Jetzt, vor dem WM-Qualifikationsspiel gegen Weltmeister Deutschland am Sonntag (18.00 Uhr im LIVE-TICKER) in Baku, wird die "Milli" genannte Auswahl auf Rang 89 notiert. Unter Vogts' Nachfolger, dem ehemaligen kroatischen Weltklassemann Robert Prosinecki, spielt sie "die beste Quali ihrer Geschichte", wie Bundestrainer Joachim Löw richtig feststellte. Von der Sensation will Prosinecki aber nicht träumen.
Klar, das Spiel im alten, voll besetzten Tofik-Bachramow-Stadion (das neue Nationalstadion ist wegen der "Islamspiele" im Mai blockiert) werde "ein Spektakel", sagte er dem kicker: "Hier wollen alle den Weltmeister sehen." Und falls die Azeris nicht verlieren sollten, würde das Land "explodieren". Aber: "Normalerweise kommt Deutschland und löst die Aufgabe ganz professionell."
Prosineckis Realismus ist gut begründet. Zwar liegt die Milli mit sieben Zählern in Gruppe C gleichauf mit dem Zweiten Nordirland auf Rang drei. Doch gegen den EM-Teilnehmer gab es zuletzt eine 0:4-Packung. Und: Am Sonntag stehen voraussichtlich noch sieben Spieler in der Startelf, die Vogts vor zweieinhalb Jahren Abzocker geschimpft hatte.
Prosinecki schreibt sich aber auf die Fahne, die Mentalität der Spieler verändert zu haben. "Sie glauben an sich und an uns", sagt der in Schwenningen geborene Coach, der Deutschland schon einmal überraschte: 1998 in Frankreich schaltete er die DFB-Elf um Coach Vogts mit einer goldenen kroatischen Generation im Viertelfinale der WM aus (3:0). "Das ist so, als würde sich heutzutage ein kleiner Verein gegen Real Madrid oder Barcelona durchsetzen. Aber wir haben es geschafft", sagt er.
Dafür, dass den Azeris irgendwann mal Vergleichbares gelingt, investiert das erdölreiche "Land des Feuers" am Kaspischen Meer viel - auch in Know-how aus Deutschland. Seit 2008, als Vogts angetreten war, kooperiert der Verband mit dem DFB. Mit Bernhard Lippert, einst Amateurtrainer bei Eintracht Frankfurt, ist ein Deutscher Technischer Direktor, deutsche Coaches wie Eckhard Krautzun helfen. Fußball hat Schach und Ringen inzwischen als populärste Sportart abgelöst.
Die WM-Quali ging Aserbaidschan mit der Kampagne "Warum nicht?" an, doch laut Prosinecki ist das Erreichen der Endrunde 2018 "wenig realistisch". Er peilt den Punkterekord aus der Quali 2014 mit Vogts (neun) an und will die Einstellung der Spieler um Dimitrij Nazarov vom Zweitligisten Erzgebirge Aue weiter verbessern.
Diese sollten "nicht nur verteidigen, sondern Fußball spielen", sagt er, und irgendwann kapieren, "dass sie jeden Gegner überraschen können". Sogar den Weltmeister.
Quelle:goal.com
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