Nato beschließt Sondertreffen

  24 November 2015    Gelesen: 858
Nato beschließt Sondertreffen
Die Situation ist heikel. Die Türkei schießt ein russisches Kampfflugzeug ab, was den Luftraum verletzt haben soll. Moskau sieht das anders und spricht von einem "sehr ernsten Zwischenfall". Vertreter der Nato-Staaten kommen am Nachmittag zu einer Sondersitzung zusammen.
Vertreter der Nato-Staaten kommen nach dem Abschuss eines russischen Kampfflugzeugs im syrisch-türkischen Grenzgebiet zu einer Sondersitzung zusammen. Das Treffen werde um 17 Uhr beginnen, teilte die Nato mit.

Die Türkei hatte am Vormittag ein russisches Kampfflugzeug an der syrischen Grenze abgeschossen. Die Maschine sei vor dem Abschuss durch Abfangjäger zehnmal binnen fünf Minuten gewarnt worden, dass sie den türkischen Luftraum verletze, hieß es aus dem türkischen Präsidialamt. Dann sei die Maschine "den Einsatzregeln entsprechend" abgeschossen worden.

Das russische Verteidigungsministerium erklärte dagegen, einer ihrer Jets sei offenbar vom Boden aus über Syrien abgeschossen worden. Man könne beweisen, dass die Su-24 den syrischen Luftraum nicht verlassen habe. Laut dem Verteidigungsministerium in Moskau handelte es sich um eine russische Maschine des Typs Su-24. Ein Sprecher des Kreml sprach von einem "sehr ernsten Zwischenfall". Es sei aber noch zu früh, um Schlussfolgerungen zu ziehen.

Das brennende Wrack ging auf syrischer Seite in der Provinz Latakia nieder, wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mitteilte. Der Fernsehsender Haberturk zeigte Bilder des abstürzenden Kampfjets. Die Türkei will wegen des Vorfalls die Nato und die UN einschalten.

Bei der fraglichen Maschine handelt es sich um einen zweisitzigen Schwenkflügel-Jagdbomber vom Typ Suchoi Su-24 mit dem Nato-Codename "Fencer". Das Flugzeug ist gut 24 Meter lang. Die Spannweite beträgt maximal knapp 18 Meter. Ausgelegt ist der robuste Kampfjet auf frontnahe Einsätze. Die Maschine kann auch auf Behelfsflugplätzen starten und landen.

Pilot offenbar gefangengenommen

Die beiden Piloten der Su-24 konnten sich Augenzeugen zufolge per Schleudersitz aus der brennenden Maschine retten. In den sozialen Medien kursierten Bilder von zwei Fallschirmen, die offenbar über syrischem Territorium niedergingen. Von türkischer Seite seien Rettungshubschrauber aufgestiegen, um die Besatzung des abgeschossenen Fliegers zu bergen. Am Boden rund um den Absturzort seien jedoch heftige Kämpfe ausgebrochen, hieß es.

Das Schicksal der beiden Piloten ist unklar. Einem Medienbericht zufolge wurde einer der beiden Piloten von Rebellen gefangengenommen. Er sei in der Gewalt von turkmenischen Einheiten, die gegen den syrischen Machthaber Baschar al-Assad kämpfen, meldete der TV-Sender CNN-Türk. Der zweite Pilot soll dabei ums Leben gekommen sein.

Eine Rebellengruppe mit dem Namen Zehnte Brigade wiederum verbreitete über das Internet ein Video, das den Leichnam eines Piloten zeigen soll. Zu sehen ist eine leblose Person in Uniform. Dazu heißt es, sie sei "durch die Hände von Rebellen" umgekommen. Nach dem zweiten Piloten werde gesucht.

Die Türkei versteht sich traditionell als Schutzmacht der syrischen Turkmenen. Rund 1700 Turkmenen waren in den vergangenen drei Tagen wegen der Kämpfe in Syrien in die Berge des Landes geflohen, verlautete aus Ankara. Russische Kampfjets hatten die Gegend bombardiert, um den syrischen Präsidenten Baschar-al-Assad zu unterstützen. In Syrien bekämpfen viele Länder mit Luftangriffen die Terrormiliz Islamischer Staat. Neben den Truppen Assads bombardieren unter anderem auch die USA, Frankreich und Russland Stellungen dort.

Ausdrückliche Warnungen

Bereits Anfang Oktober - und damit wenige Tage nach dem offiziellen Beginn des russischen Eingreifens im syrischen Bürgerkrieg - war es im Norden des Konfliktgebiets an der türkischen Grenze zu einem ähnlichen Zwischenfall gekommen: Ein russischer Kampfjet war kurzzeitig in den türkischen Luftraum eingerungen.

Wie die russische Militärführung später eingestand, wollte der Pilot spontan einer Bedrohung vom Boden ausweichen und hatte dabei die Grenze überquert. Die türkische Regierung reagierte mit scharfen Protestnoten, verbunden mit der ausdrücklichen Warnung, dass im Wiederholungsfall auch scharf geschossen werde. Die Nato warf Moskau "unverantwortliches Verhalten" vor.


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