Terrorist "Carlos" nutzt Prozess als Bühne

  14 März 2017    Gelesen: 683
Terrorist "Carlos" nutzt Prozess als Bühne
"Carlos, der Schakal" benimmt sich zu Beginn eines neuen Prozesse wie ein Star auf dem roten Teppich - Handküsse für die Presse inklusive. Dass der Terrorist ohnehin zeitlebens nicht mehr aus dem Gefängnis kommen wird, dürfte dieses Verhalten befördern.
Mehr als 40 Jahre nach einem tödlichen Anschlag auf ein Pariser Luxuskaufhaus muss sich der berüchtigte Terrorist Carlos erneut vor Gericht verantworten. Vor einem Sondertribunal in der französischen Hauptstadt begann der Prozess gegen den 67-jährigen Venezolaner wegen einer Granaten-Attacke im September 1974 mit zwei Toten. "Carlos, der Schakal" nutzte den Gerichtssaal wie auch in früheren Prozessen als Bühne.

Der 67-Jährige, der mit richtigem Namen Ilich Ramírez Sánchez heißt, gab seiner Strafverteidigerin Isabelle Coutant-Peyre einen Handkuss, als er in die Angeklagten-Box geführt wurde. Er hat die Anwältin in einer religiösen Zeremonie geheiratet. Anschließend verteilte er Kusshände an die Journalisten im Gerichtssaal. Er stellte sich als "Berufsrevolutionär" vor und beantwortete die Frage der Richter nach seinem Alter scherzhaft mit dem Satz: "Ich bin 17 und mehr oder weniger 50 Jahre alt."

Carlos, einer der weltweit bekanntesten Terroristen der 70er und 80er Jahre, ist wegen terroristischer Morde angeklagt. Ihm wird vorgeworfen, am 15. September 1974 eine Handgranate in das Luxuskaufhaus "Drugstore Publicis" auf dem bekannten Pariser Boulevard Saint-Germain geworfen zu haben. Damals waren zwei Menschen getötet und 34 weitere verletzt worden.

Carlos sagte 1979 in einem Interview, er habe die Granate geworfen. Später bestritt er aber, das Interview gegeben zu haben. Laut der Anklage wollte er mit dem Anschlag Druck auf die französischen Behörden ausüben, ein in Paris festgenommenes Mitglied der linksterroristischen Japanischen Roten Armee freizulassen. Die Japanische Rote Armee war mit der Volksfront für die Befreiung Palästinas (PFLP) verbündet, der Carlos angehörte.

Verteidigung hält Vorwürfe für verjährt

In dem auf drei Wochen angesetzten Prozess könnte Carlos zu lebenslanger Haft verurteilt werden. Allerdings wurde er in der Vergangenheit in Frankreich wegen mehrerer Morde und Anschläge ohnehin schon zweimal zu lebenslangen Gefängnisstrafen verurteilt.

Bei dem Anschlag auf den "Drugstore Publicis" verletzte Opfer und die Witwen der beiden getöteten Männer drängten aber auf einen Prozess: "Die Nebenkläger erwarten, dass Carlos' Schuld festgestellt wird", sagte Opferanwalt Georges Holleaux. "Sie haben in Stille und Einsamkeit diese lange Wartezeit ertragen müssen, aber sie haben nie aufgegeben."

Die Verteidiger des angeklagten Terroristen halten die Vorwürfe dagegen für verjährt. Die Ermittlungen gegen Carlos zu dem Anschlag seien zudem in der Vergangenheit zwei Mal, 1989 und 1999, eingestellt worden, sagte Anwalt Francis Vuillemin. "Aber mein Mandant ist aus Stahl gemacht und bereit für den Kampf."

Der Venezolaner, lange einer der am meisten gesuchten Männer der Welt, wurde 1994 im Sudan aufgespürt und nach Frankreich gebracht. Seitdem sitzt er dort im Gefängnis. Bei dem jetzt begonnenen Prozess sollen 17 Zeugen und zwei Experten befragt werden.

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