Auf der anderen Seite der Erdkugel ist man damit ein paar Sorgen los: Denn zwischenzeitlich hatte manche Experten doch die Sorge befallen, dass man kurz vor dem Rekord noch scheitern könnte. Zu Beginn des Jahres schwächelte der Export, ebenso die Investitionen auf dem Häusermarkt, und dann richtete auch noch ein Wirbelsturm namens "Debbie" kräftige Schäden an. Aber letztlich gab es von Januar bis März doch wieder Wachstum, wenn auch nur von 0,3 Prozent.
Im "Lucky Country" ("Glückliches Land"), wie sich Australien gern selber nennt, ist das ständige Wirtschafts-Plus praktisch zum Normalzustand geworden. Eine ganze Generation kennt das inzwischen gar nicht anders. Als die Wirtschaftsleistung letztmals zwei Quartale hintereinander schrumpfte - dann sprechen Experten von einer Rezession -, schrieb man das Jahr 1991.
Finanzminister Scott Morrison sagte dazu: "Das ist ein enormer Erfolg. Aber nichts, was wir für selbstverständlich nehmen sollten." Dabei zeigt sich Australien auch für die kommenden Jahre optimistisch. Bis Ende 2018 erwartet die australische Zentralbank RBA nun ein Plus von etwa drei Prozent. Grundlage für den Erfolg, neben Arbeitsmarktreformen und einer guten Geldpolitik, ist die anhaltend starke Nachfrage nach einheimischen Bodenschätzen wie Gas, Öl, Kohle und Erz sowie Agrarprodukten aus Asien.
Abhängigkeit von China wird zum Problem
Längst ist China wichtigster Handelspartner. Ein Drittel der Exporte geht heute dorthin. Zum Vergleich: 1991 waren es zwei Prozent. Wirtschaftsprofessor Saul Eslake sagt: "Außer China selbst hat in den letzten drei Jahrzehnten kein Land auf der Welt so sehr von Chinas Wachstum und seiner Industrialisierung profitiert." Immer wichtiger wird auch der Bildungsmarkt: Immer mehr Eltern aus Asien schicken ihre Kinder nach Australien zur Schule oder in die Universität. Das ist nicht nur näher als die USA oder Europa, sondern auch billiger.
Auch auf dem Häuser- und Wohnungsmarkt sind Chinesen sehr aktiv. In Australiens Großstädten geht angeblich aktuell jede dritte Immobilie an chinesische Käufer. In Sydney haben sich die Preise binnen acht Jahren verdoppelt.
In der Abhängigkeit von China liegt aber auch die größte Gefahr. Falls die Volksrepublik in Schwierigkeiten geriete, hätte das enorme Auswirkungen. So warnt die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) in ihrem neuesten Australien-Bericht: "Die Entwicklung der Handelsmärkte, insbesondere diejenigen in Verbindung mit der chinesischen Wirtschaft, bleiben eine große Quelle der Ungewissheit."
Japans Wachstumsrekord zählt nicht
Bislang läuft es jedoch rund. Mit dem Plus im ersten Quartal zog Australien mit den Niederlanden gleich, die 103 Quartale ohne Rezession überstanden hatten, zwischen 1982 und 2008. Die weltweite Banken- und Finanzkrise setzte dem Wachstum damals ein Ende. Down Under litt man darunter zwar ebenfalls. Die zwölftgrößte Volkswirtschaft der Welt überstand aber auch das, ebenso wie den Verfall der Rohstoffpreise 2015.
Noch länger - nämlich 33 Jahre, von 1960 bis 1993 - kam übrigens Japan ohne Rezession aus. Für die meisten Experten zählt das aber nicht, weil das Land zumindest in den 60er Jahren noch nicht zu den großen Industrienationen gehörte.
Ende vergangenen Jahres zitterte man in Australien zwischenzeitlich sehr, ob es mit dem Rekord etwas wird. Im dritten Quartal 2016 gab es ein Minus, aber zum Jahresende kehrte das Wachstum zurück. Am 6. September dürfte Australien Gewissheit haben. Erst dann gibt die Statistikbehörde die endgültigen Ergebnisse fürs zweite Quartal bekannt. Und damit auch, ob es für 104 Quartale ohne Rezession tatsächlich gereicht hat.
Quelle: n-tv.de , Christoph Sator, dpa
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