Eine Zahl reicht, um Nordkoreas militärische Stärke zu offenbaren

  11 April 2017    Gelesen: 598
Eine Zahl reicht, um Nordkoreas militärische Stärke zu offenbaren
Im Konflikt der USA mit Nordkorea droht eine Eskalationsspirale. Pjöngjang provoziert, Trump scheint gewillt wie nie zurückzuschlagen. Doch was kann eine der größten U-Boot-Flotten der Welt gegen einen US-Flugzeugträger bewirken?
Der 15. April wäre ein perfektes Datum für eine neuerliche Provokation. Es ist der Geburtstag von Kim Il-sung, dem Gründer Nordkoreas, der 1994 im Alter von 82 Jahren starb.

Sein 33-jähriger Enkel Kim Jong-un steht nun als Diktator an der Spitze des Landes und er reizte den Westen in den vergangenen Monaten mit immer neuen Raketentests. Bilder von US-Aufklärungssatelliten deuten nun auf einen anstehenden weiteren Atomsprengkopftest in einem Bergmassiv hin.

Die USA nehmen die Bedrohung jedenfalls so ernst, dass sie einen Besuch des Flottenverbandes um den US-Flugzeugträgers USS Carl Vinson in Australien abgesagt und das Riesenschiff mit seinen Kampfjets zurück in die Gewässer um Korea geschickt haben.

US-Präsident Donald Trump macht nach seinem jüngsten Militärschlag in Syrien mit 59 Tomahawk-Marschflugkörpern deutlich, dass er auch im jahrelangen Konflikt des Westens mit Nordkorea militärische Stärke zeigen wird.

Nordkorea reagierte auf die Entsendung des US-Flugzeugträgers aber zunächst nur mit einer Drohung: Sollte es zu weiteren militärischen Maßnahmen kommen, dann werde man mit einem harten Gegenschlag reagieren. Die USA würden dann gänzlich für die katastrophalen Folgen ihrer ungeheuerlichen Maßnahmen zur Verantwortung gezogen, sagte ein Sprecher des nordkoreanischen Außenministeriums laut der staatlichen Nachrichtenagentur KCNA.

Schon vor vier Jahren drohte Kim Jong-un den USA

Dabei zeichnet sich eine Eskalationsspirale ab. Nordkorea testet in immer kürzeren Abständen neue Raketen und Waffen. Beispielsweise im Januar 2016 eine Wasserstoffbombe oder im Februar 2016 eine Langstreckenrakete, die einen Satellit ins All brachte.

Westliche Experten sehen dahinter ein Tarnprogramm für militärische Interkontinentalraketen. Hinzu kommen Tests mit Raketen von U-Booten und von Land. Das schwedische Friedensforschungsinstitut Sipri registrierte im September 2016 den fünften Atomwaffentest Nordkoreas seit 2006.

Die US-Streitkräfte müssen inzwischen schon die Bevölkerung in Kalifornien beruhigen, dass auch die neuen Raketen des nordkoreanischen Machthabers nicht bis zur US-Westküste fliegen können. Zumindest noch nicht. Bereits vor vier Jahren drohte Kim Jong-un mit einem präventiven Atomschlag gegen die USA, falls die Sanktionen weiter verstärkt würden.

Nordkorea hat viertgrößte Armee

Für Experten bieten die nordkoreanischen Streitkräfte ein Bild der Widersprüche. Auf der einen Seite wachsende Erfolge im Bereich Atomwaffentechnik sowie ballistische Raketen und deren Abschuss von U-Booten. Auf der andere Seite eine Riesenarmee mit veraltetem Gerät.

Eine 2015 vom US-Verteidigungsministerium für den US-Kongress ausgearbeiteten Studie macht das deutlich. So habe Nordkorea mit gut 24 Millionen Einwohnern rund 1,17 Millionen Soldaten. Das sei weltweit die viertgrößte Armee. Etwa 25 bis 30 Prozent der Bevölkerung stünden zudem in paramilitärischen Verbänden als Reserve zur Verfügung.

Laut der Studie basiert die Ausrüstung aber auf Waffen aus der früheren Sowjetunion oder China, ist veraltet und stammt teilweise noch aus den Jahren von 1950. Seit Jahrzehnten sind keine neuen Kampfjets gekauft worden. Das Luftverteidigungssystem ist nicht leistungsfähig und der Marine fehlt das Training im offenen Meer.

Genaue Höhe der Militärausgaben nicht bekannt

Die Luftwaffe hat zwar über 1300 Flugzuge. Die leistungsfähigsten Modelle sind der Studie zufolge aber MIG-29 aus der früheren Sowjetunion. Die Marine Nordkoreas ist mit 70 U-Booten unterschiedlicher Größen eine der größten U-Boot-Flotten weltweit. 2015 wurde über ein von Nordkorea entwickeltes U-Boot berichtet, das auch ballistische Raketen abfeuern könne.

Zu den modernsten Waffen Nordkoreas gehören die Raketen. Für einen interkontinentalen Angriff mit Langstreckenraketen müsste Nordkorea aber erst noch ein „Wiedereintritts-Vehikel“ testen, was bisher noch nicht erfolgt ist, betonen Experten.

Wie viel Geld Nordkorea in seine Rüstung steckt, ist im Detail nicht bekannt. So taucht Nordkorea auch nicht in den Listen der Staaten mit den weltweit höchsten Verteidigungsausgaben auf, die von den USA mit 3,6 Prozent Anteil am Bruttoinlandsprodukt oder 36 Prozent aller weltweite Rüstungsausgaben angeführt wird. In dieser Liste rangiert Süd-Korea auf Platz zehn mit 2,2 Prozent aller weltweiten Rüstungsausgaben.

Neuer US-Flugzeugträger kostet 13 Milliarden Dollar

Dabei dürfte aber Nordkorea weltweit das Land mit den relativ höchsten Militärausgaben zur Wirtschaftsleistung sein. Während Deutschland beispielsweise 1,19 Prozent des Bruttoinlandsproduktes für seine Militärs ausgeben, waren es 2014 in Nordkorea immerhin 24 Prozent, geht aus einer US-Statistik hervor.

Doch diese Zahlen täuschen. Durch seine geringe Wirtschaftsleistung mit einem Bruttoinlandsprodukt von umgerechnet nur 17,4 Milliarden Dollar sind die Militärausgaben trotz des hohen Prozentanteils letztlich doch nur rund 4,2 Milliarden Dollar (2014). Das ist wiederum relativ wenig.

Die USA geben in diesem Jahr gut 600 Milliarden Dollar für Rüstung aus. Amerikas neuer Flugzeugträger USS Gerald R. Ford, der soeben zu ersten Testfahrten ausgelaufen ist, kostet etwa 13 Milliarden Dollar. Gut drei Mal so viel wie das gesamte Verteidigungsbudget Nordkoreas.

Quelle : welt.de

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