Anschläge auf koptische Kirchen in Ägypten

  09 April 2017    Gelesen: 515
Anschläge auf koptische Kirchen in Ägypten
Im nordägyptischen Tanta sterben bei einem Anschlag auf eine koptische Kirche mindestens 25 Menschen, Dutzende werden verletzt. Kurz darauf kommt es zu einer Explosion nahe einer Kirche in Alexandria - auch hier gibt es Tote. Die Regierung spricht von Terror.
Nach dem verheerenden Anschlag auf eine christliche Kirche in Ägypten hat es in der Hafenstadt Alexandria offensichtlich eine weitere Explosion gegeben. Außerhalb einer koptisch-christlichen Kirche in der Millionenstadt sei am Palmsonntag ein Sprengsatz explodiert, berichtete das Staatsfernsehen. Laut Behördenangaben starben mindestens 11 Menschen, 33 wurden verletzt. Die IS-Miliz reklamierte beide Anschläge für sich.

Die koptische Kirche erklärte, ihr Oberhaupt Papst Tawadros II. habe in der Kirche in Alexandria am Palmsonntagsgottesdienst teilgenommen. Die staatliche Zeitung "Al-Ahram" berichtete, die Explosion außerhalb des koptischen Gotteshauses St. Markus sei durch einen Selbstmordattentäter verursacht worden, der zuvor am Einlass in die Kirche gehindert worden sei.

Zuvor waren bei einem der schwersten Anschläge auf die christliche Minderheit Ägyptens in den vergangenen Jahren im nordägyptischen Tanta mindestens 25 Menschen getötet und 78 Menschen verletzt worden. Tanta liegt etwa 100 Kilometer nördlich von Kairo.

Ägyptische Privatsender zeigten Bilder von blutverschmierten Kirchenwänden und zerstörten Holzbänken. "Die Explosion ereignete sich in den vorderen Reihen, in der Nähe des Altars während der Messe", sagte Vize-Innenminister Tarek Atija über den Anschlag in der Mar-Girgis-Kirche in Tanta. Der Gouverneur von Gharbija, Ahmed Deif, sagte dem Fernsehsender Nile News, möglicherweise habe es sich um einen Selbstmordanschlag gehandelt. Sicherheitskräfte hätten die Umgebung des Gotteshauses nach weiteren Sprengsätzen durchkämmt.

Al-Sisi beruft Sicherheitsrat ein

Präsident Abdel Fattah al-Sisi berief den nationalen Sicherheitsrat ein. Dieser solle "Konsequenzen" aus dem Angriff in Tanta besprechen. Die ägyptische Regierung sprach bereits nach dem ersten Anschlag von Terror. "Der Terrorismus trifft Ägypten erneut, dieses Mal an Palmsonntag", schrieb der Sprecher des Außenministeriums auf Twitter. Es sei eine weitere widerwärtige Tat gegen alle Ägypter. Ägyptens Regierungschef Scherif Ismail bekräftigte Ägyptens Willen, den "Terrorismus auszulöschen". Das einflussreiche sunnitische Al-Ashar-Institut in Kairo sprach ebenfalls von einem Versuch, die Sicherheitslage in Ägypten und "die Einheit der Ägypter zu destabilisieren".

In dem Land kommt es immer wieder zu Anschlägen gegen die christliche Minderheit. In den beiden Kirchen fanden Gottesdienste zum Palmsonntag statt, dem letzten Sonntag vor Ostern, der den Beginn der Karwoche markiert. Dabei wird des Einzugs Jesu Christi in Jerusalem gedacht.

Die Bundesregierung drückte Ägypten ihr Mitgefühl aus. "Wir trauern mit #Kopten + allen Ägyptern um die Opfer des Anschlags an diesem Palmsonntag", twitterte Regierungssprecher Steffen Seibert. Bundeskanzlerin Angela Merkel habe dem ägyptischen Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi kondoliert, hieß es. Der Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Volker Kauder, verurteilte den blutigen und sinnlosen Terroranschlag in Tanta. "Den koptischen Christen drücke ich unsere Anteilnahme und Solidarität aus." Man erwarte von der ägyptischen Regierung, dass sie alles tue, um die koptischen Christen zu schützen, so Kauder.

Russlands Präsident Wladimir Putin betonte den gemeinsamen Kampf gegen Terrorismus. "Die Terroristen versuchen nicht nur, die Menschen einzuschüchtern, sie wollen auch Zwietracht zwischen den Vertretern verschiedener Konfessionen säen", hieß es in einem Schreiben an al-Sisi.

Papst Franziskus sprach der koptischen Gemeinde bereits nach dem Anschlag in Tanta sein Mitgefühl aus. "Möge Gott die Herzen derjenigen bekehren, die Terror, Gewalt und Tod säen und auch die Herzen derjenigen, die Waffen herstellen und damit handeln", sagte der Papst während des Angelus-Gebets.

Papst besucht Kairo

Etwa zehn Prozent der mehr als 90 Millionen Bewohner Ägyptens sind Christen, vor allem Kopten. Sie leben trotz vereinzelter Spannungen weitgehend friedlich mit der muslimischen Bevölkerungsmehrheit zusammen und können ihren Glauben frei ausüben. Für Ende April ist ein Besuch von Papst Franziskus in Kairo angekündigt.

Bei einem schweren Bombenanschlag auf eine Kathedrale in Kairo im Dezember waren fast 30 Menschen getötet worden. Damals bekannte sich die Terrormiliz IS zu der Tat. Ein Ableger des Islamischen Staates treibt im Nordsinai in Ägypten sein Unwesen und kündigte in Propagandavideos Angriffe auf Christen an.

Im Februar flohen Hunderte ägyptische Christen aus dem Norden der unruhigen Sinai-Halbinsel. Vorangegangen war eine Mordserie an Mitgliedern der religiösen Minderheit, hinter der der IS vermutet wurde.

Quelle: n-tv.de , mli/dpa/AFP

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