Studenten stürmen Vorlesung von „rassistischem Professor“

  17 November 2017    Gelesen: 850
Studenten stürmen Vorlesung von „rassistischem Professor“
Wirbel um rassistische Tweets: Ein Professor an der Universität Leipzig wünscht sich ein „weißes Europa“. Die Uni leitet Ermittlungen ein. Für die Studenten geht das nicht weit genug. Sie überraschen den Dozenten in seiner Vorlesung.
„Rauscher, rausch ab!“: Wegen umstrittener Äußerungen auf Twitter steht ein Leipziger Jura-Professor heftig in der Kritik. Die Universität sprach in einer Stellungnahme von „intolerantem und fremdenfeindlichem Gedankengut“ und verurteilte die Äußerungen. Thomas Rauscher, Universitätsprofessor und Direktor eines Jura-Instituts in Leipzig, wies hingegen den Vorwurf zurück, sich „rassistisch“ geäußert zu haben.

Der 62-jährige Rauscher soll in verschiedenen Tweets unter anderem von einem „weißen Europa“ gesprochen haben. Auf Nachfrage bestätigte er am Donnerstag, auf Twitter geschrieben zu haben: „Ein weißes Europa brüderlicher Nationen. Für mich ist das ein wunderbares Ziel!“.

Er habe sich dabei auf eine Demonstration zum polnischen Unabhängigkeitstag in Warschau bezogen, bei dem der Satz auf Transparenten zu sehen war.

Eine Universitätssprecherin kündigte am Donnerstag die Erstellung eines externen Gutachtens an. Es gelte zu prüfen, „inwieweit die Aussagen die dienstlichen Belange als Hochschulprofessor berühren“. Die Freiheit der Lehre entbinde nicht von der Treue zur Verfassung. Bereits in einer Erklärung am Mittwoch hatte die Leipziger Hochschulleitung „dienstrechtliche Schritte“ angekündigt.

Für einige Studenten ging das nicht weit genug. Sie stürmten eine Vorlesung des Jura-Professors, in der sie die anwesenden Studenten aufforderten, diese wegen seiner „rassisstischen Tweets“ nicht mehr zu besuchen.


Der Studierendenverband SDS veröffentlichte ein Handy-Video der Aktion auf seiner Facebook-Seite. Darin ist zu sehen, wie Rauscher den Hörsaal betritt, als zwei Studenten bereits am Mikro stehen und zu ihrer Rede ansetzen wollen. „Ich weiß, was hier an Hass und Wut gegen mich läuft“, sagt er, während mehrere Personen Flyer verteilen. Auf ihnen steht in großen Lettern: „Rauscher, rausch ab!“

Der umstrittene Professor redet weiter: „Wenn Sie mit mir diskutieren wollen ...“. „Ich möchte nicht mit Ihnen diskutieren“, fährt einer der Studenten dazwischen. „Dann verlassen Sie bitte den Raum“, sagt Rauscher. Er droht, von seinem Hausrecht Gebrauch zu machen, habe aber nicht vor, „körperliche Gewalt anzuwenden“. Das Plenum buht. Mit einem Zwischenruf verlangt eine junge Frau, den Redebeitrag zu hören. Rauscher lässt die Studenten am Mikro schließlich gewähren.

Während sie seine Tweets vorlesen und kommentieren, werden diese in einer Endlosschleife an die Wand projiziert.

Nachzulesen sind die Tweets nicht mehr. Seinen Twitter-Account hat Rauscher mittlerweile gelöscht. Um sich gegen weitere Angriffe zu schützen, wie er auf Nachfrage sagte. Er vertrete lediglich die Ansicht, „dass alle Kulturen und Ethnien sich gleichberechtigt in ihren Ländern, Kontinenten, Entwicklungsräumen entfalten sollen“. Auch wende er sich „gegen ein multikulturelles Deutschland“, da dies ein „auf mittlere Sicht alle beteiligten Kulturen zerstörendes Deutschland“ wäre. Bereits im vergangenen Jahr hatte Rauscher mit ähnlichen Äußerungen Kritik ausgelöst.

Quelle : welt.de

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