Trotz Trump: Deutsche Autobauer setzen auf Mexiko

  06 Juni 2017    Gelesen: 617
Trotz Trump: Deutsche Autobauer setzen auf Mexiko
Mit markigen Sprüchen und einer protektionistischen Agenda hat US-Präsident Trump die Autokonzerne in Mexiko nervös gemacht. Die Nähe zum US-Markt ist einer der wichtigsten Standortvorteile. Wie reagieren die deutschen Firmen?
Mexiko-Stadt (dpa) - In den Hügeln hoch über Mexiko-Stadt beherrscht der VW Käfer noch immer das Straßenbild. Der robuste Wagen mit Heckantrieb ist wie geschaffen für die steilen Gassen in Cuautepec. «Die neuen Autos verfügen nicht über dieselbe Kraft und kommen die Straßen hier nicht hoch», sagt der Taxifahrer Tomás. Bis 2003 wurde der legendäre «Vocho» im VW-Werk in Puebla gebaut. Auch wenn der deutsche Klassiker in den eleganten Vierteln im Stadtzentrum kaum noch zu sehen ist, die Mexikaner lieben «ihren» Käfer heiß und innig.

Heute fertigen die deutschen Autobauer modernere Wagen in Mexiko. Bei Audi in San José Chiapa läuft der Geländewagen Q5 vom Band. VW baut in Puebla den Jetta, den Beetle und den Golf Variant. Mercedes-Benz will noch in diesem Jahr gemeinsam mit Nissan sein Werk in Aguacalientes in Betrieb nehmen.

BMW errichtet derzeit in San Luis Potosí eine neue Fabrik mit Karosseriebau, Lackiererei und Montage. Ab 2019 soll hier der 3er BMW vom Band laufen. Rund eine Milliarde US-Dollar investieren die Münchner in das neue Werk, mindestens 1500 Arbeitsplätze sollen entstehen. «Mexiko hat über 40 Freihandelsabkommen unterzeichnet. Das macht das Land als Standort sehr interessant», sagt der Lateinamerika-Chef von BMW, Alexander Wehr.

Mexiko ist das Sehnsuchtsland der Autobauer. «Wettbewerbsfähige Löhne, relativ gut ausgebildete Arbeitskräfte und eine solide Infrastruktur machen Mexiko als Produktionsstandort für Automobilhersteller attraktiv», sagt Florian Steinmeyer, Berichterstatter der Außenwirtschaftsgesellschaft Germany Trade & Invest (GTAI) in Mexiko.

Die Automobilindustrie ist ein wichtiger Wirtschaftszweig in Mexiko. Über 875 000 Menschen sind in dem Sektor beschäftigt. Obwohl die Branche nur gut drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts erwirtschaftet, fließen rund 20 Prozent der ausländischen Direktinvestitionen in die Auto-Industrie. Derzeit ist Mexiko der siebtgrößte Automobilstandort der Welt, bis 2020 will das Land in die Top Five aufrücken.

Seit der Wahl von US-Präsident Donald Trump hat sich in der Branche allerdings Verunsicherung breit gemacht. Der neue Mann im Weißen Haus hat Firmen, die in Mexiko produzieren, mit hohen Strafzöllen gedroht. Außerdem will er das Nordamerikanische Freihandelsabkommen (Nafta) neu verhandeln oder sogar aussteigen. Die Nähe und der einfache Zugang zum wichtigen US-Markt sind für die Autobauer essenziell: Knapp 80 Prozent aller exportierten Fahrzeuge gehen in die Vereinigten Staaten.

«Wir erwarten, dass kurz- bis mittelfristig einige Investitionen im Automobilsektor auf Eis gelegt werden», sagt Alejandro Aurrecoechea vom Beratungsunternehmen Control Risks in Mexiko. Angesichts der Drohungen aus Washington hat Ford seine Pläne für ein neues Werk in Mexiko eingestellt.

Andere Autobauer wie General Motors, Fiat-Chrysler, Toyota, Honda, Mercedes-Benz und BMW hingegen wollen an ihren Investitionen festhalten. «Wir sind nach San Luis Potosi gekommen, um zu bleiben», sagt der Chef des neuen BMW-Werks, Hermann Bohrer.

Experten warnen vor Panik. Sollten die USA tatsächlich aus dem Nafta-Abkommen aussteigen, würden die Zollsätze für Pkw-Importe nach dem Meistbegünstigtenprinzip der Welthandelsorganisation (WTO) bei nur 2,5 Prozent liegen. Zudem profitieren auch viele Automobilhersteller in den USA vom regen Warenaustausch mit Mexiko.

Sorgen sollte den in Mexiko ansässigen Fahrzeugherstellern nach Einschätzung von Branchen-Kennern vielmehr die sinkende Nachfrage nach Klein- und Kompaktwagen in den USA machen. Diese Modelle werden vor allem in Mexiko gefertigt, da das Land dort seine Kostenvorteile am besten ausspielen kann.

Zudem bringt das schnelle Wachstum auch Probleme mit sich. «Die Unternehmen haben zunehmend Schwierigkeiten, qualifiziertes Personal zu finden», sagt GTAI-Experte Steinmeyer. «Zudem muss die Infrastruktur an den Flughäfen und Häfen ausgebaut werden.»

Quelle. trt.net.tr

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