Allgemeine Panik bei den westlichen Eliten
Entsetzt, von Panik ergriffen, erstarrt: So wirken die politisch Verantwortlichen im Westen und die ihnen treue Presse zu jenem Zeitpunkt, da Donald Trump in das Weiße Haus einzieht.
Und was soll man zu jener Handvoll "nützlicher Idioten" sagen, die in Berlin, Paris oder London vor allem mit der köstlichen Parole "Das ist nicht mein Präsident" aufmarschiert sind? Man kann nichts Anderes tun als auf einen grundsätzlichen Bruch hinzuweisen, der sich nach und nach in vielen europäischen Ländern ebenso abzeichnet wie in den Vereinigten Staaten:
Zwischen den eher besser gestellten Mittelschichten aus Städtern und Intellektuellen, die nach Globalisierung streben; und einer Arbeiterklasse, die seit Jahrzehnten Missachtung und Zersplitterung erfährt.
Zwischen den Ersteren, die an "Werte" denken, und den Zweiten, die "Interessen" bewegen, d. h. ganz einfach ihr soziales Überleben.
Zwischen denjenigen, die sich selbst "gegen den Hass" mobilisieren (!), und denjenigen, die sich für Arbeitsplätze versammeln.
Eine übertriebene Vereinfachung? Vielleicht. Aber diese sichtbar werdende Klassenpolarisierung beginnt vielleicht gerade erst. Und es ist umso besser, wenn dabei die Zweiten ihre Würde wiedererlangen, ihre Existenz und die kollektive Rolle, die ihnen von den Verfechtern der wirtschaftlichen, aber auch ideologischen Globalisierung verweigert wurde.
Hören wir mal, was die Stimmen der Elite zu sagen haben: "Das ist das Ende der Welt", ließ Manuel Valls verlauten und meinte damit nicht etwa die Ergebnisse der Vorwahlen bei den französischen Sozialisten, sondern die Aussicht auf eine "Allianz zwischen Trump und Putin".
"Donald Trump ist entschlossen, das europäische Projekt zu zerstören", liest man im entsetzten Leitartikel der französischen Zeitung Libération. Und Le Monde schlägt Alarm:
Der Präsident der Vereinigten Staaten hat sich absichtlich auf den Weg einer Destabilisierung Deutschlands begeben, […] ganz Europa wird dadurch angegriffen.
Angela Merkel weist ihrerseits darauf hin, dass die EU vor einer ihrer "größten Herausforderungen der letzten Jahrzehnte" steht.
Der EU-Kommissar Pierre Moscovici ist entrüstet:
Wir haben eine amerikanische Regierung, die sich die Zerschlagung der Europäischen Union wünscht, das ist doch wohl nicht möglich!
Der scheidende US-amerikanische Außenminister hat die in Davos versammelten prominenten globalisierten Eliten ermahnt, sich "daran zu erinnern, warum wir diesen Weg seit 70 Jahren gemeinsam gehen". John Kerry scheint sich damit auf die euro-amerikanische Achse der Vergangenheit zu berufen.
Diese allgemeine Panik ist durchaus verständlich. Denn Donald Trump hat in einem einige Tage vor seiner Amtseinführung veröffentlichten Interview all jene Punkte bestätigt, die sowohl Brüssel als auch das Washingtoner Establishment schon während seines Wahlkampfes erzittern ließen. Und, wie Manuel Valls so genial bemerkte, "wir haben vergessen, dass es sein kann, dass ein Populist sein Programm durchsetzen will".
Wird das beim neuen Herren im Weißen Haus der Fall sein? Erst einmal ist Vorsicht angebracht. Aber sollte Herr Trump auch nur zum Teil seinen Worten Taten folgen lassen, dann, ja, dann wäre es tatsächlich das Ende einer Welt, der Auslöser für den Übergang in eine andere historische Ära.
Denn was hat der Milliardär in seinem von Bild und der britischen Times veröffentlichten Interview gesagt?
Das Vereinigte Königreich sei "intelligent" gewesen, die EU zu verlassen;
dass die Letztere nur ein "Vehikel der deutschen Macht" sei; dass er überzeugt sei, andere Staaten würden es dem Brexit nachmachen;
dass es ihm eine Freude wäre, ein eigenes Handelsabkommen mit London auszuarbeiten;
dass der weltweite Freihandel - also insbesondere das TTIP-Abkommen - nunmehr überholt sei;
dass die deutsche Automobilindustrie mit hohen Importzöllen rechnen könne, falls dadurch amerikanische Arbeitsplätze gefördert würden;
und dass die Kanzlerin mit ihrer Politik der offenen Türen für Flüchtlinge einen "katastrophalen Fehler" begangen habe.
Der neue amerikanische Präsident bestätigte, dass er die NATO für "obsolet" halte; dass ein großes Übereinkommen mit Moskau zur atomaren Abrüstung "im Interesse vieler Leute wäre"; und dass folglich die Sanktionen gegen Russland infrage gestellt werden könnten. Der NATO-Generalsekretär brachte alle ihm mögliche Zurückhaltung auf und erklärte sich "besorgt".
Le Monde wütete bereits Ende Dezember: Herr Trump
will der Mann des industriellen Wiederauflebens Amerikas sein und nicht der Sheriff einer westlichen demokratischen Ordnung, die es zu erhalten und zu verbreiten gilt.
Unverzeihlich! In Davos hat Joseph Biden zwei Tage vor Ablauf seines Amtes als amerikanischer Vizepräsident verzweifelt dazu aufgerufen, die "liberale internationale Ordnung" zu retten...
Sechzehn ehemalige Staats- und Regierungschefs und Minister – vor allem aus den nordöstlichen Ländern Europas – hatten kurz zuvor auf die große Gefahr aufmerksam gemacht, die mit einer Annäherung an Russland verbunden wäre: "Vertrauen und Freundschaft wären ein schwerwiegender Fehler", schrieben sie, ohne zu zögern.
Muss man sich da über die wachsende Hysterie gegenüber Russland wundern? Moskau wird in einem Aufwaschen beschuldigt, mit wachsendem Erfolg seine öffentlichen Medien auf ein westliches Zielpublikum auszurichten, die sozialen Netzwerke mit falschen Nachrichten zu überfluten und die Computer westlicher Institutionen zu hacken.
Der CIA, der NSA und dem FBI zufolge – und Gott weiß, dass diese noblen Einrichtungen nur die Wahrheit sagen können – hat Wladimir Putin so die amerikanischen Wahlen zugunsten seines Favoriten beeinflusst und natürlich die Champagnerkorken knallen lassen. In einer Übertragung von Arte war zu sehen, wie der große (scheidende) Boss der US-Nachrichtendienste, James Clapper, erklärte:
Die Russen haben eine langjährige Erfahrung in der Beeinflussung von Wahlen, ob es sich nun um ihre eigenen Wahlen oder die der Anderen handelt.
Unfreiwilliger Humor?
Und schon heißt es, der Herr des Kremls bereite sich auch schon darauf vor, sich um die niederländischen, französischen und dann die deutschen Wähler zu kümmern, die 2017 zur Urne schreiten. Damit auch sie alle für anti-europäische - oder als solche bekannte - Gruppierungen stimmen.
Denn ohne solche dunklen Manöver würden die Bürger natürlich begeistert eine Europäische Union befürworten, die zunehmend beliebter und legitimer wird...
Noch ein Gläschen Champus, Wladimir Wladimirowitsch?
Quelle:rt deutsch