vom Statistischen Bundesamt die seit 1950 nach Deutschland Zugewanderten und deren Nachkommen betrachtet, kommen die Statistiker auf 3,0 Millionen Personen mit türkischen Wurzeln in Deutschland.
Die genannten Prognosen sind deshalb mit Vorsicht zu betrachten, da sie alle Türken und Araber als Muslime und alle Griechen als orthodoxe Christen einstufen. Ebenso unberücksichtigt bleiben die muslimischen Bevölkerungsgruppen aus mehrheitlich nichtmuslimischen bzw. religiös gemischten Staaten wie Russland, Indien, Nigeria oder Äthiopien. Faktoren wie die Konversion von Deutschen oder die Einbürgerung von muslimischen Türken, Arabern oder Persern in die Bundesrepublik müssen gleichfalls berücksichtigt werden.
Aus diesen Gründen kann nicht einmal der amtierende deutsche Innenminister sichere Angaben zur Anzahl von islamischen Glaubensanhängern in Deutschland machen. Deutlich zu erkennen ist dagegen, dass die Mehrheit der Muslime in Deutschland Türken bzw. türkischer Herkunft sind. Damit kann man von einem türkisch geprägten Islam in Deutschland sprechen.
Nichtsdestotrotz zeigt aber die vermehrte Annahme der deutschen Staatsbürgerschaft und Übertritte zum Islam, dass immer mehr von „deutschen Muslimen“ die Rede sein wird. Nach Erkenntnissen des Soester Islam-Archivs seien bereits rund 20.000 nichtmuslimische Deutsche zum Islam übergetreten. Andere Schätzungen gehen von etwa 100.000 Personen aus.
Der Ausländeranteil in der Bundesrepublik wird nach Angaben des Ausländerzentralregisters mit 8,2 Prozent (2012) angegeben. Die Tatsache aber, dass nach neuesten Erkenntnissen des Mikrozensus 19,5 Prozent (2011) der Bevölkerung in Deutschland eine Migrationsbiographie besitzt, spricht dafür, dass wir in einer mehrkulturellen und multireligiösen Einwanderungsgesellschaft leben, in der auch der Islam sowie die deutschen Muslime genauso wie christliche, jüdische, hinduistische, buddhistische oder andere Gläubige ein Teil des Landes sind. Der amtierende Bundespräsident und der Noch-Innenminister können da einiges vom ehemaligen Bundespräsidenten Wulff lernen. Auch wenn dies den Herren nicht leicht fallen wird.
„Kopftuchproduzierende Mädchen“? Vielleicht als feuchten Traum
In der demographischen Struktur der eingewanderten Muslime wird z.B. die relativ hohe Fertilitätsrate, – bei türkischstämmigen Frauen liegt die Rate bei 2,1 – und der große Anteil an Jugendlichen und Kindern deutlich, was bei manchen Personengruppen zu Ängsten aber auch Hass und Feindschaft führt. Jedoch auch die Geburtenrate bei den Muslimen nähern sich denen der deutschen Mehrheitsbevölkerung (1,4 Kinder pro Familie) immer weiter an.
Dieser Trend ist seit vielen Jahren zu beobachten. Der Rückgang der Fruchtbarkeitsraten bei Muslimen ist ein weltweites Phänomen und liegt darüber hinaus sogar in muslimischen Staaten unter den Werten der westlichen Länder. Zu diesen Ergebnissen kommt der renommierte Bevölkerungswissenschaftler Dr. Nicholas Eberstadt in der Studie „Fertility Decline in the Muslim World: A Veritable Sea-Change, Still Curiously Unnoticed“ aus dem Jahre 2011.
„Wer hat Angst vorm Muselmann?“
Diese Zahlen und Ausführungen sind den im Schatten agierenden Unterstützern und Helfershelfern des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) möglicherweise bestens bekannt. Dennoch gibt es Leute wie Sarraz_, Mannheim_, Brod_, Stürzenberg_, Breijv_ und andere „Intellektuelle“, die als Sprachrohre durch ihre „Weisheiten“ weiterhin ein anderes Bild zu zeichnen versuchen. Und durchaus mit Erfolg, wie soziologische Studien und empirische Untersuchungen seit einigen Jahren verdeutlichen.
Demnach bewege sich die „Mitte der Gesellschaft“ immer weiter an die extremen Ränder. Dem Frieden in unserem Land scheint dies nicht dienlich zu sein. So etwas verstößt darüber hinaus strikt gegen unsere freiheitlich-demokratisch-rechtstaatlichen Prinzipien.
Aber wer weiß? Vielleicht haben einige auch gerade ein Problem mit Einklang, Wohlstand und Verständigung. Anders gesagt: Mit Einigkeit und Recht und Freiheit!
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