Goldman Sachs kommt wohl nach Frankfurt

  19 Januar 2017    Gelesen: 2085
Goldman Sachs kommt wohl nach Frankfurt
Nach Mays angekündigtem „harten“ Brexit planen viele Banken einen Teilrückzug aus London. Außer HSBC und UBS baut angeblich auch Goldman Sachs viele Stellen in der City ab – Frankfurt darf sich freuen.
Die amerikanische Investmentbank Goldman Sachs wird als Folge des Brexit offenbar die Mitarbeiterzahl in London halbieren und eine Europa-Bank in Frankfurt gründen. Die Zahl der Mitarbeiter in Großbritannien dürfte auf etwa 3000 sinken, berichtet das „Handelsblatt“ am Donnerstag unter Berufung auf Finanzkreise. Das Institut wolle Stellen innerhalb von Europa und in die Zentrale nach New York verlagern. Offiziell wolle sich die Bank zu den Details ihrer Brexit-Pläne nicht äußern, schreibt das Blatt.

Die Bank erwäge, bis zu 1000 Beschäftigte nach Frankfurt zu verlegen, darunter Mitarbeiter aus dem Handelsgeschäft sowie Topbanker, die für wichtige Bereiche bei der Bank verantwortlich sind wie Recht und Compliance, schreibt das Blatt. In Frankfurt solle auch eine europäische Aktiengesellschaft entstehen, um das europäische Geschäft zu vereinen, sagte eine mit den Plänen vertraute Person dem Blatt. Dafür sei die Nähe zu der bei der Europäischen Zentralbank angesiedelten Bankenaufsicht ausschlaggebend.

Ein Teil der bisher in London angesiedelten Stellen solle an andere Standorte in Europa umziehen. Back-Office-Mitarbeiter nach Warschau, Investmentbanker, die etwa französische oder spanische Unternehmen bei Börsengängen oder Übernahmen beraten, näher an ihre Kunden, also nach Frankreich oder Spanien, heißt es in der Tageszeitung. Stellen von Mitarbeitern ohne Kundenkontakt im Handelsgeschäft sollen den Angaben zufolge in die New Yorker Zentrale der Bank umziehen. „Gewisse Funktionen werden stärker in den USA zentralisiert, in Europa werden wir hingegen eher dezentraler„, sagte ein Insider dem „Handelsblatt“.

Auch UBS und HSBC kürzen Stellen in London
Auch die Großbanken UBS und HSBC hatten angekündigt, möglicherweise Tausende Jobs aus London an andere Standorte in der Europäischen Union zu verlagern. Sie wollen damit sicherstellen, dass sie ihre Finanzprodukte auch nach einem Brexit im Binnenmarkt anbieten können.

Etwa 20 Prozent des Handelsgeschäfts werde vermutlich nach Paris verlagert, sagte HSBC-Chef Stuart Gulliver dem Nachrichtensender „Bloomberg TV“ am Mittwoch beim Weltwirtschaftsforum in Davos.

UBS-Verwaltungsratspräsident Axel Weber kündigte an, etwa 1000 Jobs an alternative Standorte zu verschieben, sollte Großbritannien keinen Zugang zum Binnenmarkt erhalten. Noch gelte es abzuwarten, was bei einem Brexit-Deal herauskomme, doch man müsse für alle Fälle planen. „Wir haben das größtenteils bereits gemacht“, sagte Weber dem britischen Fernsehsender BBC am Mittwoch.

Auch bei der HSBC passiert der Umzug nicht über Nacht. Das britische Geldhaus besitze in Frankreich die Geschäftsbank CCF und könne daher recht langsam vorgehen, sagte Gulliver. Andere Wettbewerber, die keine Töchter auf dem Kontinent hätten, müssten schneller agieren.

Premierministerin Theresa May hatte am Vortag in einer Grundsatzrede zum Brexit gesagt, Großbritannien werde aus dem EU-Binnenmarkt ausscheiden. May will stattdessen einen umfassenden Freihandelsvertrag mit der EU schließen. Auch der Zollunion in ihrer bisherigen Form will Großbritannien nicht mehr angehören.


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