Todesdrohungen gegen "Charlie Hebdo"

  07 November 2017    Gelesen: 1115
Todesdrohungen gegen "Charlie Hebdo"
"Ich bin die sechste Säule des Islam", ruft der karikierte Islamologe Tariq Ramadan und präsentiert dabei eine übergroße Erektion auf der Titelseite. Dafür erhält das französische Satiremagazin erneut Morddrohungen und schaltet die Justiz ein.
Das französische Satiremagazin "Charlie Hebdo" hat wegen Todesdrohungen die Justiz eingeschaltet. Die Pariser Staatsanwaltschaft leitete nach einer Anzeige Vorermittlungen wegen Todesdrohungen und Rechtfertigung eines Terroraktes ein, wie aus Justizkreisen bestätigt wurde. Laut französischen Medien hatten manche Nutzer sozialer Netzwerke mit Drohungen auf die jüngste Titelseite des Magazins reagiert.

Es handelt sich um eine Karikatur zum Fall des bekannten Islamwissenschaftlers Tariq Ramadan, der in Frankreich wegen Vergewaltigungsvorwürfen in den Schlagzeilen steht. Die französische Justiz hatte eine Untersuchung eingeleitet, ihr liegen zwei Anzeigen gegen Ramadan vor. Dieser hatte im Gegenzug Anzeige wegen falscher Anschuldigung gestellt und von einer "Verleumdungskampagne" gesprochen, die von seinen "langjährigen Gegnern" orchestriert werde.

In der "Charlie"-Karikatur zeichnet sich unter der Hose der Figur eine übergroße Erektion ab, daneben steht als "Verteidigung Tariq Ramadans": "Ich bin die sechste Säule des Islam". Die fünf Säulen des Islam sind zentrale Pflichten für Muslime, dazu gehört etwa das Gebet. "Charlie Hebdo" ist für provokante Karikaturen bekannt, die immer wieder Debatten auslösen.

"Charlie"-Publikationsdirektor Riss sagte dem Sender Europe 1: "Es gibt eine rote Linie, die man nicht überschreiten darf. Man kann über "Charlie" sagen, was man will, das ist nicht das Problem. Aber jemandem mit dem Tod zu drohen, ist weder auf der Straße erlaubt, noch in einer Zeitung, nirgendwo." Riss begründete die Darstellung Ramadans damit, dass dieser sich als Islamologe präsentiere - deshalb zeichne "Charlie" ihn auch so.

Dass die Todesdrohungen für das Satiremagazin und die französische Justiz äußerst besorgniserregend sind, kommt nicht von ungefähr: Nach der Veröffentlichung einer Mohammedkarikatur im Januar 2015, hatten Islamisten einen Anschlag auf die Pariser Redaktion von "Charlie Hebdo" verübt und zwölf Menschen ermordet.

Quelle: n-tv.de

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