Wie ein mit Wasser gefüllter Luftballon
Das Ghibli-Portfolio verfeinern nun zwei neue Modell-Varianten: GranLusso und GranSport. Ersterer soll mit klassischen Lederausstattungen und Chrom-Elementen eine Käuferschicht ansprechen, die im Ghibli einen eleganten Begleiter zur Oper sieht. Der GranSport jedoch kommt mit einer Menge Carbon, Sportsitzen und einem dunklen Kühlergrill daher. Ob die Kohlefaser-Türgriffe bei einem edlen Gleiter wie dem Ghibli allerdings nötig sind, muss der Betrachter selbst entscheiden.
Auch die optisch ansprechenden Sitze verlieren bei der ersten sportlich angefahrenen Kurve ihren Reiz, denn Seitenhalt ist kaum vorhanden. Und überhaupt hat es der GranSport nicht so mit der Sportlichkeit. Auch ein vernünftiges Fahrgefühl geht dem Italiener ab. Die neue elektrische Servolenkung vermittelt in keinem der zwei angebotenen Fahrmodi ein gutes Feedback der Straße und die Bremse fühlt sich an, als würde man auf einen mit Wasser gefüllten Luftballon treten.
Auch das Fahrwerk tut sich in Sachen Federung mit dem Großteil der alltäglichen Fahrsituationen schwer. Bodenwellen werden von vorne nach hinten durch das ganze Auto durchgereicht. Positiv sind hingegen das Gewichtsverhältnis von 50:50 zwischen Vorder- und Hinterachse sowie der hecklastig ausgelegte Allradantrieb. Beide Umstände verhelfen zu einer guten Chassis-Balance bei Kurvenfahrten.
Ein Hoch auf die Emotionen?
Pluspunkte in der Emotions-Wertung sammelt der Ghibli mit dem in der Top-Version "S Q4" verbauten V6-Saugmotor. Zwar zieht der mit einer beim Anfahren recht ruppigen Achtgangautomatik gepaarte 430 PS starke Benziner im Vergleich mit einem modernen Turbo-Triebwerk den Kürzeren, sympathisch ist das klangstarke Aggregat, das von Ferrari mitentwickelt wurde, aber allemal. Die Höchstgeschwindigkeit des Q4 liegt bei 286 km/h, den 0-100-Sprint erledigt der Dreizack in 4,7 Sekunden.
Ebenfalls mit dem Facelift haben es diverse neue Fahrassistenten in den Ghibli geschafft. Dazu zählt neben einem aktiven Totwinkel-Warner und einer Verkehrszeichenerkennung auch ein Autobahn- und Spurhalte-Assistent. Dieser war letztlich der Grund für den Umstieg von einer hydraulischen auf eine elektrische Servolenkung und beschert dem Maserati nicht nur eine völlig gefühllose Lenkung, sondern auch nervige und recht starke Eingriffe, sobald man sich auch nur in Richtung Fahrbahnbegrenzung bewegt. Das können andere Hersteller deutlich besser.
Um den Assistenten abzuschalten, reicht übrigens kein einfacher Knopfdruck auf dem Lenkrad, sondern man muss umständlich in das Menü des Infotainment-Systems einsteigen. Welche Kunden Maserati mit dem Ghibli von einem süddeutschen Mitbewerber abluchsen möchte, erschließt sich nicht. Um die mindestens fälligen 94.900 Euro für einen Ghibli GranSport S Q4 statt nach München, Stuttgart oder Ingolstadt nach Modena zu überweisen, muss man schon ein echter Tifosi sein – oder ein Faible für den Dreizack haben.
Quelle: n-tv.de
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