Ein Kampf an vielen Fronten

  04 Dezember 2015    Gelesen: 684
Ein Kampf an vielen Fronten
Der Bundestag stimmt heute über einen Militäreinsatz in Syrien ab. Doch was erwartet die Bundeswehr in dem Land eigentlich? Die Frontlinien in Syrien sind verworren: Allianzen verschieben sich, werden aufgekündigt oder neu eingegangen. Björn Blaschke gibt einen Überblick.
Seit mehr als vier Jahren kommen nun schon fast täglich die immer gleichen Bilder aus Syrien - Bilder von Toten, Verletzten, Zerstörung. Bilder, die das Leid der Menschen kaum vermitteln können. Bilder eines Krieges - nicht aller gegen alle, aber vieler gegen viele.

Komplizierte Machtverhältnisse

Dabei ist die Situation am Boden oft schwer durchschaubar: Frontlinien verschieben sich, alte Allianzen werden aufgekündigt und neue eingegangen. Der Führung in Damaskus, an deren Spitze Präsident Bashar al-Assad steht, halten die regulären Streitkräfte die Treue. Dazu kommen die sogenannten Shabiha, also Milizen. Außerdem Kämpfer der Hisbollah, einer schiitischen Organisation aus dem Libanon, aber auch schiitische Kämpfer aus dem Irak und - wie es heißt - aus dem Iran und Pakistan.

Dank für russischen Einsatz

Seit einigen Wochen mischt auch die russische Luftwaffe mit - wofür die Führung sich regelmäßig dankbar zeigt: So richtete sich beispielsweise Außenminister Walid Moallem an den russischen Präsidenten Wladimir Putin mit den Worten: "Erlauben Sie mir im Namen des syrischen Volkes, meinen Dank an Präsident Putin zu richten, für seine Bemühungen bei der Bekämpfung des Terrorismus und für seine Freundschaft."

Seit die russische Luftwaffe die verschiedenen Kampfverbände am Boden und damit auch die Führung in Damaskus unterstützt, konnten die Regimeeinheiten verlorenes Gelände zurückerobern. Das syrische Staatsfernsehen wird nicht müde, das zu betonen.

IS auf der einen - Al-Nusra auf der anderen Seite

"Brutal ist die Schlacht mit der Terrororganisation Daesh", sagt der Korrespondent des Staatsfernsehens. Der arabische Ausdruck "Daesh" steht dabei für: "Islamischer Staat im Irak und in Syrien". Dessen Kämpfer sind insbesondere an den Grenzen zur Türkei und zum Irak, im Nord-Osten und Osten Syriens stark.

Eine andere islamistische Organisation ist kaum weniger aktiv: die Al-Nusra-Front, der offizielle Al-Kaida-Ableger in Syrien.

Und noch eine dritte große islamistische Organisation macht von sich Reden: die Ahrar al-Shaam. Sie wird unterstützt von Saudi-Arabien, Katar und der Türkei.

Neben den Islamisten sind in Syrien noch kurdische Milizen vertreten, turkmenische und die Freie Syrische Armee, kurz FSA. Sie setzen sich vor allem aus desertierten Soldaten der regulären syrischen Streitkräfte zusammen, aber auch aus einstigen Zivilisten, die gegen Assad arbeiten. Der Westen unterstützte die FSA anfänglich weniger, mittlerweile aber mehr.

Millionen Syrer auf der Flucht

Es ist diese Vielzahl an Kriegsteilnehmern, die die Karte des Landes bestimmt: Assad und seine Getreuen beherrschen nur mehr ein Fünftel des syrischen Territoriums. Die restlichen vier Fünftel kontrollieren Milizen, die unterschiedliche Ideologien verfolgen und deshalb nicht nur die Führung in Damaskus bekriegen sondern bisweilen auch einander.

Die Hälfte der Syrer wurde inzwischen durch die Kämpfe vertrieben. Mehr als vier Millionen Syrer wurden vom UN-Flüchtlingshilfswerk in den Nachbarländern Syriens registriert, fast acht Millionen Menschen sind im Land selbst auf der Flucht.

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