Autobranche sieht Politik beim Diesel in der Pflicht

  04 Juli 2017    Gelesen: 872
Autobranche sieht Politik beim Diesel in der Pflicht
Die deutschen Autobauer setzen zur Rettung des Dieselantriebs auf die Politik.
Der Branchenverband VDA erneuerte am Dienstag zwar die Bereitschaft der Hersteller zur Nachbesserung der Software von Dieselautos mit Euro-5-Abgasnorm, um den Ausstoß an giftigem Stickoxid zu verringern. Um die Luftqualität in Städten zu verbessern und Fahrverbote zu verhindern, sei jedoch ein Gesamtpaket nötig, an dem man mit der Politik arbeite, sagte VDA-Chef Matthias Wissmann in Berlin. Als Teil einer Lösung seien zudem Maßnahmen erforderlich, um den Verkehrsfluss in den Städten zu verbessern, sowie die Förderung alternativer Antriebe und Mobilitätsangebote. "Keine Maßnahme allein wird ausreichen, um kurzfristig in den betroffenen Städten den sehr anspruchsvollen Luftqualitätswerten zu entsprechen."

Mit Sorge beobachte die Branche, dass wegen der Verunsicherung der Käufer der Anteil der Dieselautos nach der neueren Euro-6-Abgasnorm an den Neuzulassungen sinke und der des Benziners steige. Dies sei vor allem deshalb beunruhigend, weil dadurch das Erreichen der schärferen Klimavorgaben für Kohlendioxid (CO2) erschwert werde. Im gesamten Flottendurchschnitt dürfen ab 2020 nur noch 95 Gramm CO2 je Kilometer ausgestoßen werden. Der Chef der Autozuliefersparte von Bosch, Rolf Bulander, rechnete vor, dass bei einem kompletten Austausch aller Diesel- durch Benzinfahrzeuge in Deutschland der Flottenmittelwert um 16 Gramm oder 15 Prozent ansteigen würde.

Der Pkw-Inlandsmarkt stieg von Januar bis Juni den VDA-Angaben zufolge um drei Prozent auf rund 1,8 Millionen Fahrzeuge. Die Beschäftigung umfasse 812.000 Mitarbeiter – das sei der höchste Stand seit 26 Jahren. Produktion und Export lagen demnach allerdings leicht unter dem hohen Vorjahresniveau. Auf den großen Märkten – USA, China, Europa – habe sich die Wachstumsdynamik der vergangenen Jahre verringert.

ANNÄHERUNG IN TIPPELSCHRITTEN

Die deutschen Hersteller gehen davon aus, dass aktuell etwa die Hälfte ihrer Dieselfahrzeuge mit Euro-5-Abgasnorm für eine Nachbesserung geeignet ist. Durch ein Software-Update könne der Ausstoß an schädlichem Stickoxid gesenkt werden, ohne jedoch das Niveau neuerer Euro-6-Fahrzeuge zu erreichen. Ziel müsse deshalb auch sein, ältere Fahrzeuge gegen neue zu ersetzen. Es gebe intelligentere Maßnahmen als Fahrverbote. Wissmann ging in seinem Redemanuskript nicht auf Forderungen aus der Politik ein, die eine Nachrüstung nicht nur für Euro 5, sondern auch für die ältere Norm Euro 4 und die neuere Vorschrift Euro 6 für nötig halten. Damit wären etwa 80 Prozent aller Dieselautos auf deutschen Straßen abgedeckt.

Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) und Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD) haben eine Initiative ins Leben gerufen, um die Schadstoffbelastung in den Städten zu senken. Dadurch soll der Streit über die Zukunft des Dieselantriebs aus dem Wahlkampf herausgehalten werden. Eine Lösung zur Reduzierung der Abgase soll ein "Nationales Forum Diesel" finden, an dem weitere Ministerien und die Autobranche beteiligt werden.

Die bayerische Landesregierung unter Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) hat bereits zusammen mit BMW, Audi und MAN ein Maßnahmepaket geschnürt, das auf die Nachrüstung von Autos, modernste Dieseltechnologie sowie die Förderung alternativer Antriebe und des öffentlichen Nahverkehrs setzt.

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