Seit Trumps Amtsantritt und dem von ihm zeitweise verhängten Einreiseverbot für Flüchtlinge steigt die Zahl der sich in den USA aufhaltenden Einwanderer, die nach Kanada wollen. Am Grenzübergang Lacolle, der rund 70 südlich von Montréal liegt, liefen in den vergangenen Wochen ganze Familien mit schwerem Gepäck und Kinderwagen über die Grenze - teilweise mitten in der Nacht und bei klirrender Kälte.
Um sich ein Bild von der Lage zu machen, schickte das UNHCR zusammen mit der kanadischen Grenzpolizei und der nationalen Polizei eine Delegation nach Lacolle und Umgebung. "Diese Leute sind eher Flüchtlinge als Migranten", sagte Beuze nun in dem Interview. "Sie kommen nicht zwangsläufig nach Kanada, um ein besseres Leben zu haben, sondern weil ihnen in ihrem Herkunftsland Verfolgung droht."
In den USA fühlten sie sich offenbar nicht mehr sicher. "Die Leute haben Angst, dass sie sich am Ende in einer Situation wiederfinden, in der sie keinen Zugang zu einem fairen System haben", sagte Beuze. Die meisten der Neuankömmlinge in Kanada seien zuvor mit einem gültigen Visum in die USA eingereist und hätten wegen der Lage in ihren Herkunftsländern "gute Aussichten", als Flüchtlinge anerkannt zu werden.
Gut ausgebildet und informiert
Asylsuchende aus den USA, die in Kanada an offiziellen Grenzübergängen, Bahnhöfen und Flughäfen ankommen, werden nach einer bilateralen Vereinbarung von den dortigen Behörden zurückgeschickt. Wer sich jedoch illegal an anderer Stelle durchschlägt, darf erst einmal bleiben und einen Asylantrag stellen.
Die meisten Menschen, die in den vergangenen Tagen nach Kanada gekommen seien, seien gut ausgebildet und gehörten der Mittel- und Oberklasse an, sagte Beuze. "Sie wissen, was sie tun und haben ihre Reise gut vorbereitet." Viele hätten sich vorab im Internet informiert und "selbst herausgefunden", wie sie in Kanada einen Asylantrag stellen - auf die Hilfe von Menschenschmugglern seien sie daher nicht angewiesen. Trotzdem koste sie die Reise bis zu 5000 kanadische Dollar (rund 3600 Euro).
Kanadas Premierminister Justin Trudeau hatte Ende Januar als Reaktion auf das von Trump verhängte, aber inzwischen gerichtlich außer Kraft gesetzten Einreiseverbot demonstrativ den Willen seines Landes bekräftigt, weiterhin Flüchtlinge aufzunehmen. "An alle, die vor Verfolgung, Terror und Krieg flüchten, Kanada wird euch willkommen heißen, ungeachtet eures Glaubens. Vielfalt ist unsere Stärke", schrieb Trudeau im Kurzbotschaftendienst Twitter.
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