Der Internetriese Google rief kurz nach Unterzeichnung der präsidialen Anordnung am Freitag seine Mitarbeiter aus dem Ausland zurück. Betroffen seien mehr als 100 Google-Angestellte, die sich derzeit beruflich oder privat im Ausland aufhalten und aus muslimischen Ländern stammen, hieß es.
"Es ist schmerzlich zu sehen, wie sich diese Anordnung persönlich auf unsere Kollegen auswirkt", schrieb Google-Chef Sundar Pichai an seine Mitarbeiter. "Wir haben unsere Position zu Einwanderungsfragen immer öffentlich bekannt gemacht und werden das auch weiterhin tun", zitierte die Nachrichtenagentur Bloomberg aus dem Schreiben.
Google Co-Gründer Sergey Brin nahm persönlich an den Protesten im Flughafen von San Francisco teil, schrieb ein Journalist des "Forbes"-Magazins auf Twitter. "Ich bin hier, weil ich ein Flüchtling bin", wurde Brin zitiert, der 1973 in Moskau geboren wurde und 1979 mit seiner Familie in die USA ausreisen konnte.
"Nicht die Politik, die wir unterstützen"
Kritik kam auch von Unternehmer Elon Musk, Gründer von PayPal, Tesla und SpaceX. Er nannte den Einreisestopp einen falschen Weg, um den Herausforderungen des Landes zu begegnen. Viele der betroffenen Menschen würden die USA unterstützen, schrieb Musk auf Twitter. Das Unternehmen Twitter setzte auf dem eigenen Portal eine Nachricht ab, in der es hieß, dass das Unternehmen von Immigranten aller Religionen aufgebaut werde. "Wir stehen mit ihnen, immer", heißt es in dem Tweet weiter.
Apple-Chef Tim Cook schrieb in einem Brief an seine Mitarbeiter, die Anordnung des Präsidenten entspreche "nicht der Politik, die wir unterstützen". Er versprach den betroffenen Mitarbeitern Hilfe. Das Unternehmen habe sich bereits an das Präsidialamt gewandt, um die negativen Auswirkungen des Erlasses darzulegen. In sozialen Netzwerken wiesen Nutzer darauf hin, dass Apple-Gründer Steve Jobs Sohn eines syrischen Einwanderers war.
Es sei "eine traurige Woche" sagte Netflix-Chef Reed Hastings. Es sei an der Zeit, sich zusammen zu tun und die amerikanischen Werte zu schützen. Microsoft-Chefjustiziar Brad Smith erklärte, das Unternehmen glaube an ein starkes Einwanderungssystem, über das qualifizierte Arbeitskräfte ins Land gelangten. Außerdem müssten die USA Flüchtlingen, die um ihr Leben fürchteten, Asyl gewähren. "Dieses Verbot hat Folgen für viele unschuldige Menschen", sagte Uber-Chef Travis Kalanick. Der Fahrdienst werde alle Mitarbeiter entschädigen, die aus den betroffenen muslimischen Ländern stammten und vorübergehend nicht mehr in die USA zurückkehren könnten.
Facebook-Gründer Mark Zuckerberg kritisierte bereits am Freitag die Einwanderungspolitik des Präsidenten. "Die Vereinigten Staaten sind eine Nation von Einwanderern, und wir sollten stolz darauf sein", schrieb Zuckerberg auf seiner Facebookseite in Bezug auf das Einreiseverbot aller Flüchtlinge für vorerst 120 Tage. Darin verwies er auch auf die Herkunft seiner Ur-Großeltern, die aus Deutschland, Österreich und Polen gekommen seien. Die Eltern seiner Frau Priscilla seien als Flüchtlinge aus China und Vietnam in die USA gekommen. Die Erlasse zur Einwanderung beunruhigten ihn, schrieb Zuckerberg weiter - "wie viele von euch".
Probleme im Luftverkehr
Doch nicht nur Internetunternehmen übten Kritik an Trump. Der Luftfahrtverband IATA zeigte sich besorgt über die Auswirkungen für den internationalen Flugverkehr. Die US-Zoll- und Grenzschutzbehörde habe den Branchenverband informiert, dass Flugzeugbesatzungen aus Staaten wie dem Iran und dem Irak künftig nicht mehr in die USA gelassen würden, ging aus einer IATA-E-Mail an ihre Mitglieder hervor. Die IATA sei sehr kurzfristig informiert worden, hieß es.
Fluggesellschaften müssen nun ihre Crews zum Teil umstellen und können nicht mehr alle Passagiere befördern. Auf den Internet-Seiten der Fluglinien Emirates, Etihad Airways und Qatar Airways hieß es etwa, Reisende benötigten eine US-Aufenthaltsgenehmigung (Green Card) oder ein Diplomaten-Visum, um in die USA einzureisen. Der Erlass könnte auch Einbußen für die Fluggesellschaft zur Folge haben. Allein im Jahr 2015 sind nach Angaben der US-Heimatschutzbehörde 35.000 Besucher aus dem Iran in die USA geflogen.
US-Präsident Donald Trump hatte am Freitag per Erlass die Einreise für Bürger aus dem Irak, dem Iran, dem Jemen, Libyen, Somalia, dem Sudan und Syrien für 90 Tage ausgesetzt. Auch Flüchtlinge dürfen zeitweise nicht mehr einreisen. An Flughäfen in mehreren US-Städten protestierten daraufhin Tausende Menschen dagegen. Die US-Bürgerrechtsorganisation ACLU reichte zusammen mit zwei anderen Gruppen im Namen mehrerer Festgehaltener Beschwerde vor Gericht ein. Dieser wurde teilweise stattgegeben.
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