"Ich habe keine Angst vor dem Unbekannten, vor dem Weit-weg-sein - und kann es nie erwarten, bald weiterzuziehen", sagt die 26 Jahre alte Sobczak. Der 29-jährige Nerding ergänzt: "Es soll in meinem Leben immer aufregend sein." Er sei neugierig wie ein zwei- oder dreijähriges Kind. "Ich spüre die Gefahr nicht so, weil ich immer Extremsport gemacht habe." Früher sei er Triathlet gewesen, nun verirre er sich in der Wüste.
Nur das Notgeld dabei
Die beiden reisen ohne Geld, da müsse man flexibel sein. Das gelte auch fürs Essen. Stets hätten sie einen speziellen Schlüssel dabei, mit dem sich Container an Supermärkten und Tankstellen aufschließen ließen. Manchmal würden die Besitzer extra Glas zerschlagen und die Splitter ausbreiten. Andere verschütteten Chemikalien. Für Transport habe er nie etwas zahlen müssen, sagt Nerding. "Da gibt es so viele Möglichkeiten, die man sich zuhause, wenn man auf der Couch sitzt und aus dem Fenster schaut, nicht vorstellen kann." Auch für Übernachtungen braucht das Paar kein Geld. Beide schlafen im Freien, im Kloster, in besetzten Häusern, bei Mitgliedern von Internet-Plattformen wie Couchsurfing oder im Gästezimmer von Menschen, die sie unterwegs treffen.
Sobczak erzählt, es gebe noch ein bisschen Geld aus ihrer Zeit in Spanien. Benutzen würden sie das fast nie. "Ich kann mich nicht daran erinnern, wann ich das letzte Mal alleine in einem Laden war und etwas gekauft habe", sagt Nerding. Er betont: Die beiden geben auch zurück, wann immer sie könnten. Indem sie ihre Geschichten teilten und mit anpackten, wo es nötig sei.
Auf in ein verrücktes Leben
Und die Gefahren? "Ich scheue mich nicht vor Erfahrungen", sagt Nerding. Sobczak sagt, sie reise entspannter, seit sie zusammen unterwegs seien. "Dabei geht es nicht um mich, sondern um meine Familie. Sie brauchen diese Sicherheit." Sobczak und Nerding sind an vielen Tagen nur dann getrennt, wenn sie auf die Toilette gehen. "Manchmal kommen wir nicht umhin, uns anzuschreien", sagt Sobczak. Der Psychologe Peter Walschburger von der Freien Universität Berlin sagt, dass sich Menschen aus kleineren Städten wie Landau oft nach einem verrückteren Leben sehnten.
Oft ziehe es solche "Landpflanzen" in die Städte, wo das Leben pulsiert, aber auch eine gewisse Überforderung einsetzt. Daneben gebe es "Aussteigertypen", zu denen offenbar auch die beiden gehörten, die eine bestimmte Abneigung gegen Errungenschaften des Wohlstands hätten. Dabei sei die Unternehmens- und Abenteuerlust keine neue Erscheinung, sagt Walschburger, zu dessen Forschungsschwerpunkten Anthropologie und das Risikoverhalten von Menschen gehören. Handwerker-Gesellen zögen schon seit dem Mittelalter durch die Welt.
Sobczak und Nerding denken noch lange nicht an Sesshaftigkeit. Sollten sich beide eines Tages niederlassen, wollen sie einen Ort wählen, an dem es warm ist - zum Beispiel Marokko, wo sie Schafe halten könnten.
Tags: