Exklusives Interview mit dem österreichischen Botschafter in Aserbaidschan

  08 November 2017    Gelesen: 9665
Exklusives Interview mit dem österreichischen Botschafter in Aserbaidschan

Baku. Der Botschafter von Österreich in Aserbaidschan, Axel Wech, hat am 2.November in der österreichischen Botschaft dem Nachrichtenportal AzVision.az ein exklusives Interview gegeben.

Axel Wech ist seit dem 1. Dezember 2014 der österreichische Botschafter in Baku.Er war 2 Jahre lang für Georgien zuständig, bis die Botschaft in Georgien eröffnet wurde. Davor war er Botschafter in Pakistan mit einer Co-Akkreditierung in Afghanistan.

Wie bewerten Sie das aktuelle Niveau der bilateralen Beziehungen zwischen den beiden Ländern?

Botschafter: Grundsätzlich, ist das Niveau der Beziehungen gut. Die Staaten haben keinerlei Konflikte. Wir haben gute Zusammenarbeit in multilateralen Bereichen, im Bereich der UN, wo wir uns wechselseitig unterstützen. Im Rahmen EU-Aserbaidschan haben wir gute Zusammenarbeit und auf bilateraler Ebene haben wir gute, freundschaftliche, enge Beziehungen.


In welchem Bereich beabsichtigt Österreich, Beziehungen zu Aserbaidschan aufzubauen?

Botschafter: Wir waren damals sehr interessiert am Ausbau des Nabucco-Projektes, aber Nabucco ist leider ein Projekt, das gescheitert ist. Wir haben damals sehr stark kooperiert im Bereich des Bauwesens. Bis zum Einbruch der aserbaidschanischen Währung waren sehr viele Firmen hier, die das Teppichmuseum gebaut und ethliche Stahlkonstruktionen für den neuen Flughafen zur Verfügung gestellt haben. Die Bautätigkeit ist natürlich nach dem Währungseinbruch stark eingebrochen und damit hatten österreichische Firmen keine Aufträge mehr. Trotz einem haben wir häufig kooperiert im Bereich der Eisenbahn, wo wir ein großes Potenzial sehen. Aserbaidschan gilt als Hub im Bereich der Nord-Süd, Ost-West Verbindungen und die Eröffnung der Eisenbahnstrecke Baku-Tiflis-Kars ist ein wichtiger Schritt, Weg von der reinen Abhängigkeit des Erdöls zu bringen. Aserbaidschan diversifiziert seine Wirtschaft und eröffnet dabei andere Geschäftszwecke und Modelle. Das liegt auch im Interesse des Präsidenten Ilham Aliyev. Hier arbeiten wir eng mit der aserbaidschanischen Eisenbahn, mit Dschawid Gurbanow zusammen und sind sehr froh über diese Zusammenarbeit. Herr Gurbanow macht aus unserer Sicht eine hervorragende Arbeit und wir hoffen, dass wir noch diese Bereiche weiter ausbauen werden. Ein weiterer Zusammenarbeitsbereich ist die Landwirtschaft. Hier ist ein Ziel vorgegeben vom Präsident Ilham Aliyev, die landwirtschaftlichen Produktionen auszubauen und hier sind wir bereit mitzuarbeiten. Und ein dritter großer Bereich ist der Tourismus Bereich. Hier haben wir schon mit der Baku Tourism University und der Fachhochschule in Krems eine zehnjährige Zusammenarbeit.

Wie viel hat Österreich nach der Wiederherstellung der staatlichen Unabhängigkeit in Aserbaidschan investiert?

Botschafter: Wir haben durchaus im letzten und vorletzten Jahr einen starken Wirtschaftseinbruch in unseren bilateralen Wirtschaftszahlen gehabt. Die Zahlen für das Jahr 2017 sind besser, zumindest ein leichter Aufschwung zu verzeichnen. Das was ich noch immer natürlich sehr bedauerlich empfinde, dass die Exporte Aserbaidschans nach Österreich 99% Erdölprodukte sind. Wir selbst hoffen auf ein Anspringen der Wirtschaft hier, ich bin überzeugt, dass wir verstärkt wieder Firmen haben werden, die hierher kommen. In den letzten zwei Jahren ist es für die Firmen wegen des Einbruchs der Währung sehr schwer geworden. Wo wir immer liefern, ist eben der Eisenbahnsektor und haben trotz der Wirtschaftskrise geliefert. Im Landwirtschaftsbereich haben wir schon interessanterweise über Jahre Viehexporte hierher. Ich weiß, es gibt bereits Firmen, die österreichische Rinder selbst züchten und weiter nach Zentralasien exportieren.

Plant Österreich eine gemeinsame Kooperation mit Aserbaidschan im Hightech Bereich?

Botschafter: Wir selbst fokussieren uns auf Start-ups. Es ist für uns sehr wichtig. Wir hatten vor anderthalb Jahren hier einen unserer Experten im staatlichen IT-Bereich. Er hat sich Asan Service angeschaut und war sehr beeindruckt. Ich glaube es gibt hier durchaus Potenzial, nur das wird nicht durch die Botschaft gemacht. Wir lassen das nicht staatlich laufen, sondern wir machen das über Kooperationen privater Firmen.

Herr Botschafter, Österreich hat im Jahr 2017 den OSZE-Vorsitz übernommen. Die Bewältigung von Konflikten im OSZE-Raum zählt zu den Herausforderungen und Prioritäten des österreichischen Vorsitzes. Welche Initiativen will Österreich im Zusammenhang mit der Karabach-Regelung ergreifen?

Botschafter: OSZE-Präsidentschaft hat eine andere Rolle. Die spielt als eine Rolle des Vermittlers, eines ehrlichen Maklers. Alle Seiten müssen Vertrauen in die Präsidentschaft haben, weil wir als Präsidentschaft eine oder andere Seite nicht bevorzugen werden. Die Initiative zur Regelung des Berg-Karabach Konflikts liegen bei der Minsk-Gruppe und vor allem bei dem Ko-Vorsitz, den wir unterstützen. Wir sind und waren immer bereit Meetings der Präsidenten oder Außenminister in Wien abzuhalten , behilflich zu sein sei es in Wien oder in Genf. Wir unterstützen die Minsk-Gruppe in ihren Bemühungen und den Botschafter Anjey Kasprshik. Es sind hunderte Vorschläge auf dem Tisch, sie müssen nur angenommen werden. Annehmen können nur die beiden Konfliktparteien. Der Vorsitz kann Vorschläge präsentieren aber wir können niemanden zwingen diese Vorschläge anzunehmen.

Welche Rolle spielt die Eröffnung der Eisenbahnstrecke Baku-Tiflis-Kars für Europa?

Botschafter: Die Seidenstraße 2.0 wird die Bahnverbindung zwischen China und Europa verkürzen. Es gibt mehrere Wege nach Europa. Und einer von ihnen ist über das Kaspische Meer. In diesem Sinn ist die Bahnstrecke sehr wichtig. Sie ist vor allem wichtig für die regionale Entwicklung, Transporte zwischen der Türkei und Aserbaidschan bzw nach Georgien zu entwickeln. Der Hafen in Alat ist gut gebaut. Der zweite und sehr wichtige Punkt ist die Nord-Süd Strecke von St.Petersburg, Moskau nach Baku eben nach Bandar Abbas. Man könnte theoretisch eine Eisenbahnlinie über den Iran, Pakistan bis nach Bombay führen. Das sind natürlich langfristige Projekte. Ich bin überzeugt, dass der Endausbau eine wichtige Verkehrsaxe darstellen wird.



Adil Shamiyev
Zaur Bandaliyev


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