Mutmaßlicher Attentäter von Québec Jung, weiß, wütend

  31 Januar 2017    Gelesen: 485
Mutmaßlicher Attentäter von Québec Jung, weiß, wütend
Die Polizei macht Alexandre B. für den Tod von sechs Menschen in einer Moschee in Québec verantwortlich. Nun werden neue Details über den mutmaßlichen Attentäter bekannt.
Zwei Tage nach dem Massaker in einer Moschee in Québec ist die Facebook-Seite des mutmaßlichen Schützen bereits offline. Ein Screenshot kursiert im Internet, er zeigt, welche Seiten dem 27-Jährigen zuletzt gefielen: Darunter US-Präsident Donald Trump, Front-National-Chefin Marine Le Pen, eine feministische Uni-Gruppe und die "Génération Nationale".

Auf den ersten Blick eine Mischung, die nicht unbedingt kohärent erscheint. Doch sie passt in das Bild, das nach und nach von dem mutmaßlichen Attentäter von Québec entsteht. Die Polizei hat bislang nur wenig über den Mann bekanntgegeben, der am Sonntagabend mindestens sechs Menschen beim Gebet in einer Moschee erschossen haben soll.

Alexandre B. kommt laut den Ermittlern aus einem Vorort von Québec und studiert an der Universität Laval Politikwissenschaften. Der Campus ist nur ein paar Kilometer von der Moschee entfernt. Und die Ermittler gehen davon aus, dass B. bei der Bluttat am Sonntagabend alleine handelte. Doch was waren seine Motive? Dazu schweigen die Ermittler bislang.

Wahrscheinlich sei Hass auf Muslime das Motiv, spekulieren mehrere Medien. Die Mischung aus national-konservativen Politikern und Organisationen auf der einen Seite und liberalen Gruppen auf der anderen passt in das Bild, das nach und nach von dem mutmaßlichen Attentäter entsteht. Er sei als ein Facebook-Troll bekannt gewesen, inspiriert von rechtsextremen Bewegungen in Frankreich, schreibt die kanadische Zeitung "The Globe and Mail".

Alexandre B. soll Muslime gehasst haben, gegen Flüchtlinge argumentiert haben und von der Rechtspopulistin Le Pen begeistert gewesen sein, erzählten Bekannte des Verdächtigen der Zeitung. Ein Mitstudierender sagt, B. sei von einer "rassistischen Nationalismus-Bewegung" inspiriert gewesen, ein anderer bezeichnete ihn als Außenseiter.

Und B. trat offenbar Facebook-Gruppen bei, um dort gegen die Mitglieder oder ihre Anliegen zu hetzen. Er habe B. auf dem Foto erkannt, berichtet François Deschamps, Leiter einer lokalen Organisation, die mit Migranten und Flüchtlingen arbeitet. B. habe regelmäßig extreme Kommentare geschrieben, in denen er Flüchtlinge und Feminismus verunglimpfte, so Deschamps. "Es war kein offener Hass, eher Intoleranz - ein Ausdruck seiner national-konservativen Identität."

Nationalistische und islamfeindliche Organisationen in Québec distanzierten sich von dem Anschlag. "Gewalt ist für uns keine Lösung", erklärten die Gruppierung Fédération des Québécois de souche und die Organisation Atalante Québec laut Nachrichtenagentur AFP. Auch die islamfeindliche Vereinigung La Meute verurteilte "jegliche Gewaltanwendung". Die rechten Gruppen hatten zuvor Trudeaus Einwanderungspolitik immer wieder kritisiert.

Quelle : spiegel.de

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