Obamas Brief liest sich wie eine Vorahnung

  04 September 2017    Gelesen: 607
Obamas Brief liest sich wie eine Vorahnung
In den USA ist es Tradition, dass der scheidende Präsident seinem Nachfolger einen Brief im Oval Office hinterlässt. In seinem Schreiben gratuliert Obama dem künftigen Amtsinhaber Trump zwar, erinnert aber auch an die Verpflichtung, demokratische Prinzipien zu hüten.
Der ehemalige US-Präsident Barack Obama hat seinem Nachfolger Donald Trump im Januar zum Amtswechsel im Weißen Haus einen versöhnlichen und zugleich vorsichtig mahnenden Brief hinterlassen. In dem Schreiben, dessen Inhalt nun publik wurde, reflektiert er über die Verantwortung, die das Amt des Präsidenten mit sich bringt - darunter die Verpflichtung, die Demokratie zu hüten.

Der Brief liest sich in dieser Passage wie eine Vorahnung: Trump ist in den gut sieben Monaten seiner bisherigen Amtszeit bereits mehrfach vorgeworfen worden, rechtsstaatliche Prinzipien zu missachten. So ging er Richter massiv an, versuchte, die Einstellung missliebiger strafrechtlicher Ermittlungen zu erreichen und begnadigte kürzlich einen Ex-Sheriff, dem wiederholte Verstöße gegen Bürgerrechte angelastet werden.

Den handschriftlichen Brief ließ Obama am 20. Januar, dem Tag der Vereidigung, im Oval Office zurück - wie es bei Amtswechseln im Weißen Haus Tradition ist. Was in diesen Briefen steht, wird in der Regel erst später bekannt. Trump selbst hatte das Schreiben nach dem Lesen lediglich als "schön" beschrieben, er "schätze es sehr". Obama beginnt CNN zufolge mit einem Glückwunsch "zu einem erfolgreichen Rennen". Millionen hätten ihre Hoffnung auf Trump gesetzt, "und wir alle, unabhängig von der Partei, sollten auf vergrößertes Wohlergehen und vergrößerte Sicherheit während Ihrer Amtszeit hoffen".

Hüter der Demokratie

Es sei ein "einzigartiges Amt, ohne eine klare Blaupause für Erfolg", fährt Obama fort und bietet Trump dann "einige Reflexionen" aus den vergangenen acht Jahren an. Nicht jeder sei so "gesegnet mit großem Glück, auf verschiedene Weise" wie er und sein Nachfolger, schreibt Obama. "Es ist an uns, alles zu tun, mehr Erfolgsleitern für jedes Kind und für jede Familie zu bauen, die bereit sind, hart zu arbeiten".

Der Demokrat weist weiter auf die Bedeutung amerikanischer Führungskraft in der Welt hin und warnt davor, demokratische Grundprinzipien um politischer Vorteile willen auszuhöhlen. "Wir haben dieses Amt nur vorübergehend inne. Das macht uns zu Hütern dieser demokratischen Institutionen und Traditionen - wie Rechtsstaatlichkeit, Gewaltenteilung, gleichen Schutz und Bürgerrechte -, für die unsere Vorfahren kämpften und Blut vergossen", so Obama an seinen republikanischen Nachfolger. "Ungeachtet des Drucks und der Zugkräfte der Tagespolitik ist es an uns, diese Instrumente zumindest so stark zu lassen, wie wir sie vorgefunden haben." Obama schließt mit den Worten: "Viel Glück und möge Gott Sie behüten."

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