Traditionsfirma verhängt Alkoholverbot von 9 bis 5

  16 Februar 2017    Gelesen: 582
Traditionsfirma verhängt Alkoholverbot von 9 bis 5
Im Londoner Finanzviertel trinken Angestellte gern schon mittags zwei, drei Bier. Damit soll nun Schluss sein, zumindest bei der Versicherungsbörse Lloyd`s. Dort gilt jetzt die Null-Promille-Grenze.
Mitarbeiter der Versicherungsbörse Lloyd`s in London sind empört: Sie wurden in einem internen Schreiben aufgefordert, zwischen 9 und 17 Uhr keine alkoholischen Getränke mehr zu konsumieren. Der Londoner Standort sei traditionell bekannt dafür, dass auch tagsüber getrunken werde, aber die Zeiten änderten sich, zitiert der "Evening Standard" aus dem Memo. Ein Verstoß gegen die neue Regel könne nun zu arbeitsrechtlichen Konsequenzen führen.

Bei rund der Hälfte aller Disziplinarverfahren der vergangenen zwei Jahre sei Alkohol im Spiel gewesen und Llloyd`s habe als Arbeitgeber die Pflicht, für "eine gesunde Arbeitsumgebung" zu sorgen. "Jeder Mensch reagiert anders auf Alkohol. Eine Null-Promille-Grenze ist einfacher, einheitlicher und passt zu der modernen, globalen Leistungskultur, die wir begrüßen wollen." Auch bei Geschäftsterminen, bei denen die Gesprächspartner ein alkoholisches Getränk orderten, sollten die Angestellten deshalb zu nicht-alkoholischen Varianten greifen, heißt es in dem Schreiben.

Lloyd`s ist tief in London verwurzelt, wo es Ende des 17. Jahrhunderts aus einem Kaffeehaus heraus entstand. Das Unternehmen vermittelt Verträge zwischen Versicherungsanbietern und ihren Kunden, etwa in der Schifffahrt.

Laut "Evening Standard" haben Dutzende Mitarbeiter im Intranet auf das Rundschreiben empört reagiert. Die Kommentare reichten von "Werden wir jetzt auch gebeten, früher ins Bett zu gehen?" und "Bin ich gerade aus meinem Rausch aufgewacht und in Orwell`s 1984 gelandet?" bis zu "Es hat mal Spaß gemacht, bei Lloyd`s zu arbeiten."

Ein Angestellter verweist laut der britischen Tageszeitung in seinem Kommentar auf die feucht-fröhliche Weihnachtsfeier vor acht Wochen: Da habe es Alkohol in rauen Mengen gegeben, aber fast nichts zu Essen. "Sieht so ein verantwortungsvoller Arbeitgeber aus?" Ein anderer schreibe, konsequenterweise müsse nun auch dem Pub an der Ecke verboten werden, mittags Alkohol auszuschenken.

Biertrinken ist eine geheiligte Tradition in Großbritannien, viele Londoner nennen eine Kneipe ihr zweites Wohnzimmer. Manche Traditionstavernen öffnen schon morgens um 8 Uhr - und beim ausgedehnten Mittagessen trinkt der ein oder andere schon mal zwei, drei Bier oder ein paar Gläser Wein.

In den vergangenen Jahren ist der Lunch mit Alkohol in London allerdings immer unpopulärer geworden. Viele spülen ihr Sandwich nun mit Wasser herunter - und reagieren allergisch auf das Image der saufenden Banker. In den meisten Großbanken ist Alkohol während der Arbeitszeit schon seit Längerem verboten.

Nach der Arbeit fließt das Bier dafür umso reichlicher. Und dagegen hat auch Lloyd`s nichts einzuwenden: "Wenn Sie Lloyd`s repräsentieren, aber nicht im Dienst sind, können Sie Alkohol trinken - die Verantwortung, sich professionell zu verhalten, liegt bei Ihnen."

Quelle : spiegel.de

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