Es ist offenbar an der Zeit, einmal grundsätzlich über das Starbucks-Logo zu sprechen. So viel vorneweg: Sollte Herr Feuerstein dessen Geschichte kennenlernen, wird er wohl künftig Starbucks meiden wie der Teufel das Weihwasser. Und das liegt nicht am schlichten Rot der Becher.
Aber der Reihe nach. In den vergangenen Jahren hatte die Kette im Winter auf Becher-Designs mit Rentieren, Schneemännern, Nussknackern, Weihnachtsbaumkugeln oder schlichten Schneeflocken gesetzt.
Sieht doch hübsch aus. Aber was hält die Dame auf den Starbucks-Bechern eigentlich in ihren Händen? Fische? Nein, es sind keine Fische. Bei der Dame handelt es sich zwar um eine Sirene, doch die verführen Männer bekanntlich anderweitig. Wie, das wird auf dem Logo deutlich, das Starbucks vor 1992 verwendet hat.
Anständig ist das nicht. Die Sirene hält ihre - nun ja - unteren Extremitäten in den Händen und lockt durch diese Körperhaltung Seefahrer ins Verderben. Mit dem Börsengang wurde das Logo entschärft. "Wir mussten die Sirene loswerden und die gespreizten sogenannten zweideutigen Schwänze beseitigen", schrieb der Designer dem Blogger Michael Krakovisky, der sich für die Geschichte des Logos interessierte. Und so sah das Resultat aus:
Die untere Körperhälfte wurde abgeschnitten. Das war allerdings nicht die erste Änderung, um die Sirene züchtiger zu machen. Viele Jahre trug sie ihr Haar auf eine Weise, die prüden Amerikanern die Schamesröte ins Gesicht treiben kann.
Bleibt noch die Frage offen: Wieso hat sich Starbucks ausgerechnet eine Sirene als Logo ausgesucht? Das Unternehmen wurde 1971 in Seattle gegründet. "Auf der Suche nach einem Weg, die maritime Geschichte von Kaffee und Seattles traditionellem Hafen einzufangen, wurde viel in alten Büchern herumgestöbert", heißt es im firmeneigenen Blog. "Plötzlich war sie da: ein altnordischer Holzschnitt einer zweischwänzigen Meerjungfrau." Dass Sirenen Seeleute in den Tod locken, wurde geflissentlich ignoriert. Mit Meerjungfrauen werden schließlich nicht männermordende Kreaturen, sondern verführerische, bedauernswerte Schönheiten assoziiert - Hans-Christian Andersen und Walt Disney lassen grüßen.
In den folgenden 40 Jahren haben "wir ein paar Änderungen an ihrer Identität vorgenommen", heißt es lakonisch in dem Blogeintrag von Starbucks. Angesichts der Aufregung um die schlichten, roten Pappbecher war das wohl keine schlechte Idee.
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