Wladimir Klitschko beendet Box-Karriere

  03 Auqust 2017    Gelesen: 1076
Wladimir Klitschko beendet Box-Karriere
Die Statistik bleibt bei 69 Profikämpfen stehen - Wladimir Klitschko beendet seine Karriere. Damit endet eine mehr als 20 Jahre währende Ära, die der ukrainische Box-Profi geprägt hat. Auch ein Rückkampf gegen Anthony Joshua konnte den 41-Jährigen nicht locken.
Aus und vorbei: Wladimir Klitschko hat nach reiflicher Überlegung seine Karriere als Box-Profi beendet. Selbst die Aussicht auf einen millionenschweren Rückkampf gegen Anthony Joshua konnte den Ukrainer nicht mehr umstimmen. Der 41-Jährige wurde 1996 Profi und bestritt seitdem 69 Kämpfe (64 Siege, 54 Knockouts). Klitschko war von 2000 bis 2003 und von 2006 bis 2015 Schwergewichts-Weltmeister.

"Ich habe mir nach meinem letzten Kampf gegen Anthony Joshua bewusst genügend Zeit zur Entscheidungsfindung genommen", teilte Klitschko mit. "Ich habe als Amateur und Profi alles erreicht und kann jetzt gesund und zufrieden die spannende Karriere nach der Karriere angehen." KMG-Geschäftsführer Bernd Bönte erklärte, Klitschko habe "definitiv den richtigen Entschluss" nach einer einzigartigen Karriere gewählt: "Wladimir hatte immer gesagt, wenn die Motivation nicht mehr da ist, werde er aufhören." Dr. Steelhammer ließ damit die Option auf einen Rückkampf gegen Joshua verstreichen.

Weltmeister Joshua hatte sich für einen Rückkampf ausgesprochen. Der Brite kündigte an, zur Not auch seinen IBF-Titel niederzulegen, um einem Rückkampf nicht im Wege zu stehen. Die IBF hatte Sauerland-Boxer Kubrat Pulew zum Pflichtherausforderer ernannt und gefordert, dass Joshua zunächst gegen den Bulgaren antreten müsse. Joshua ist zudem Titelträger der WBA und des kleineren Verbandes IBO.

"Ringschlacht von Wembley"

Joshua und Klitschko hatten am 29. April vor 90.000 Zuschauern im Wembley-Stadion einen mitreißenden Kampf geboten. Klitschko verlor in der elften Runde durch Technischen K.o. Der Ringrichter brach den Kampf ab, nachdem er an den Seilen in einen Schlaghagel des Briten geraten war. Zuvor war Klitschko dreimal, Joshua einmal zu Boden gegangen.
Experten sprachen bereits kurz nach Ende der Ringschlacht von Wembley von einem Klassiker und stuften das Duell unter die besten zehn Schwergewichtskämpfe der Geschichte ein. Der Kampf soll bis zu 50 Millionen Euro erlöst haben, die Boxer bekamen angeblich eine Börse von 15 bis 20 Millionen Euro.

Klitschko kassierte gegen Joshua seine zweite Niederlage in Folge, viele Experten hatten ihm zum Aufhören geraten. Im Kampf der Generationen musste er viele Kopftreffer nehmen, der Olympiasieger von Atlanta hatte vor seiner Profikarriere etliche Amateurkämpfe bestritten und musste bei seiner Entscheidung übers Weitermachen auch an seine Gesundheit denken.

Dennoch hatte es lange nach einem Rückkampf zwischen den beiden ausgesehen. Nach Informationen der "Bild" soll die T-Mobile Arena in Las Vegas sogar bereits für den 11. November geblockt gewesen sein. Dieses Datum hatte auch Joshuas Promoter Eddie Hearn erst kürzlich bestätigt. Spekuliert wurde, dass dies Klitschkos letzter Profikampf werden sollte. "Die Welt" zitierte eine Quelle, die dem Klitschko-Lager nahe steht: "Wenn das das Ende seiner fantastischen Karriere sein soll, will er sich stilvoll in Las Vegas verabschieden." Doch der Kampf wird nun nicht mehr stattfinden.

Neunjährige Dominanz im Schwergewicht

Klitschkos älterer Bruder Witali hatte seine Karriere im September 2012 beendet. "Ich hätte nie für möglich gehalten, dass ich eine so lange und erfolgreiche sportliche Laufbahn haben würde. Ich danke allen von Herzen, die mich dabei immer unterstützt haben. Vor allem meiner Familie, meinem Team und meinen vielen Fans", sagte Wladimir Klitschko.

Im Fight gegen Joshua war der fast 14 Jahre ältere Klitschko deutlich an seine Grenzen gestoßen. In der fünften Runde ging er auf die Bretter. Kurz danach ging auch Joshua zu Boden, doch Klitschko nutzte die Schwäche seines Gegners nicht und bekam in der elften Runde die Quittung. Joshua hatte wieder Kraft getankt und setzte dem Herausforderer mit mehreren heftigen Treffern zu, ehe der Kampf abgebrochen wurde.

Seine erste Niederlage nach neunjähriger Dominanz im Schwergewicht hatte Klitschko im November 2015 gegen Tyson Fury kassiert. Er verlor nach einer enttäuschenden Leistung einstimmig nach Punkten, Gegner Fury verlor nach Doping-Missbrauch und Depressionen mittlerweile seine Box-Lizenz. Klitschko war nach seinem Olympiasieg 1996 ins Profilager gewechselt und wurde am 14. Oktober 2000 durch einen Sieg gegen Chris Byrd erstmals Weltmeister. Nach zwei bitteren Niederlagen gegen Corrie Sanders (2003) und Lamon Brewster (2004) holte er sich 2006 den WM-Titel durch einen zweiten Sieg gegen Byrd zurück und blieb über neun Jahre ungeschlagen. Nach dem legendären Joe Louis war er der am längsten amtierende Schwergewichts-Champion der Box-Historie.

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