Wie kommen Nato-Waffen zum IS?

  26 Oktober 2017    Gelesen: 592
Wie kommen Nato-Waffen zum IS?
Hat Washington nicht hoch und heilig geschworen, Waffen nur an die „gemäßigte Opposition“ in Syrien zu liefern? Nun haben syrische Truppen neueste Waffentypen aus Nato-Ländern entdeckt – allesamt in einem IS-Lager. Ein britischer Experte erklärt, wie das Kriegsgerät in die „falschen“ Hände gelangen konnte.
Das ist jetzt wirklich ein schwieriger Moment für die USA und ihre Nato-Partner, hatten sie doch beteuert, ihre Waffenlieferungen an syrische Kampfgruppen strengstens zu kontrollieren, auf dass sie nie und nimmer an die Falschen geraten.

Nun sind Nato-Waffen genau dort gefunden worden, wo sie nicht sein durften: in einem IS-Lager im ostsyrischen Al-Mayadin, wie ein Brigadegeneral der syrischen Regierungstruppen bekannt gegeben hat.

Gelangt sind sie dorthin „über Vermittler“, wie Ammar Waqqaf erklärt, Gründer und Direktor von GNOSOS, einem Zentrum für Nahost-Studien in London.

Das funktioniert so:

„Die USA suchen eine syrische Gruppe aus, die mit der Al-Qaida nicht in Verbindung gebracht werden kann. Sie bilden sie aus, bewaffnen sie und dann wird sie vom IS geschluckt“, erklärt der Experte. Dies habe man in Syrien immer wieder beobachtet.

Außerdem habe der IS Nato-Waffen auch direkt kaufen können, sagt der Analyst, „etwa in der Türkei, einem Nato-Mitglied“. Auf diesen Wegen hätten die Terroristen in den letzten fünf Jahren beachtliche Waffenvorräte angelegt.
Eine andere „Waffenroute“ führe über die Golfstaaten Saudi-Arabien und Katar. Diese Länder hätten Geld bereitgestellt, damit der Westen „ehemals sowjetische Waffen im großen Stil kaufen konnte, beispielsweise in Serbien – um keine Nato-Waffen direkt miteinzubeziehen“, so Waqqaf.

Die Amis selbst lieferten auch, die Panzerfäuste TOW zum Beispiel – „eine hochentwickelte Waffe, die für den Kriegsverlauf entscheidend war“, sagt der Nahost-Kenner. „Ausgeteilt wurden die Panzerfäuste ursprünglich an gemäßigte Gruppen – die sind dann aber in den Terrorgruppen aufgegangen.“

Eine Schande sei das, betont der Analyst. „Denn bei all den Versprechen, die Waffen würden auf keinen Fall in die falschen Hände geraten, sind sie ganz offensichtlich an die Falschen geraten. Offenbar hat man es mit der Kontrolle nicht so eng genommen – oder aber die Kontrollen fehlten völlig.“

Jetzt beschließen die Vereinigten Staaten auf einmal, der Zivilbevölkerung in Rakka zu helfen. So bewertet der Experte diesen Entschluss: „Washington hat die Menschen im Norden und Nordosten Syriens immer schon dazu bringen wollen, sich von der Zentralregierung in Damaskus abzuspalten. Angeblich würden die USA ihnen helfen, ein besseres Staatswesen aufzubauen…“
Nur sei Rakka derart zerstört, dass die USA erstmal liefern müssen – die Stadt schnellstmöglich aufbauen – um die Syrer auf ihre Seite zu bringen.

„Würde Washington die syrische Zentralregierung in Damaskus und ihre Verbündeten wie etwa Russland miteinbeziehen, würde das den Wiederaufbau der Stadt beschleunigen und die humanitäre Situation der Menschen dort verbessern“, sagt der Experte.

Washingtons Ziel aber sei es, diese Region von Syrien abzutrennen, „also werden sie niemanden sonst an den Aufbau der Stadt heranlassen.“


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