Russland warnt Nato vor "Rüstungswettlauf"

  29 Juni 2017    Gelesen: 594
Russland warnt Nato vor "Rüstungswettlauf"
Die USA fordern von ihren Nato-Partnern, das Zwei-Prozent-Ziel zügig umzusetzen. Schon jetzt geben allein die europäischen Mitglieder vier Mal so viel für Verteidigung aus wie Russland. Ein "sehr gefährlicher Trend", warnt der russische Nato-Botschafter.

Vor dem Treffen der Nato-Verteidigungsminister hat Russland die geplante Erhöhung der Verteidigungsausgaben in den europäischen Bündnisstaaten und Kanada scharf kritisiert. "Allein die Verteidigungsausgaben der Europäer sind in der Summe vier Mal höher als das Budget Russlands", sagte der russische Nato-Botschafter, Alexander Gruschko, der "Welt".

US-Präsident Donald Trump fordere jetzt die Umsetzung des Zwei-Prozent-Ziels, und "die erste Frage, die uns in den Sinn kommt, lautet, warum 250 Milliarden US-Dollar - das ist die Summe der Verteidigungsausgaben der europäischen Länder - nicht genug sind?", kommentierte Gruschko. Es gebe "einen sehr gefährlichen Trend zu einer Militarisierung der internationalen Beziehungen". "Das kann zu einem neuen Rüstungswettlauf führen", warnte der russische Botschafter.

"Nato schafft neue Sicherheitslage"

Die Nato-Verteidigungsminister beraten am heutigen Donnerstag über die US-Forderung nach einer stärkeren Lastenteilung im Bündnis. Die Minister der 29 Mitgliedstaaten sprechen bei dem Treffen in Brüssel darüber, wie von den USA verlangte jährliche Pläne zur Steigerung der Verteidigungsausgaben konkret umgesetzt werden können. Die US-Regierung drängt darauf, dass alle Nato-Staaten die Vorgabe erfüllen, zwei Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts in die Verteidigung zu investieren.

Gruschko kritisierte in der "Welt" zudem die Entsendung von vier jeweils Tausend Mann starken multinationalen Kampftruppen nach Polen und ins Baltikum. Deutschland stellt 450 Soldaten in Litauen und führt den Nato-Kampfverband in dem baltischen Land an.

"Mit diesen militärischen Schritten und Verstärkungen an der Ostflanke schafft die Nato eine neue Sicherheitslage, die wir nicht ignorieren können und auf die wir mit unseren eigenen militärischen Mitteln antworten werden", sagte der russsische Diplomat. Eine Bedrohung durch sein Land an den Ostgrenzen des Bündnisses wies Gruschko entschieden zurück. Russland stehe vielmehr "im Zentrum eines Propagandakriegs der Nato-Länder". Es gebe "derzeit eine unglaubliche Dämonisierung Russlands". "Die Nato erweckt nahezu täglich den Eindruck, dass Russland morgen Polen und die baltischen Länder einnehmen wird", kritisierte Gruschko.

Im Kampf gegen den internationalen Terrorismus bot Gruschko der Verteidigungsallianz in Ländern wie Afghanistan und Syrien eine Zusammenarbeit an. "Wir haben klar gesagt, dass wir bereit sind mit allen zu kooperieren, die zu unserem gemeinsamen Kampf gegen den Terrorismus beitragen wollen." Es sei schließlich ein gemeinsames Ziel, die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat zu besiegen.


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