Größtes Gasfeld in Europa vor Förderstopp

  14 Juli 2017    Gelesen: 819
Größtes Gasfeld in Europa vor Förderstopp
Die Erschließung des in Europa größten Gasfeldes Groningen könnte auf Gerichtsbeschluss gestoppt werden, schreibt die Zeitung "Kommersant" am Freitag.
Am Donnerstag befasste sich das Höchste Verwaltungsgericht der Niederlande mit etwa 20 Klagen von Bürgern und Umweltorganisationen, die die Einstellung der Ausbeutung des Vorkommens verlangen. Formell sind diese Klagen gegen die Regierung des Landes gerichtet, die zuvor einen Plan zur Reduzierung der Fördermengen ab 1. Oktober um zehn Prozent auf 21,6 Milliarden Kubikmeter pro Jahr veröffentlicht hatte. Die zu fördernden Gasmengen müssen nach einem Erdbeben der Stärke 3,6 im Jahr 2012 gekürzt werden, das vermutlich durch eine Verschiebung von Gesteinsschichten wegen der Erschließung seit den 1960er-Jahren ausgelöst wurde. Das führte aber auch dazu, dass die Niederlande als größter Gasproduzent Europas im Winter de facto ein Netto-Importeur werden: Laut Eurostat wurden in den Niederlanden 2016 etwa 48 Milliarden Kubikmeter Gas gefördert, wobei der eigene Verbrauch 39,5 Milliarden Kubikmeter ausmachte.

Aktuell dürfen in Groningen 24 Milliarden Kubikmeter Gas jährlich gefördert werden. Diese Menge darf nur bei einem äußerst kalten Winter überschritten werden.

Für die Groningen-Erschließung ist die Firma NAM (Nederlandse Aardolie Maatschappij BV), eine Tochter der Konzerne Shell und ExxonMobil, zuständig. Nach dem Erdbeben von 2012 musste sie bereits Entschädigungen von etwa einer Milliarde Euro zahlen. Sie tritt gegen die neue Förderungskürzung ein, weil 21,6 Milliarden Kubikmeter pro Jahr den zuvor gebilligten Sicherheitsnormen nicht entsprechen würden. Vertreter der Firma behaupten, sie befinde sich in einer „unerträglichen“ Situation, denn einerseits verlange die Regierung die Fortsetzung der Gasförderung zwecks Versorgung der Einwohner, andererseits aber garantiere die Regierung nicht, dass NAM eventuell doch gegen die Sicherheitsanforderungen verstoßen könnte.

In letzter Zeit wurde die Kürzung der Gasförderung in Groningen durch Lieferungen aus Russland ausgeglichen, die vor allem nach Deutschland gingen, das zuvor das holländische Gas intensiv gekauft hatte. Die Gazprom-Lieferungen in die Niederlande selbst beliefen sich im vorigen Jahr auf 4,2 Milliarden Kubikmeter. Im vorigen Jahr wurde wegen des enorm kalten Winters und der immer geringeren Gasförderung in der Nordsee ein absoluter Rekord in Bezug auf die Gazprom-Gaslieferung in die EU-Länder aufgestellt: 154 Milliarden Kubikmeter.

Ein anderer Weg zum Ausgleich der wegfallenden Gasmengen in Groningen wäre der Erhöhung des Flüssiggasimports.

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