Land unter in Berlin und Brandenburg

  30 Juni 2017    Gelesen: 1151
Land unter in Berlin und Brandenburg
Innerhalb weniger Minuten öffnet der Himmel über der Hauptstadt seine Schleusen. Die Stadtautobahn wird stellenweise gesperrt. Ein U-Bahnhof steht unter Wasser. Und Flüge werden umgeleitet.
In Berlin und Brandenburg haben heftige und teils ergiebige Regenfälle für Verkehrsbehinderungen und Überschwemmungen gesorgt. Die Feuerwehr in der Hauptstadt hatte bereits am Mittag - zunächst vorsorglich - den Ausnahmezustand ausgerufen. Lokale Medien berichteten, dass die A100 - immerhin eine der meistbefahrenen Autobahnen Deutschlands -, an einer Stelle überflutet worden sei. Besonders heftig traf es Oranienburg, nördlich der Hauptstadt. Dort fielen in nur sechs Stunden 173 Liter Regen pro Quadratmeter - 102 Liter davon in nur einer Stunde, wie n-tv Meteorologe Björn Alexander sagte. Die Berliner Feuerwehr knackte am Abend die Marke von 2000 wetterbedingten Einsätzen.

In der Fläche sind bislang im Schnitt rund 50 Liter je Quadratmeter gefallen, in Spitzen mindestens 100 Liter. Und es können in den kommenden Stunden noch 20 bis 50 Liter hinzu kommen. Die Station südlich von Berlin (Bestensee) maß innerhalb von vier Stunden eine Niederschlagsmenge von 91 Liter pro Quadratmeter.

2000 Einsätze der Feuerwehr

"Um 20.25 Uhr ist die '2000-Einsätze-Grenze' geknackt...so viel sind es sonsttypischerweise nur in der Silvesternacht", twitterte die Feuerwehr. AM Abend griff auch das Technische Hilfswerk unterstützend ein. Die Berliner Flughäfen hatten zwischenzeitlich nach eigenen Angaben Probleme bei der Abfertigung von Maschinen. Zudem wurden einige Flüge umgeleitet. Der U-Bahnhof Spichernstraße in Wilmersdorf wurde wegen eines Wassereinbruchs gesperrt, wie die Berliner Verkehrsbetriebe mitteilten. Regenwasser war bis auf den Bahnsteig hinuntergelaufen. Am Abend wurde der Betrieb auf einem Teil der U9 komplett eingestellt. Zudem liefen Dutzende Keller voll.

Insgesamt kann das Unwetter allein in Berlin für 200 Liter Regen pro Quadratmeter sorgen. Das wäre mehr als das Dreifache der durchschnittlichen Niederschlagsmenge in einem Juni. In einem normalen Jahr summiert sich die Regenmenge laut Meteorologe Alexander auf gut 500 Liter in der Hauptstadt. In gut 24 Stunden wären dann gut 40 Prozent der Jahresmenge gefallen. Nur langsam zieht das Regengebiet in den nächsten Stunden weiter nach Nordwesten Richtung Mecklenburg und nachts nach Schleswig-Holstein.

Zwischen Berlin und Neuruppin fielen innerhalb von sechs Stunden an mehreren Orten um die 70 Liter Regen. "Damit sind die Böden hier nun schon gut gesättigt und nur noch begrenzt aufnahmefähig", sagte Alexander weiter.

Stromausfälle in Polen

Auch in anderen Teilen Deutschlands gingen heftige Regenschauer herunter. Sie ließen Flusspegel steigen und überfluteten Straßen. Am Schmücke-Tunnel auf der A71 in Thüringen wurde die Beifahrerin in einem Auto leicht verletzt, wie die Polizei mitteilte. Ihr Auto sei in Fahrtrichtung Erfurt zu schnell unterwegs gewesen, ins Schleudern geraten und in die Leitplanke geprallt. Auf der A9 rutschten innerhalb einer Stunde drei Autos zwischen Lederhose und Dittersdorf in die Leitplanke. Auch hier war überhöhtes Tempo die Ursache.

Auch in Niedersachsen hatte die Feuerwehr vielerorts vollgelaufene Keller und Firmengebäude auspumpen müssen. Einige Straßen waren vorübergehend nicht passierbar. Allein in Hannover rückte die Feuerwehr zu rund 160 Einsätzen aus. Beim Reifenhersteller Continental und der Zentralen Polizeidirektion gab es einen Wassereinbruch. In Langenhagen wurden bis zum Abend 40 Einsätze gezählt. Auch in Wildeshausen bei Oldenburg und in Molbergen bei Cloppenburg standen der Polizei zufolge Straßen unter Wasser. Zahlreiche besorgte Anrufer meldeten überlaufende Gullydeckel.

Unterdessen führten heftige Gewitter mit Starkregen und Hagel in Polen zu Stromausfällen. Etwa 30.000 Haushalte waren am Donnerstag ohne Strom, wie das Sicherheitszentrum der Regierung (RCB) mitteilte. Am stärksten traf es demnach die Wojewodschaft Mazowieckie in Zentralpolen.

Vielerorts wurden Bäume herausgerissen und Keller geflutet. Tausende Feuerwehrmänner waren Behördenangaben zufolge im Einsatz und beseitigten die Schäden. Angaben zu Verletzen gab es zunächst keine. Das Sicherheitszentrum warnte vor allem in Westpolen vor weiteren Gewittern und riet Anwohnern, möglichst in ihren Häusern zu bleiben.


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