Nach jahrelangen Vorbereitungen kommen die Ausrüster der Truppe dem Vorhaben nun näher: Vertreter der Koblenzer Behörde unterzeichneten zu Wochenbeginn einen entsprechenden Vertrag mit dem Rüstungsunternehmen Krauss-Maffei Wegmann (KMW). In der Vereinbarung geht es um die Lieferung von insgesamt 104 Kampfpanzern sowie 32 gebrauchten Fahrgestellen, die von KMW zur bislang modernsten Version umgerüstet werden sollen.
Die bis zu 65 Tonnen schweren und rund 70 Stundenkilometer schnellen Stahlkolosse sind mit ihrer 120-mm-Glattrohrkanone von Rheinmetall das stärkste Waffensystem des Heeres. Derzeit verfügt die Bundeswehr über 244 Hauptkampfpanzer.
"Die sicherheitspolitischen Entwicklungen der vergangenen Jahre haben uns die Bedeutung der Panzertechnologie für unsere Verteidigungsfähigkeit eindrücklich vor Augen geführt", sagte der Vizepräsident des Bundesamts, Armin Schmidt-Franke. "Mit dem heutigen Vertragsschluss legen wir das wehrtechnische Fundament für die notwendige Stärkung der Panzertruppe."
Neue Sollstärke
Durch die nun vertraglich vereinbarte Nachrüstung gebrauchter Panzer soll die von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen geplante Zahl von 328 Panzern bis zum Jahr 2023 erreicht werden. Die fraglichen Leopard-Panzer sollen modernisiert werden. "Es sind bestehende Modelle, die aufgearbeitet werden", erklärte ein Sprecher in Koblenz.
Um beispielsweise aus einem Leopard des Typs II A4 einen II A7V zu machen, sind aufwändige Ein- und Umbauten im Inneren des gepanzerten Kettenfahrzeugs erforderlich. Dafür müsste etwa die Waffenanlage geändert werden und ein neues Informationssystem eingebaut werden. "Leopard II"-Panzer der Version "A7V" seien unter anderem besser für Einsätze in der Nacht und in heißen Gebieten ausgelegt, heißt es. Die ersten Fahrzeuge sollen 2019, die letzten 2023 ausgeliefert werden.
Panzer vom Gebrauchtmarkt
Nicht alle der genannten 104 Panzer stammen vom Gebrauchtmarkt: 20 Exemplare kann die Bundeswehr selbst beisteuern. Dabei handelt es sich um ältere "Leo 2"-Modelle, die bislang etwa als "Erprobungsträger" bei technischen Dienststellen oder in Gefechtsübungszentren zur Schulung im Einsatz waren, wie n-tv.de auf Anfrage erfuhr.
Die übrigen Kampfpanzer und Fahrgestelle stammen aus Beständen von KMW. Der Panzerbauer hatte nach der Verkleinerung der Bundeswehr in den 1990er Jahren größere Stückzahlen zurückgenommen. Ein Teil der ausgemusterten Kettenfahrzeuge dürfte auch in den Export gegangen sein - etwa nach Kanada, Griechenland, Indonesien, Chile oder die Türkei. Wie viele der nun zum Rückkauf anstehenden Panzer zwischenzeitlich im Ausland im Einsatz waren, ist unklar.
Neues Material für die Bundeswehr
Bei den Fahrgestellen handelt es sich um den Rumpf von Kampfpanzern des Typs "Leopard II A4". Bei ihnen fehlt im Prinzip nur der Turm mit der Hauptwaffe und einem Großteil der Elektronik. Die Fahrgestelle, die aus der gepanzerte Wanne, dem Antrieb und den Laufketten bestehen, sollen erst einmal ins Lager kommen, um in Zukunft als Grundlage für weitere Fahrzeuge wie zum Beispiel einen neuen Brückenlege-Panzer zu dienen.
Der Wehrbeauftragte Hans-Peter Bartels (SPD) hatte bei der Vorstellung seines Jahresberichts im Januar gesagt, die Truppe leide nach wie vor unter mangelhafter Ausrüstung. Er nannte das Beispiel ausdrücklich auch Kampfpanzer. Ein Nato-Beschluss verlangt, dass die Mitgliedsstaaten bis 2024 mindestens zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) fürs Militär ausgeben sollen.
Derzeit gibt Deutschland 1,2 Prozent des BIP für Verteidigung aus - allerdings hat unter anderen auch Bundeskanzlerin Angela Merkel wiederholt darauf hingewiesen, dass zu den Verteidigungsausgaben im weiteren Sinne unbedingt auch die Mittel der Entwicklungsarbeit hinzugezählt werden müssten.
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