Die Preise für Autos mit stärkerer Motorisierung, Premium-Anspruch und verbesserter Serienausstattung sind immer weiter gestiegen. 2016 betrug der durchschnittliche Listenpreis der verkauften Neuwagen ohne Sonderwünsche 31 400 Euro und damit 2,1 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, wie aus Berechnungen des Car-Instituts der Universität Duisburg-Essen hervorgeht. Über Jahrzehnte betrachtet ist die Preisentwicklung dramatischer: 1980 stand der Durchschnittswagen noch mit 8420 Euro in der Liste, was unter Berücksichtigung der Inflation einem heutigen Wert von gut 18 000 Euro entspräche.
Einer Musterrechnung zufolge liegen die Herstellkosten für ein durchschnittliches Mittelklasse-Auto nur bei gut der Hälfte des Listenpreises. Mehr als 47 Prozent sind für Steuern, Handelsmarge sowie den Gewinn und die Vertriebskosten des Herstellers vorgesehen und lassen natürlich auch Luft für Preisnachlässe.
Hersteller und Händler haben eine Vielzahl von Strategien entwickelt, die Kunden mit vermeintlichen oder tatsächlichen Schnäppchen zu locken. Gängige Mittel sind offen beworbene Sonderaktionen, die häufig mit verschachtelten Leasing-Angeboten, Ausstattungs- und Garantiepaketen oder hohen Eintauschprämien arbeiten.
Wer bei seinem Neuwagen jeden Schalter einzeln aussuchen möchte, kommt über Internet-Plattformen an individualisierte Angebote, die laut Car-Institutsleiter Ferdinand Dudenhöffer bei den 30 beliebtesten Modellen rund 19 Prozent unter den veröffentlichten Listenpreisen liegen. Auch der ADAC kommt in einem aktuellen Test mit fünf verschiedenen Neuwagen zum Ergebnis: „Online ist es immer günstiger“. Allerdings sollten die Kunden bei den Portalen genau auf das Kleingedruckte achten und die Entfernung zu den Auslieferlagern beachten, sagt ADAC-Sprecherin Katharina Lucà.
Die niedergelassenen Händler ließen sich im ADAC-Test von den Offerten der Netz-Konkurrenz nur wenig beeindrucken: Nur 20 von 50 untersuchten Anbietern gingen noch einmal von ihrem ersten Preis herunter, blieben aber immer deutlich über dem Online-Niveau. Die höheren Preise begründeten sie mit besserer Beratung und Service - ein Versprechen, das die ADAC-Tester allerdings ausdrücklich nicht bestätigen wollten: Von 50 Autohäusern hätten 23 keine ausreichende Informationen zum Neuwagen gegeben und gleich 33 darauf verzichtet, das konkrete Auto vorzuführen. Immerhin lagen auch die Händler-Offerten im Schnitt gute 12 Prozent unter dem Listenpreis, den also wirklich niemand mehr zahlen muss.
„Servicequalität hat nun einmal ihren Preis“, gibt sich der Zentralverband des deutschen Kfz-Gewerbes selbstbewusst. Der Handel könne Rechtssicherheit, persönliche Beratung, Probefahrt und individuelle Finanzierungsangebote wie kein Konkurrent anbieten.
Die Autohäuser haben aber auch flächendeckend Autos zu Sonderpreisen im Angebot, die ihr Geschäftsmodell eigentlich in Frage stellen. Sie heißen Tageszulassungen, Jungwagen oder Hausangebot und sind streng genommen Gebrauchtwagen, auch wenn die Autos meist noch keine 100 Kilometer auf der Uhr haben. Der Rabatt kann gerade bei Auslaufmodellen die 30 Prozent überschreiten und gilt als „süßes Gift“, das Herstellern und Handel die Marge nimmt. 20 Prozent der Gebrauchtwagen und damit gut 1,4 Millionen Autos waren 2016 beim Verkauf höchstens ein Jahr alt. „Das sind eigentlich Auswüchse der herrschenden Überproduktion, aber man kann auf dieses Zusatzgeschäft nicht verzichten“, sagt der Präsident des Zentralverbands Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe, Jürgen Karpinski, der selbst in Frankfurt ein Autohaus betreibt.
Ein weiterer Günstig-Kanal für Neuwagen sind Re-Importe, die über Vermittler oder deutsche Händler angeboten werden. Die Ausstattung dieser Wagen kann stark von den deutschen Modellen abweichen, so dass der ADAC zum peniblen Vergleich rät. Mit EU-Autos sollte es nach den Erfahrungen der Mitglieder in Garantiefällen keine Probleme geben, aber auf eine weitergehende Kulanz der Hersteller über die Garantie hinaus dürfen Käufer von EU-Autos nicht rechnen.
Quelle. businessinsider.de
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