Zahl der Toten nach TGV-Unglück steigt

  16 November 2015    Gelesen: 896
Zahl der Toten nach TGV-Unglück steigt
In Frankreich entgleist auf einer neuen Strecke ein TGV bei einer Testfahrt. Noch ist die genaue Ursache unklar. Doch die Fragen werden nicht weniger. Weshalb waren Kinder an Bord und weshalb fuhr er so schnell?
Beim schwersten Unglück eines französischen TGV-Schnellzugs seit seiner Inbetriebnahme 1981 sind nahe Straßburg mindestens elf Menschen ums Leben gekommen. Der Zug entgleiste bei Eckwersheim im Elsass, als er bei einer Testfahrt mit 350 Stundenkilometern unterwegs war. Hinweise auf einen Zusammenhang mit den Pariser Anschlägen gab es nicht. In dem Unglückszug befanden sich entgegen den Bestimmungen offenbar mehrere Kinder.

Mit dem silberschwarzen Unglückszug waren nach offiziellen Angaben 49 Techniker und Bahnmitarbeiter auf einer Testfahrt unterwegs. Der Zug sei "wegen überhöhter Geschwindigkeit entgleist", sagte der Kabinettschef der Präfektur Elsass, Dominique-Nicolas Jane. Aus Ermittlerkreisen hieß es, das Tempo habe zum Unglückszeitpunkt bei 350 Kilometern pro Stunde gelegen. Die Gewerkschaft Sud Rail erklärte, der TGV sei für "Tests bei zu hohem Tempo" eingesetzt worden. Die staatliche Bahngesellschaft SNCF leitete eine Untersuchung ein.

Warum waren Kinder an Bord?

Das Unglück ereignete sich am Samstag gegen 15.00 Uhr nahe der Gemeinde Eckwersheim unweit der deutschen Grenze. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft kamen elf Menschen ums Leben und 37 weitere wurden verletzt. Wie viele Kinder darunter waren, blieb offen. Vier der Verletzten schwebten am Sonntag noch in Lebensgefahr, wie Staatsanwalt Alexandre Chevrier mitteilte. Auch die Sucharbeiten dauerten noch an. Unter einem der umgestürzten Wagen befand sich offenbar eine Kinderleiche, wie Rettungskräfte sagten.

Die Anwesenheit von Kindern in dem Testzug gab Rätsel auf: Die interne Untersuchung werde zeigen, welche "Begleitpersonen" in dem Zug waren und "unter welchen Umständen es ihnen gestattet wurde einzusteigen", sagte SNCF-Chef Guillaume Pepy. Ein SNCF-Sprecher bestätigte, dass auch Kinder unter den Verletzten sind.

100 Retter im Einsatz

Der Unglückszug bestand aus fünf Waggons, von denen die hinteren unter einer Brücke in den Rhein-Marne-Kanal stürzten. Die Lokomotive lag auf der Böschung. An den Rettungsarbeiten beteiligten sich rund hundert Einsatzkräfte der Gendarmerie, des Zivilschutzes und Taucher. Die SNCF betonte, es gebe keinerlei Hinweise auf einen Zusammenhang mit den Anschlägen in Paris vom Freitagabend.

Der Unfall ereignete sich auf dem letzten Abschnitt einer neuen Hochgeschwindigkeitsstrecke, die Paris mit Straßburg verbindet und auf der derzeit Testfahrten stattfinden. Ein großer Teil der Strecke wird schon von Passagierzügen befahren, in Teilen Lothringens und im Elsass müssen die TGVs aber noch auf älteren Gleisen fahren und das Tempo drosseln. Das betrifft auch die TGV-Schnellzüge, die von Paris über Straßburg nach Deutschland fahren.

Freigabe für April 2016 geplant

Das letzte, rund hundert Kilometer lange Teilstück sollte eigentlich im April 2016 für den Personenverkehr freigegeben werden. Die Fahrzeit zwischen Paris und Straßburg soll sich dann um eine halbe Stunde auf rund eine Stunde und 50 Minuten verringern. Damit sollen auch Fahrten etwa nach Karlsruhe und Stuttgart schneller werden.

Nach dem Unglück wird sich die Inbetriebnahme des Teilstücks nun aber wahrscheinlich verzögern. Die Testfahrten würden erst einmal gestoppt, sagte der Chef der für das Schienennetz zuständigen Bahntochter SNCF Réséau, Jacques Rapoport, am Sonntag. Es sei zwar noch keine endgültige Entscheidung getroffen worden. Es sei aber "vernünftig", über eine Verschiebung nachzudenken.

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