Zu Lebzeiten der Milliardärin durften vertragsgemäß weder Nestle noch die Gründerfamilie ihren Anteil an dem Hersteller von Lancome-Kosmetikprodukten und Garnier-Shampoos erhöhen. Die Aussicht, dass nun einer der Hauptaktionäre seinen Einfluss ausbaue könnte, kam bei Investoren gut an: Ein Run auf L'Oreal-Aktien brachte die Pariser Börse am Freitag in Schwung.
L'Oreal ist zu einem Drittel im Besitz der Familie Bettencourt, Nestle hält etwas über 23 Prozent. Die Schweizer waren 1974 im großen Stil bei dem Beiersdorf- und Henkel-Rivalen eingestiegen, als Bettencourt nach der Regierungsübernahme der Sozialisten eine Verstaatlichung ihres Unternehmens fürchtete.
Die Konzernerbin überschrieb Nestle fast die Hälfte ihres damaligen L'Oreal-Anteils und erhielt im Gegenzug drei Prozent an Nestle. Nestle und die Familie vereinbarten, dass keiner von beiden den Anteil erhöhen darf - bis zum Tod Bettencourts und sechs Monate darüber hinaus.
Bettencourt war am Donnerstag im Alter von 94 Jahren gestorben. Die Firmenmatriarchin galt mit ihrem auf fast 40 Milliarden Dollar geschätzten Vermögen als reichste Frau der Welt. Liliane Bettencourts Tochter Francoise Bettencourt-Meyers betonte zwar, die Familie halte an dem Unternehmen und dessen Management fest. Bettencourts Tod gibt aber sowohl der Familie als auch Nestle neue Flexibilität im Umgang mit den Anteilen.
Verkauf von Anteilen erwartet
Obwohl einige Experten auch eine Komplettübernahme von L'Oreal durch Nestle für möglich halten, wird eher ein Verkauf der Nestle-Anteile an L'Oreal erwartet. Zum einen steht Nestle unter Druck von Aktionären, seinen Anteil weiter zu verringern.
Der am Genfer See ansässige Hersteller von KitKat-Schokoriegeln hatte sich schon 2014 von acht Prozent L'Oreal-Anteilen getrennt und konzentriert sich vor allem auf Lebensmittel, während der Fokus von L'Oreal auf Schönheitsprodukten liegt. Nestle lehnte eine Stellungnahme ab.
L'Oreal gilt als interessiert und in der Lage, den Nestle-Anteil zu übernehmen. Zur Finanzierung könnten die Franzosen ihren 9,5 Milliarden schweren Anteil am Pharmakonzern Sanofi ins Spiel bringen.
Quelle: n-tv.de
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