Reschke über Real: „Super-Transfers passen nicht zu unserer Philosophie“

  18 April 2017    Gelesen: 558
Reschke über Real: „Super-Transfers passen nicht zu unserer Philosophie“
Im Zuge des Viertelfinal-Rückspiels in der Champions League bei Real Madrid (Dienstag, 20.45 Uhr) hat Bayern Münchens Kaderplaner Michael Reschke (Foto) eines seiner seltenen Interviews gegeben. Im Gespräch mit der spanischen Tageszeitung „El Pais“ äußerte sich der 59-Jährige u.a. über die unterschiedlichen Transfer-Ansätze beider Klubs und erzählt, warum er eine Zwei-Personen-Lösung einem alleinentscheidenden Sportchef bei einem Top-Klub vorziehen würde.
Über die verschiedenen Herangehensweisen an den Transfermarkt sagte Reschke: „Bayern investiert auch viel für Neuverpflichtungen – aber nicht auf demselben Größenlevel wie Madrid. Diese Super-Transfers passen nicht zu unserer Philosophie. […] Dieser werden wir folgen.“ Vor Real, das erhebliche sportliche Erfolge aufweisen kann – etwa zwei Titel in der „Königsklasse“ in den vergangenen drei Jahren – müsse er aber den Hut ziehen.

Doch auch bei Real, das unter Präsident Florentino Pérez immer wieder mit solchen „Super-Transfers“ auf sich aufmerksam gemacht hat, geht Reschke in den kommenden Jahren nicht unbedingt von weiteren 100-Millionen-Euro-Deals aus: „Die großen Klubs verkaufen ihre Spieler immer seltener. Die wichtigen Spieler sind alle im Orbit dieser Klubs. Sie wechseln nur, wenn ihr Vertrag ausläuft wie zum Beispiel Ibrahimovic oder Dani Alves.“ Paul Pogba und Gonzalo Higuaín, die sich gegenseitig bedingt haben, seien eher eine Ausnahme.

Auf die Frage, welches Talent er für die letzte große Neuentdeckung gehalten habe, meinte Reschke: „Als ich bei der U19-EM in Griechenland war, habe ich José Ángel Sánchez (Geschäftsführer von Real; Anm. d. Red.) eine Nachricht geschickt und ihm dazu gratuliert, Asensio für nur 3,5 Millionen Euro Ablöse von Mallorca verpflichtet zu haben. Wir müssen ihm ein Denkmal setzen! Denken Sie, dass Real Asensio jetzt für 50 Millionen abgeben würde? Ich glaube nicht.“

Ähnlich sei es bei der Bayern-Verpflichtung Joshua Kimmichs gewesen: „Wir haben ihn unter ähnlichen Bedingungen geholt. Er spielte in der 2.Liga bei Leipzig und wir mussten 8,5 Millionen Euro bezahlen. Das war viel Geld zu dieser Zeit. Manchmal muss man diese Entscheidungen treffen und ein Risiko aufnehmen.“

Zum Thema Scouting sagte Reschke: „Ein gutes Auge ist nicht genug. Du musst die Struktur haben, die es dir erlaubt, schnell zu handeln. Es ist wichtig, dass der Markt gut analysiert ist und gute Kontakte vorhanden sind. Heute ist es oftmals der Sportdirektor, der die Entscheidungsgewalt in einem Klub hat. Aber ich denke, jedem Top-Team tut es gut, ein Zwei-Mann-System zu betreiben. Einen Innenminister, der innerhalb des Vereins als Ansprechpartner für den Trainer, Spieler, Trainerstab und Scouts handelt. […] Und eine verantwortliche Person, die die Kontrolle über den Markt übernimmt: Das Scouting leitet, die Verpflichtungen plant und nebenbei die Jugendabteilung perfekt kennt.“

Der Einfluss der Verpflichtungen sei sportlich und finanziell so groß, dass sich eine Person nicht nebenbei noch um die Alltagsaufgaben kümmern könne – gerade bei einem Klub wie Real Madrid, wo ein Transfer mit allen Beteiligten und einer Vertragslaufzeit über fünf Jahre zwischen 25 (Marco Asensio) und 200 Mio. Euro (Gareth Bale) koste. „Ich kann nicht den gesamten Markt kontrollieren, dafür ist er zu groß. Unser Scouting-Team ist klein, aber hat große Kompetenz, ist enthusiastisch und auf die Essenz des Spiels fokussiert.“

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