Moskau wirft Erdogan Verstrickung in Öl-Handel mit IS vor

  03 Dezember 2015    Gelesen: 697
Moskau wirft Erdogan Verstrickung in Öl-Handel mit IS vor
Im diplomatischen Streit mit der Türkei hat die russische Regierung mit schweren Vorwürfen nachgelegt: Der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan und dessen Familie seien in Ölgeschäfte mit der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) "verwickelt", sagte der russische Vize-Verteidigungsminister Anatoli Antonow in Moskau vor mehr als 300 Journalisten. Andererseits vereinbarten Moskau und Ankara ein Treffen ihrer Außenminister bei dem am Donnerstag beginnenden OSZE-Treffen in Belgrad.
Es habe sich herausgestellt, dass die Türkei der "Hauptkonsument dieses von seinen rechtmäßigen Besitzern Syrien und Irak geklauten Erdöls" sei, sagte Antonow. "Laut den verfügbaren Informationen ist die führende politische Klasse, darunter Präsident Erdogan und seine Familie, in diesen illegalen Handel verstrickt." Der "Zynismus der türkischen Regierung" sei "grenzenlos".

Die Türkei habe Russland bereits wiederholt "vor der Gefahr gewarnt, mit dem Terrorismus zu flirten", fuhr Antonow fort. Er verwies darauf, dass Erdogans Sohn Bilal eines der größten Energieunternehmen der Türkei leitet und sein Schwiegersohn, der Geschäftsmann Berat Albayark, Energieminister ist. "Was für ein wunderbares Familienunternehmen!", fügte er hinzu. Der Handel mit Rohöl ist die Haupteinnahmequelle der IS-Dschihadisten.

Am 24. November, dem Tag von Albayarks Ernennung zum Minister, hatte die türkische Luftwaffe im syrisch-türkischen Grenzgebiet einen russischen Kampfjet abgeschossen. Das Flugzeug stürzte in einem Gebiet in Syrien ab, das von syrisch-turkmenischen Rebellen kontrolliert wird. Einer der beiden Piloten wurde getötet, als er mit dem Fallschirm absprang, der andere überlebte.

Moskau weist Ankaras Angaben zurück, wonach der im Kampf gegen Rebellen eingesetzte Kampfjet türkischen Luftraum verletzte. Die Maschine sei ausschließlich über syrisches Territorium geflogen. Außerdem seien die Piloten vor dem Abschuss nicht - wie von Ankara angegeben - mehrfach gewarnt worden.

Seitdem ist das Verhältnis zwischen Moskau und Ankara äußerst gespannt. Erdogan kam Moskaus Forderung, sich für den Abschuss zu entschuldigen nicht nach, und äußerte lediglich sein Bedauern. Russland beschloss ein Bündel von Strafmaßnahmen gegen die Türkei, die zum neuen Jahr in Kraft treten sollen.

Unter anderem werden Charterflüge zwischen Russland und der Türkei untersagt. Für russische Unternehmen gilt ein Einstellungsstopp für Türken. Darüber hinaus dürfen bestimmte Güter aus der Türkei nicht mehr eingeführt werden. Ab Januar unterliegen türkische Staatsangehörige zudem einer Visumspflicht.

Erdogan kündigte zunächst an, dass Ankara auf Russlands "emotionale" Reaktionen nicht auf gleiche Weise reagieren werde. Russische Bürger in der Türkei müssten keine Nachteile befürchten. Später sagte er bei einem Besuch in Katars Hauptstadt Doha, niemand habe das Recht, seine Familie zu "verleumden". Sollte das andauern, werde die Türkei "selbst Maßnahmen ergreifen".

Das mit dem syrischen Staatschef Baschar al-Assad verbündete Russland fliegt auf Damaskus` Aufforderung seit Ende September Luftangriffe gegen islamistische Rebellen. Seitdem zerstörte die russische Luftwaffen nach Antonows Angaben 32 Ölanlagen, elf Raffinerien, 23 Erdölquellen und 1080 Tanklaster.

Der russische Außenminister Sergej Lawrow teilte während eines Besuchs in Zypern indes mit, er werde seinen türkischen Kollegen Mevlüt Cavusoglu beim Ministerrat der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) treffen. Dieser findet am Donnerstag und Freitag in der serbischen Hauptstadt Belgrad statt.

Bereits am Montagabend hatte der russische Präsident Wladimir Putin gesagt, die Türkei habe den Kampfjet offenbar abgeschossen, um Öllieferungen des IS in ihr Territorium zu schützen. Erdogan hatte dazu erklärt, sollte "so eine Sache bewiesen" werden, würde er zurücktreten.

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