"Shanghai ist die Messe der Zukunft, und Zukunft hat viel mit China zu tun", sagt Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen. Der Aufbruch in die Zeit der Elektromobilität und Vernetzung stehe im Vordergrund. Nicht nur etablierte Hersteller zeigen ihre Neuheiten, auch neue Marken wie Lynk & Co oder NIO sind am Start.
Dudenhöffer verweist auf die Marktmacht der Volksrepublik: "Ohne China wäre die Branche fast ein Drittel kleiner." Nach einer Schwächephase macht der Markt den Herstellern jetzt wieder mehr Freude: In den ersten drei Monaten legte der Absatz laut Herstellerverband CAAM um sieben Prozent zu. Für das Gesamtjahr 2017 erwartet die Branche ein Plus von fünf Prozent - und das sei eher konservativ, schätzt Christian Ludwig vom Bankhaus Lampe. "Es könnte auch in Richtung acht bis neun Prozent gehen."
Den deutschen Autobauern, die in China traditionell im Oberklasse-Segment stark sind, kann das nur recht sein. Für Konzerne wie Volkswagen, Daimler oder BMW ist die Volksrepublik längst der mit Abstand größte Einzelmarkt. Daimler überraschte in dieser Woche bereits mit einem unerwartet deutlichen Gewinnsprung im Auftaktquartal.
"Der Erfolg basiert insbesondere auf China", stellt Analyst Frank Schwope von der NordLB fest. Mehr als ein Viertel der Mercedes-Benz-Pkw hätten die Stuttgarter im Reich der Mitte verkauft. In Shanghai zeigen die Schwaben nun die frisch überarbeitete S-Klasse, die mit Luxusausstattung und allerlei Assistenzsystemen locken soll. Volkswagen will gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen: Auf der Messe feiert eine elektrisch angetriebene Mischung aus Coupe und Geländewagen Weltpremiere.
Kampf gegen den Smog
Das Thema Elektromobilität und die Frage, wann massentaugliche Modelle vorgestellt werden, sei für alle deutschen Hersteller wichtig, sagt Ludwig vom Bankhaus Lampe. In China werden so viele Elektroautos verkauft wie im Rest der Welt zusammen. Die Führung in Peking will die Smogprobleme in den Großstädten in den Griff bekommen und China zum Leitmarkt für umweltfreundlicheres Fahren machen. Deshalb greift sie tief in die Tasche und subventioniert Elektroautos, was vor allem heimischen Billigmodellen zugute kommt: Chery, BAIC oder BYD.
Die staatlichen Hilfen für die Stromer sollen bis 2020 schrittweise auslaufen. Allerdings will die Regierung mithilfe einer Quote, die ab 2018 gelten und danach ansteigen soll, die Autobauer dazu zwingen, einen immer größer werdenden Anteil an Elektromodellen zu verkaufen. Noch zu Jahresbeginn standen ehrgeizige Ziele in Rede, die von den deutschen Herstellern nicht hätten erreicht werden können. Nach Gesprächen auf höchster politischer Ebene entschärfte China die Pläne schließlich. Grüne Mobilität spielt aber weiter eine wichtige Rolle. Autoexperte Dudenhöffer sagt: "Mehr denn je setzt China die Regeln in der Automobilindustrie."
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