Mindestens 58 Tote bei Angriff auf Konzert in Las Vegas

  03 Oktober 2017    Gelesen: 2012
Mindestens 58 Tote bei Angriff auf Konzert in Las Vegas
Las Vegas (Reuters) - Beim größten Schusswaffen-Massaker in der US-Geschichte sind in Las Vegas mindestens 58 Menschen getötet und 515 verletzt worden.
Den Ermittlungen zufolge nahm der 64-jährige Attentäter von einem Hotel aus minutenlang ein Freiluftgelände unter Feuer, auf dem sich am Sonntagabend etwa 22.000 Menschen zum Abschluss eines Country-Festivals aufhielten. Unter ihnen brach Panik aus: Mehrere Menschen wurden niedergetrampelt. Der Polizei zufolge erschoss sich der Täter, noch bevor die Beamten zu ihm vordringen konnten. Sein Motiv ist unklar. “Wir haben keine Erkenntnisse zu seiner Weltanschauung”, sagte Sheriff Joseph Lombardo.

Den Ermittlungen zufolge hatte der mutmaßliche Schütze Stephan Paddock mindestens zehn Gewehre in seinem Zimmer in der 32. Etage des Hotels Mandalay Bay. Er war nicht polizeibekannt, hatte keine Vorstrafen und den Ermittlern zufolge keine Verbindungen zu extremistischen Gruppen. Seine Familie äußerte sich schockiert. “Wir wissen nichts. Wir sind entsetzt”, sagte sein Bruder Eric. Die Extremistenmiliz Islamischer Staat reklamierte die Tat für sich. Der Schütze sei ein “Soldat des Kalifats”, erklärte das IS-Sprachrohr Amak. Er sei vor mehreren Monaten zum Islam übergetreten. Nach Angaben des FBI gibt es aber keine Hinweise auf Verbindungen zu internationalen Terrorgruppen. In Sicherheitskreisen hieß es, Paddock habe möglicherweise psychische Probleme gehabt.

Ziel des Attentäters war ein Country-Festival auf dem Veranstaltungsgelände Las Vegas Village. Den Ermittlern zufolge wohnte Paddock seit Donnerstag im Mandalay Bay in unmittelbarer Nähe. Einige Musikfans glaubten zunächst an Feuerwerk. “Die Leute fielen einfach zu Boden. Es ging immer weiter”, berichtete der 45-jährige Steve Smith aus Phoenix. Schockierte Konzertbesucher irrten nach dem Anschlag mit blutverschmierter Kleidung durch Las Vegas. Den Behörden zufolge könnte die Zahl der Opfer noch steigen.

US-Präsident Donald Trump sprach den Familien der Opfer sein Beileid aus. Dies sei ein “Akt des absolut Bösen”, sagte er in einer kurzen Erklärung in Washington. Trump kündigte Trauerbeflaggung und eine Reise nach Las Vegas am Mittwoch an. Papst Franziskus zeigte sich erschüttert und sprach von einer “sinnlosen Tragödie”. Auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Bundeskanzlerin Angela Merkel äußerten sich in Kondolenzschreiben an Trump entsetzt und drückten ihr Mitgefühl aus. Nach Angaben des Auswärtigen Amtes in Berlin steht die Botschaft in Washington mit den US-Behörden in Kontakt und arbeitet mit Hochdruck daran zu klären, ob Deutsche unter den Opfern sind.

LAS VEGAS ZIEHT MILLIONEN BESUCHER AN

Las Vegas zieht jährlich etwa 3,5 Millionen Besucher aus aller Welt an. In der Metropole im Wüstenstaat Nevada gibt es unzählige Hotels, Casinos und Einkaufszentren. Im Morgenhandel an der Wall Street gaben Aktien von Casinobetreibern nach: So verlor der Besitzer des Hotels Mandalay Bay, MGM Resorts, 4,2 Prozent. Beim Konzern Wynn Resorts betrug das Minus 0,5 Prozent.

Wie bei früheren Massakern in den USA zeigten sich Befürworter strengerer Waffengesetze verärgert. “Es ist Zeit, dass der Kongress seinen Hintern hochbekommt und etwas unternimmt”, sagte der demokratische Senator Chris Murphy. US-Bürger haben per Verfassung das Recht, Waffen zu tragen. Das Grundrecht wird von der Waffenlobby erbittert verteidigt.

Aktien von Waffenherstellern legten an der Wall Street zu: So stiegen die Papiere von American Outdoor Brands um 6,4 Prozent und die von Sturm Ruger um 5,6 Prozent. Hintergrund sind die nach solchen Vorfällen immer aufkommenden Spekulationen, dass die Waffengesetze verschärft werden könnten. Anleger rechnen damit, dass der Absatz kurzfristig steigt, weil sich die Bürger mit Waffen eindecken.

Das Massaker von Las Vegas ist das folgenschwerste der US-Geschichte. Im vergangenen Jahr wurden bei einem Anschlag auf einen Nachtclub in Orlando im Bundesstaat Florida 49 Menschen getötet.

Der Angriff auf das Countrykonzert hat Parallelen zu einem islamistisch motivierten Anschlag auf ein Rockkonzert in Paris. Dabei wurden vor knapp zwei Jahren 89 Menschen getötet.

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