Kontrolleure sollen Touristen abgezockt haben

  24 Januar 2017    Gelesen: 422
Kontrolleure sollen Touristen abgezockt haben
Fahrkartenkontrolleure der Berliner S-Bahn sollen betrügerisch Strafgelder erhoben und sie dann einbehalten haben - vor allem von ausländischen Touristen. Die Bundespolizei ermittelt.
Wer unwissend aussah und sich mit dem Berliner Nahverkehr nicht auskannte, wurde ins Visier genommen: In der S-Bahn der Hauptstadt sollen Fahrkartenkontrolleure gezielt vor allem ausländische Touristen in betrügerischer Weise abgezockt haben.

Gegen mehrere Mitarbeiter eines von der Deutschen Bahn AG beauftragten Sicherheitsunternehmens werde wegen Unterschlagung und Betrugs ermittelt, teilte die Bundespolizei mit. Die Ermittlungen seien durch Hinweise von Reisenden ausgelöst worden. Die Deutsche Bahn kündigte harte Maßnahmen bis hin zur Vertragskündigung an.

Die Täter hielten nach Angaben der Bundespolizei bei ihrer Arbeit gezielt nach Touristen Ausschau, die mit den Einzelheiten der Berliner Fahrscheinpraxis nicht vertraut waren. Wenn diese falsche Tickets kauften oder ihre Fahrscheine vor Fahrtbeginn nicht vorschriftsmäßig entwerteten, setzten die Kontrolleure diese etwa unter Druck und forderten "vehement" ein Bußgeld von 60 Euro in bar. Quittungen gaben sie nicht heraus. Dabei ignorierten sie die eigentlich für solche Fälle geltenden Kulanzregeln. Ihrem Arbeitgeber verschwiegen sie die Einnahmen und behielten sie für sich.

Die Bundespolizei leitete ihre Ermittlungen nach mehreren Anzeigen ein. Die Arbeit sei sehr aufwendig gewesen und in enger Abstimmung mit Bahn sowie Sicherheitsunternehmen erfolgt, teilten die Beamten mit. Die Firma habe schon mehrere Mitarbeiter suspendiert.

Polizei rufen, wenn Quittung verweigert wird

Die Bahn forderte von ihrem Dienstleister "nachvollziehbare Maßnahmen, um derartige Vorfälle für die Zukunft auszuschließen". Auch eine Kündigung des Vertrags mit der Firma werde "in letzter Konsequenz" nicht ausgeschlossen, teilte das Unternehmen mit. Die Bahn sei entschlossen, verloren gegangenes Vertrauen umgehend wieder herzustellen.

Auch die Ermittler verwiesen auf die negativen Folgen des Falls. "Das Abzocken durch die Mitarbeiter des privaten Sicherheitsunternehmens ist ein absolut sozialschädliches und hässliches Verhalten", erklärte der Präsident der Berliner Bundespolizeidirektion, Thomas Striethörster. Es sei Vertrauen ausgenutzt worden, das erst zurückgewonnen werde müsse.

Die Berliner Bundespolizei betonte zugleich, sie gehe davon aus, dass "der Großteil der Kontrolleure seine Arbeit ordnungsgemäß macht". Sollten Reisende bei einer Kontrolle samt Beanstandung allerdings keine Quittungen erhalten, sollten sie nicht zögern, die Polizei zu rufen. Das gelte auch, wenn generell etwas "suspekt" erscheine.

Quelle : spiegel.de

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