Türkei-Debatte: Gabriel warnt vor Eskalation

  05 März 2017    Gelesen: 877
Türkei-Debatte: Gabriel warnt vor Eskalation
Angesichts der angespannten Beziehungen zur Türkei hat Bundesaußenminister Gabriel vor einer weiteren Eskalation gewarnt. Er sprach von einer schweren Belastungsprobe. Und doch stellte er klare Bedingungen an Wahlkampfauftritte türkischer Politiker in Deutschland.
"Wer bei uns reden will, muss uns nicht nach dem Mund reden, aber er muss unsere Regeln respektieren", schrieb Sigmar Gabriel in einem Gastbeitrag für "Bild am Sonntag". Es gehöre zum gegenseitigen Respekt, Maß und Mittel einzuhalten. Gabriel warnte vor einer Eskalation im Verhältnis beider Länder. "Wir dürfen das Fundament der Freundschaft zwischen unseren Ländern nicht kaputt machen lassen", schrieb er. Das bedeutete jedoch nicht, die Kritik an den Entwicklungen in dem Land einzustellen. So sei es falsch und unangemessen, den Journalisten Deniz Yücel ins Gefängnis zu werfen. "Wir setzen uns mit Nachdruck für seine Freilassung ein", erklärte Gabriel.
Zeybekci will in Köln auftreten
Trotz der heftigen Kritik an den Wahlkampf-Veranstaltungen will der türkische Wirtschaftsminister Nihat Zeybekci an diesem Sonntagabend in einem Kölner Hotel auftreten und für das von Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan angestrebte Präsidialsystem in der Türkei werben. Das geht aus dem Kalender des Koordinationszentrums für die Auslandswähler der türkischen Regierungspartei AKP hervor. Schon am Nachmittag will Zeybekci zudem in Leverkusen ein Grußwort bei einem Konzert sprechen.
"Wir werden uns darauf vorbereiten", sagte ein Polizeisprecher mit Blick auf den erwarteten Auftritt des Erdogan-Gefolgsmannes in Köln. Zuvor waren zwei mit Zeybekci geplante Veranstaltungen in Köln-Porz und Frechen abgesagt worden, auch in anderen deutschen Städten hatten türkische Politiker eine Abfuhr kassiert.

Spannungen zwischen Berlin und Ankara

Die Absagen führten zu großen Spannungen zwischen der Türkei und Deutschland. Erdogan forderte, die Verantwortlichen müssten wegen "Beihilfe zum Terror vor Gericht kommen". Justizminister Bekir Bozdag sprach von Menschenrechtsverletzungen und "faschistischen" Methoden deutscher Behörden. Deutsche Politiker nannten die Angriffe "völlig überzogen" und "abwegig".

Der CSU-Innenpolitiker Stephan Mayer verlangte, Kundgebungen türkischer Politiker in Deutschland für die Verfassungsreform zu verbieten. "Ich bin der festen Überzeugung, dass wir es nicht tolerieren dürfen, dass die schwerwiegenden innertürkischen Konflikte nach Deutschland exportiert werden", sagte er der "Welt am Sonntag".

Roth: Unterschied aufzeigen

Die Grünen-Politikerin Claudia Roth warnte jedoch, politisch motivierte Verbote solcher Veranstaltungen könnten kontraproduktiv sein. "Denn wir machen den Unterschied zwischen uns und einer Autokratie auf dem Weg in die Diktatur doch am besten deutlich, wenn wir zeigen, dass Meinungsfreiheit, Versammlungsfreiheit und selbstverständlich auch die Pressefreiheit für alle gleichermaßen gelten", sagte sie der Zeitung. "Es ist eben keine Schwäche sondern ganz im Gegenteil ein Zeichen der großen Stärke unseres Rechtsstaates, dass er auch unliebsame Auftritte, Meinungen und Botschaften aushält."
Der österreichische Bundeskanzler Christian Kern sprach sich für ein EU-weites Verbot von Wahlkampfauftritten türkischer Politiker aus. "Eine gemeinsame Vorgehensweise der EU, um solche Wahlkampfauftritte zu verhindern, wäre sinnvoll", sagte Kern der "Welt am Sonntag". Damit könnte verhindert werden, dass einzelne Länder wie Deutschland, in denen solche Auftritte untersagt würden, unter Druck der Türkei gerieten, fügte der Sozialdemokrat hinzu.

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