China setzt auf Stabilität und neue Schulden

  15 März 2017    Gelesen: 776
China setzt auf Stabilität und neue Schulden
Am Ende ist alles wie immer: Chinas Volkskongress billigt die Pläne von Premier Li und auch den Gesamthaushalt. Der Militäretat steigt stärker an als die anderen Ausgaben. Das Haushaltsdefizit nimmt zu.
China will mit einer vorsichtigen Wirtschaftspolitik für Stabilität sorgen. Das Wachstum soll sich in diesem Jahr auf "rund 6,5 Prozent" verlangsamen, wie aus den Plänen von Premier Li Keqiang hervorgeht, denen der Volkskongress zum Abschluss seiner elftägigen Jahrestagung zustimmte. "Stabilität ist von übergeordneter Bedeutung", heißt es darin. Ausländische Kritiker vermissten ehrgeizige Reformen, um die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt stärker in Richtung Marktwirtschaft zu steuern.

Die knapp 2900 Delegierten in der Großen Halle des Volkes in Peking billigten den Rechenschaftsbericht mit nur 14 Nein-Stimmen und 8 Enthaltungen. Damit zeigte sich nur halb so viel Widerstand wie im Vorjahr. Das nicht frei gewählte chinesische Parlament hat in seiner Geschichte bisher jede Vorlage angenommen. Unmut zeigt sich nur in den Gegenstimmen oder Enthaltungen. Die Abstimmungsergebnisse werden in den chinesischen Staatsmedien auch nicht erwähnt.

Neuverschuldung steigt

Der Volkskongress nahm auch den Gesamthaushalt mit einer hohen Neuverschuldung und dem Militäretat an. 208 Delegierte stimmten dagegen und 71 enthielten sich. Als weitere Demonstration der Geschlossenheit war die Zustimmung auch beim Haushalt größer als im Vorjahr. Die Verteidigungsausgaben sollen um sieben Prozent steigen - so langsam wie seit mehr als zwei Jahrzehnten nicht mehr.

Das Haushaltsdefizit steigt im Vergleich zum Vorjahr um 200 Milliarden weiter auf 2,38 Billionen Yuan (heute umgerechnet 324 Milliarden Euro). Das Defizit wird weiter bei drei Prozent der Wirtschaftsleistung liegen, was allgemein als wichtige Grenze gilt. Doch sind Experten besorgt über die wachsende Verschuldung lokaler Regierungen und Unternehmen, die ein kritisches Niveau erreicht hat.

Der Zuwachs für das chinesische Militär fällt angesichts der Pläne des neuen US-Präsidenten Donald Trump für eine Steigerung des US-Verteidigungshaushalts um zehn Prozent vergleichsweise bescheiden aus, liegt aber über der Steigerung des chinesischen Gesamthaushalts. China gibt heute mehr für sein Militär aus als seine Nachbarn Japan, Südkorea, die Philippinen und Vietnam zusammen.

Vor dem nur alle fünf Jahre stattfindenden Parteitag im Herbst waren die Diskussionen am Rande der Tagung geprägt von Spekulationen über die Zusammensetzung der künftigen Führungsmannschaft. Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping will den bisher siebensitzigen Ständigen Ausschuss des Politbüros, den engsten Führungszirkel, neu besetzen und damit seine Macht konsolidieren. Über das Gerangel hinter den Kulissen drang aber nichts an die Öffentlichkeit.

Beobachter spekulierten, dass Li Keqiang zwar weiter in dem Gremium sitzen wird, aber als Premier ersetzt und den eher zeremoniellen Posten des Parlamentschefs übernehmen wird. Ihm wird der schlechte Zustand der Wirtschaft angelastet, die vor allem durch steigende Verschuldung auf Trab gehalten wird. Mit 6,7 Prozent hatte Chinas Wirtschaft im vergangenen Jahr das langsamste Wachstum seit 26 Jahren erreicht.

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