Das Team um Andrew Sun verglich Zahlen aus einem großen US-Gesundheitssurvey. 28.000 Frauen und 23.000 Männer zwischen 25 und 45 Jahren hatten darin Angaben zu ihrem Cannabiskonsum im Vorjahr und der Sex-Häufigkeit gemacht. Knapp 25 Prozent der Männer und knapp 15 Prozent der Frauen gaben an, im Vorjahr Cannabis konsumiert zu haben.
Ungeachtet von Alter, Geschlecht, Ethnie oder Lebenssituation zeigte sich: Wer täglich kiffte, hatte im Mittel sogar etwas häufiger Geschlechtsverkehr als Cannabis-Abstinenzler. Frauen hatten demnach in vier Wochen 7,1- statt sechsmal Sex, Männer 6,9- statt 5,6-mal.
Dosis unklar
Das Ergebnis überraschte die Forscher. "Ich dachte, es würde wahrscheinlich einen ähnlich negativen Zusammenhang geben wie bei Zigaretten", sagte Studienautor Michael Eisenberg der Seite Febes.com. Erst 2016 hatte eine Übersichtsstudie untermauert, dass Tabakrauchen das Risiko für erektile Dysfunktion erhöht. Beim Kiffen ist das laut der aktuellen Untersuchung offenbar anders.
"Häufiger Marihuanakonsum scheint die sexuelle Motivation und Leistungsfähigkeit nicht zu schmälern. Wenn überhaupt, dann steht er mit erhöhter Koitus-Frequenz in Zusammenhang", so Eisenberg. Die Sex-Häufigkeit stieg dabei ziemlich parallel zum Cannabiskonsum an - unabhängig davon, ob die Befragten auch andere Drogen wie Alkohol oder Kokain konsumierten oder nicht. Wie hoch die einzelnen Dosen waren, geht aus dem Datenmaterial nicht hervor.
Allerdings stellt die Arbeit keinen kausalen Zusammenhang her, sondern nur eine Korrelation. "Die Studie sagt nicht: Wenn du Marihuana rauchst, hast du mehr Sex", betont Eisenberg. Denkbar wäre etwa auch, dass Menschen, die kiffen, generell entspannter eingestellt sind und deshalb mehr Sex haben.
Wahrscheinlich kommt es auf die Dosis an
Michael Sommer, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Männergesundheit, hält den Zusammenhang dennoch für schlüssig: "Dass man bei moderatem Cannabiskonsum lockerer wird, ist bekannt."
Bisher hatten Fachleute und Studien intensives Kiffen eher mit Libido-Verlust in Verbindung gebracht, bei Männern teils auch mit Erektionsschwierigkeiten und verminderter Spermienqualität. Andererseits hatten Versuche bei Tieren und Menschen gezeigt, dass Marihuana Hirnregionen stimuliert, die für sexuelle Erregung und Aktivität wichtig sind.
In den USA ist Marihuana in derzeit 29 Bundesstaaten als Medizin oder zum Freizeit-Gebrauch erlaubt. Rund 22 Millionen erwachsene Amerikaner konsumieren es regelmäßig. In Deutschland haben nach offiziellen Zahlen etwa 1,4 Millionen Menschen im Vormonat in der Freizeit gekifft.
Sommer geht davon aus, dass sich die Ergebnisse der US-Studie grundsätzlich auf Deutschland übertragen lassen. Er schränkt aber ein: "Bei gemäßigtem Konsum!".
Quelle : spiegel.de
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