Als Hauptantrieb für die Entlassung des FBI-Chefs James Comey gelten die von ihm eingeleiteten Ermittlungen zu den angeblichen Verbindungen des US-Präsidenten mit dem Kreml. Offenbar soll der Posten des FBI-Chefs nun mit einer loyalen Person besetzt werden – um die Ermittler und den Strom des kompromittierenden Materials zu stoppen. Doch wie die Zeitung „The Hill“ schreibt, könnte solch eine politisch motivierte Personalentscheidung Trump noch mehr in die Enge treiben – das FBI versucht traditionell Distanz zur Politik zu halten. Die Tatsache, dass der Posten von einem Politiker bekleidet werden könnte, beunruhigt die Kongressmitglieder. „Der FBI-Chef muss das Vertrauen des Präsidenten haben, ihm jedoch nicht treu sein“, sagte das Mitglied des Repräsentantenhauses Ileana Ros-Lehtinen.
Justizminister Jeff Sessions und sein Stellvertreter Rod Rosenstein führten acht Bewerbungsgespräche mit Kandidaten. Dazu gehören der Senator des Bundesstaates Texas, John Cornyn, die ehemalige Mitarbeiterin des Justizministeriums Alice Fisher, FBI-Vertreter Adam Lee, der Republikaner Mike Rogers, der stellvertretende FBI-Chef Andrew McCabe, die Beraterin für Nationale Sicherheit unter George W. Bush, Frances Townsend, sowie der Bezirksrichter Henry Hudson. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf einen US-Beamten berichtete, wird es keine weiteren Bewerbungsgespräche geben.
Die Suche nach dem neuen FBI-Chef wird vom Skandal um das Treffen Trumps mit dem russischen Außenminister Sergej Lawrow und Botschafter Sergej Kisljak überschattet. Wie die Zeitung „Washington Post“ schreibt, hat der US-Präsident beim Gespräch mit Lawrow womöglich geheime Informationen über den Kampf gegen den „Islamischen Staat“ offengelegt. Diese Informationen sollen Washington von einem befreundeten Geheimdienst im Nahen Osten bereitgestellt worden sein. Dieser Partner soll die Weitergabe dieser Informationen an Dritte nicht erlaubt haben.
„Trump legte dem russischen Botschafter mehr Informationen als unseren Verbündeten offen“, so ein US-Beamter. Militärische und diplomatische Kreise äußerten Besorgnis wegen Trumps Umgang mit geheimen Informationen. Laut dem Establishment in Washington kann die mutmaßliche „Weitergabe von Geheimnissen“ an die russische Seite die Definition der künftigen IS-Gefahren deutlich erschweren. Der US-Präsident bedrohe damit de facto das Netz eines fremden Nachrichtendienstes in Syrien. Laut „New York Times“ nannte Trump eine konkrete Stadt, wo ein befreundeter Nachrichtendienst Informationen über IS-Pläne sammelt.
„Als Präsident wollte ich mit Russland die Fakten teilen, die den Terrorismus und die Sicherheit der Flüge betreffen“, schrieb Trump auf Twitter, „Ich habe das völlige Recht dazu. Dafür gibt es humanitäre Gründe. Zudem will ich, dass Russland im Kampf gegen den IS und den Terrorismus aktiver wird.“ Der Nationale Sicherheitsberater Herbert Raymond McMaster bezeichnete die Presseberichte als Lüge. „Der Präsident und der Außenminister haben allgemeine Bedrohungen besprochen, die von den Terrororganisationen ausgehen, darunter die Bedrohungen für die Fliegerkräfte. Methoden und Aufklärungsquellen wurden nicht behandelt.“
Die russische Seite dementierte, geheime Informationen erhalten zu haben. „Für uns ist dieses Thema ein weiterer Nonsens, und wir wollen damit nichts zu tun haben“, sagte der Sprecher des russischen Präsidenten, Dmitri Peskow. Die russische Außenamtssprecherin Maria Sacharowa sah in den kompromittierenden Materialien gegen Trump Merkmale eines innenpolitischen Kampfes. „Das ist Teil einer Kampagne, die noch vor der Wahl begann und nicht aufhört. Das ist politischer Druck auf die neue Administration des Weißen Hauses, Feilschen um verschiedene Fragen, Ernennungen, Lobbyieren. Es ist nicht mehr die Rede von parteiischen Medien, das ist direkte Arbeit an einem politischen Auftrag“, so Sacharowa.
Experten zufolge sind die Berichte über die Weitergabe von geheimen Informationen an Lawrow und Kisljak mit dem Wunsch des Establishments verbunden, die Amtszeit des 45. Präsidenten zu beenden. „Meines Erachtens streben die Gegner Trumps seine Amtsenthebung an“, sagte Dmitri Trenin vom Moskauer Carnegie Zentrum. Zudem könnte auch die Wahl des Kandidaten für den Posten des FBI-Chefs Trump Probleme bereiten. Natürlich werde er eine loyale Person auswählen, doch diese Ernennung werde ein weiterer Anlass für Scharmützel sein. Die USA seien in die Periode eines langen politischen Krieges mit einem bislang unklaren Ausgang eingetreten.
Quelle. sputniknews.com
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