DFB verschwieg WM-Affäre 15 Jahre lang

  13 November 2015    Gelesen: 713
DFB verschwieg WM-Affäre 15 Jahre lang
Ein Papier aus dem Keller der DFB-Zentrale in der Frankfurter Otto-Fleck-Schneise sorgt für große Aufregung im deutschen Fußball. Wusste der zurückgetretene Wolfgang Niersbach doch deutlich früher von einem schmutzigen Deal? Und wann spricht Franz Beckenbauer? Eine ganz besondere Sicht auf die Dinge hat Ex-Boxer Axel Schulz.
In der Affäre rund um die Fußball-WM 2006 sollen führende Funktionäre des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) bereits kurz nach der Vergabe des Turniers im Jahr 2000 Kenntnis von einem mutmaßlichen Bestechungsversuch erhalten haben. Wie die "Süddeutsche Zeitung" berichtete, sollen der damalige DFB-Generalsekretär Horst R. Schmidt und "mindestens ein weiterer, prominenter Spitzenfunktionär" von dem dubiosen Vertragsentwurf zwischen OK-Chef Franz Beckenbauer und dem früheren Fifa-Vizepräsidenten Jack Warner gewusst haben.

Dazu soll es in den Verbandsakten einen Vermerk vom August 2000 geben. Dieser wurde dem Blatt zufolge von der Anwaltskanzlei Freshfields gefunden, die im Auftrag des DFB die internen Ermittlungen zur Aufklärung der Affäre durchführt. Wie die Zeitung mit Verweis auf Informationen aus Verbandskreisen weiter berichtete, seien Beckenbauers Zusagen an Warner offenbar nicht vollzogen worden, in den Akten sei jedenfalls kein Hinweis auf Vollzug zu finden. Allerdings sei der Vorgang auch nie untersucht worden.

Die "Süddeutsche Zeitung" hatte bereits am Donnerstag vermeldet, dass der am Montag als DFB-Präsident zurückgetretene Wolfgang Niersbach bereits seit Wochen von dem von Beckenbauer unterschriebenen Dokument gewusst haben soll. Der stellvertretende DFB-Generalsekretär Stefan Hans soll den brisanten Vertragsentwurf, auf dem für die Gegenseite die Skandal-Schlüsselfigur Jack Warner (Trinidad und Tobago) unterzeichnet hat, in den Archiven gefunden und Niersbach und Generalsekretär Helmut Sandrock informiert haben.

Prominente Fußballer springen Beckenbauer bei

Bayern-Verwaltungsbeiratsmitglied Herbert Henzler geht indes davon aus, dass für die Vergabe der Fußball-WM 2006 in Deutschland Geld geflossen ist. "Man hat alle Weltmeisterschaften vergeben mit irgendwelchen Zahlungen. Das war in Japan und Südkorea so, das war in Frankreich so", sagte Henzler. Henzler gilt als ein Vertrauter von Beckenbauer. Er steht nach eigener Aussage in engem Kontakt mit dem Ehrenpräsidenten des FC Bayern.

Beckenbauer äußert sich weiter nicht öffentlich zu dem brisanten Papier. Die Fußball-Prominenz sprang ihm zur Seite. Bayer Leverkusens Sportdirektor Rudi Völler sagte der "Bild: "Bei aller Aufklärungsarbeit sollte niemand vergessen, was Franz Beckenbauer für den deutschen Fußball getan hat."

Hans-Joachim Watzke, Geschäftsführer von Borussia Dortmund, sagte: "Franz wollte die Weltmeisterschaft unter allen Umständen nach Deutschland holen. Nicht für sich, sondern für die Deutschen." Uli Hoeneß versicherte in dem Blatt: "Franz Beckenbauer ist mein Freund und wird immer mein Freund bleiben."

Ex-Boxer Schulz: "Absolute Frechheit"

Das man alles auch weniger komplex, sondern ganz schlicht diskutieren kann, zeigte der frühere Boxprofi Axel Schulz. "Ich halte es für eine absolute Frechheit, die ganze Scheiße jetzt hochzukramen und den Franz und generell den DFB dafür verantwortlich zu machen", sagte der 47-Jährige Sky.

Er erinnerte an das Sommermärchen: "Wir hatten damals einfach eine tolle Zeit, und im Sport gehört es eben dazu, dass man andere Wege gehen muss, wenn man Erfolg haben will. Wenn man Stimmen kauft, wem hat das denn geschadet? Da hat man ja kein Geld verschleudert wie bei anderen Dingen." Man solle einen Strich druntermachen, so Schulz weiter, "und alle freisprechen".

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