Venezuela will Goldreserven zu Geld machen

  24 April 2017    Gelesen: 552
Venezuela will Goldreserven zu Geld machen
Um den vollständigen Zusammenbruch der venezolanischen Wirtschaft abzuwenden, versetzt die Zentralbank ihre einst großen Goldreserven. Die Opposition warnt Deutsche-Bank-Chef Cryan davor, sich mit solchen Geschäften die Hände dreckig zu machen.
Venezuelas Opposition warnt die Deutsche Bank vor einem Goldgeschäft mit der sozialistischen Regierung des Krisenlandes, das dringend frische Devisen braucht. Laut Berichten gab es bereits 2016 immer wieder sogenannte Swap-Geschäfte, bei denen die Zentralbank einer anderen Bank Goldreserven für eine bestimmte Zeit leiht und dafür Devisen erhält.

In einem der dpa vorliegenden Brief an Deutsche-Bank-Chef John Cryan fordert Parlamentspräsident Julio Borges , kein solches Geschäft einzugehen, da Staatspräsident Nicolás Maduro eine Diktatur errichte. Zudem unterstütze die Bank sonst eine Regierung mit "Verbindungen zum Drogenhandel und internationalen Terrorismus".

Venezuela wird von einer schweren Staatskrise und einem blutigen Machtkampf erschüttert. Da rund 95 Prozent der Staatseinnahmen aus dem Ölverkauf kommen, leidet das Land stark unter dem Ölpreisverfall - als Notlösung wird das Goldgeschäft angesehen. Unter dem 2013 verstorbenen Präsidenten Hugo Chávez wurden die Goldreserven heimgeholt, seit 2015 hat Venezuela aber angeblich bereits weit über die Hälfte seiner einst 361 Tonnen Gold verkauft oder verpfändet - es wurde zum wohl größten Goldverkäufer der Welt. Die Zentralbank beziffert den Wert der noch vorhandenen Reserven nach Angaben des Portals "El Nacional" auf 7,727 Milliarden US-Dollar.

21 Tote seit Anfang April

"Dieses diktatorische System hat ein stark interventionistisches, korruptes und ineffizientes Wirtschaftsmodell etabliert, das das produzierende Gewerbe und die nationale Ölindustrie zerstört hat", schreibt Borges. Zudem komme es zu Menschenrechtsverletzungen und das Parlament sei zeitweise vom Obersten Gerichtshof entmachtet worden. Weil die Regierung die Wirtschaft ruiniert habe, setze sie für den Machterhalt auf ein Gold-Swap-Geschäft, um Dollar-Reserven zu bekommen.

Wegen der bislang prioritären Bedienung der Auslandschulden und der höchsten Inflation der Welt hat das Land kaum noch Rücklagen, um Medikamente und Lebensmittel einzuführen - die Versorgungskrise ist dramatisch. Bei Unruhen und Protesten in dem südamerikanischen Staat starben seit Anfang April mindestens 21 Menschen. Erst in der Nacht zum Freitag war es im Viertel La Valle im Südosten der Hauptstadt Caracas zu drastischen Szenen gekommen. Demonstranten und Polizisten lieferten sich Straßenschlachten, es kam zu massiven Plünderungen. Insgesamt starben in der Nacht mindestens zwölf Menschen - elf in La Valle und ein Mann im Armenviertel Petare.

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